Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
besichtigt hatten. Das Schwert flackerte auf und Kylie hatte das Gefühl, dass es wusste, wohin sie gingen.
Kylie stürmte mit der Waffe in der Hand auf die Veranda. Sie hielt kurz inne, als sie meinte, ein Geräusch aus dem Wald zu hören. Sie spähte angestrengt in die Dunkelheit, konnte jedoch nichts entdecken. Dann machte sie sich unsichtbar und sauste davon.
Sie flog über das Tor, im Wissen, dass der Alarm losgehen würde. Doch das war ihr egal. Burnett würde mit Sicherheit außer sich sein vor Wut. Aber sie tat das Richtige. Im Moment erschien es ihr sogar unwichtig, ob sie weiterlebte oder starb. Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihre Mom rettete.
In dem Moment wusste sie, was Mario gemeint hatte, als er von ihrer Schwäche gesprochen hatte. Liebe.
Schwäche hin oder her, Liebe war das Einzige, wofür es sich lohnte zu sterben.
Sie folgte der Küstenlinie, vorbei an Galveston, bis zur nächsten kleinen Insel. Der Mond hing rund und hell am schwarzen Himmel. Der Wind trug die Geräusche des Ozeans zu ihr heran. Sie fand die Straße, wo das Strandhaus sein sollte, und ihr Schwert glühte noch heller. Als sie an ein großes, gelbes Holzhaus kam, das von einem zweieinhalb Meter hohen Zaun umgeben war, wusste sie, dass sie es gefunden hatte. Ihr fiel auf, dass das Haus zum Strand hin ebenfalls eingezäunt war. Wer kaufte sich denn ein Strandhaus und schottete sich dann so ab? Jemand, der Angst vor Eindringlingen hatte.
Das Schwert schien sie regelrecht dazu zu drängen, hineinzugehen. Verdammt, vielleicht sprachen das Schwert und sie am Ende doch dieselbe Sprache.
Kylie wäre fast hinter dem massiven Tor gelandet, doch dann fiel ihr ein, dass John vielleicht ein ähnliches Alarmsystem hatte wie Shadow Falls.
Sie bemühte sich, ihr rasendes Herz und ihr rauschendes Blut zu beruhigen, um nicht unüberlegt zu handeln. Jeder Fehler konnte für sie oder für ihre Mom tödlich sein.
Sie schaute sich schnell um. Die Vegetation war ziemlich spärlich, im Vergleich zu Houston und der Hill-Country-Gegend. Lediglich Palmen und große Oleanderbüsche mit hellrosa Blüten säumten den Zaun. Plötzlich hörte sie entfernte Stimmen. Sie versteckte sich im Schatten des Tors und umrundete dann am Zaun entlang das Grundstück – immer den Stimmen entgegen. Das Leuchten des Schwerts wurde schwächer, als wollte es vermeiden, dass sie entdeckt wurde. Doch Kylie spürte die Energie der Waffe auch so.
Sie bog um eine Kurve und entdeckte eine seitliche Einfahrt mit einem weiteren Tor. Sie verbarg sich in einem dichten Oleanderbusch und lugte durch die Blätter. Zwei Männer standen hinter dem eisernen Tor und unterhielten sich. Wachen.
Was waren sie?
Kylie wollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Sie zuckte mit den Augenbrauen und konzentrierte sich auf die Stirn der Männer – Chamäleons. Aber ihre Muster waren irgendwie verschwommen, fast schwarz.
Böse.
Ihr stockte der Atem, als ihr bewusst wurde, mit wem sie fertigwerden musste.
Ein Motorengeräusch erklang in der vom Vollmond erhellten Nacht. Der silberne Cadillac, der neben den Männern stand, hatte den Motor angelassen. Das Tor öffnete sich ratternd. Kylie sah, dass einer der Männer in das Auto gestiegen war.
Das war ihre Chance. Vielleicht ihre einzige. Sie musste durch das Tor schlüpfen. Sie musste ihre Mutter retten.
Kurz dachte sie daran, dass es vielleicht zu spät war. Doch sie verdrängte den Gedanken sofort wieder.
Sie machte sich unsichtbar und lauschte angestrengt, in der Gewissheit, dass sie es mit Chamäleons zu tun hatte. Die Geräusche anderer Unsichtbarer erschienen immer lauter. Näher.
Doch es herrschte eine fast schon unheimliche Stille in dieser seltsamen Welt der Unsichtbaren. Vielleicht standen die anderen aber auch ganz still, genau wie sie.
Und lauschten.
Kylie wartete bis der Motor noch lauter wurde, damit ihre Schritte möglichst nicht zu hören waren. Als das Tor einen Spaltbreit offen stand, packte sie die Gelegenheit beim Schopf.
Mit angehaltenem Atem und auf Zehenspitzen schlüpfte Kylie durch das Tor. Drinnen hörte sie plötzlich etwas – Schritte. Sie war nicht die Einzige, die unsichtbar war.
Eine weitere Wache tauchte ein paar Meter von ihr entfernt aus dem Nichts auf. Er schaute sich misstrauisch um.
»Haben wir Besuch?«, fragte der Mann am Tor.
»Vielleicht? Schnell, schließ das verdammte Tor, ich schau dann noch mal nach.«
Bevor er sich wieder unsichtbar machen konnte, rannte Kylie so
Weitere Kostenlose Bücher