Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Kylie. Sie mochte Holidays Blick in die Zukunft wirklich. Alles, was sie tun musste, war, am Leben zu bleiben.
41 . Kapitel
Am Abend saß Kylie auf ihrem Bett und drehte gedankenverloren das Armband ihrer Mutter um ihr Handgelenk. Zum gefühlt tausendsten Mal schaute sie auf die Uhr. Es war schon fast Mitternacht, Lucas würde sich bald verwandeln. Sie hatte heute zweimal mit ihm gesprochen. Das eine Mal hatte er einfach nur angerufen, weil er noch mal hören wollte, wie sie
es
sagte. Sie wusste natürlich, was er meinte und tat ihm den Gefallen.
Ich liebe dich.
Er hatte zwar nicht gesagt, dass er abends noch vorbeikommen würde, doch Kylie hoffte es.
Ihr Blick fiel auf das helle Licht am anderen Ende des Raums. Das Schwert hatte den ganzen Tag nicht aufgehört zu leuchten, dabei berührte sie es nicht einmal. Es war so, als versuchte es, ihr etwas mitzuteilen. Offenbar sprach Kylie kein Schwertisch.
Dabei hatte sie es wirklich versucht. Nach dem Abendessen hatte sie sich tatsächlich hingesetzt und mit dem Ding gesprochen. Es gefragt, ob sie da etwas wissen musste. Ihm gesagt, dass sie gern am Leben bleiben würde.
Doch es war ein Monolog geblieben. Kylie hatte auch eigentlich nicht erwartet, dass das Schwert ihr antwortete, aber ehrlich gesagt, hätte es sie auch nicht erstaunt, wenn es das getan hätte. Bei all dem verrückten Scheiß, der ihr hier schon passiert war, schockierte sie inzwischen gar nichts mehr.
Als Kylie sah, dass es kurz vor zwölf war, stand sie auf. Della kam im selben Moment aus ihrem Zimmer wie Kylie aus ihrem.
»Wo willst du denn hin?«, fragte Della misstrauisch.
»Ich wollte mich nur ein bisschen auf die Veranda setzen. Allein.«
»Du hoffst, dass er vorbeikommt, oder?«
Kylie nickte.
»Na schön«, gab Della nach. »Aber ich sag dir, wenn du morgen nach Hundeatem stinkst …«
Kylie lachte und ging nach draußen. Sie schaute zum Mond und fragte sich, ob die Verwandlung zum Werwolf Lucas helfen würde, mit seiner Trauer umzugehen. Sie hoffte es.
Sie dachte daran, wie er sie mal als Wolf vor einem Angriff von Fredericka gerettet hatte. Sie wünschte sich, ihn mal wieder in dieser Form zu sehen. Es gab noch so vieles, was sie über ihn erfahren wollte. Wie er aussah, wenn er morgens aufwachte. Auf welcher Seite des Betts er normalerweise schlief. Ob er schnarchte?
Nach einer Weile wurde ihr das Warten zu lang, und ihr fiel ein, dass sie noch ihre E-Mails hatte checken wollen. Kylie ging wieder in die Hütte und schaltete den Computer an. Als sich ihr Postfach öffnete, fand sie darin aber nicht wie erhofft eine Nachricht von Lucas, sondern eine von Derek. Er hatte ihr alle Infos und Links geschickt, die er zu Lucinda Esparza hatte finden können. Da der Geist immer noch regelmäßig auftauchte, ging Kylie davon aus, dass sie bis nach dem Kampf mit Mario bleiben würde. Oder sie hatte einfach keine Lust, zur Hölle zu fahren.
Der Gedanke jagte Kylie einen Schauer über den Rücken. Sie wollte die Nachricht schließen, kam dabei aber aus Versehen auf einen der Links. Es war ein Ausschnitt aus einer alten Zeitung, mit der Ankündigung der Hochzeit von John Anthony Esparza und Lucinda Edwards.
Kylie sah sich den Ausschnitt genauer an. Darauf war ein Bild von Lucinda in ihrem Hochzeitskleid. Sie war hübsch, jung und wirkte unschuldig, so ganz in Weiß. Auf dem nächsten Bild war das Paar abgebildet, wie es gemeinsam den Kuchen anschnitt.
Kylie blieb das Herz stehen. Sie erstarrte vor Schreck. Sie blinzelte und betete, dass sie sich verguckt hatte. Aber nein, das war er tatsächlich.
Kein Wunder, dass sie ihn nicht leiden konnte! John, der John ihrer Mom, war John Anthony, Marios Sohn.
Kylie verfiel sofort in Protector-Modus – ihr Blut rauschte, während Adrenalin durch ihren Körper jagte. Das Schwert lag plötzlich neben ihr und glühte fast erwartungsvoll. Kylie dachte an Marios Drohung:
Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!
Er hatte es die ganze Zeit so geplant.
Kylie dachte für einen Moment daran, Della zu rufen oder zu Burnett zu gehen. Aber nein, das war ihr Kampf!
Und sie musste ihn allein gewinnen.
Oder allein verlieren.
Kylie hatte keine genaue Adresse von Johns Strandhaus, aber ihre Mom hatte davon gesprochen, dass es in derselben Straße lag wie die alten Herrschaftshäuser, die sie vor einer Weile mal
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