Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
schnell sie konnte zu einem Busch und versteckte sich dahinter. Dann machte sie sich sichtbar, weil sie davon ausging, im Reich der Unsichtbaren eher gehört als im Dunkeln gesehen zu werden.
Ihr Protector-Modus war immer noch aktiv, Kylie spürte, wie es in ihr kribbelte. Das Schwert fest in der Hand, schloss Kylie für einen Moment die Augen, um ihren Atem zu beruhigen. Da hörte sie es: ein tiefes, bedrohliches Knurren.
Fuck. Es gab Wachhunde.
Kylie riss die Augen auf und sah sich einer Hundeschnauze mit gebleckten Reißzähnen und gelb glühenden Augen gegenüber. Das schwarze, mit Metallzacken versehene Halsband ließ darauf schließen, dass es sich wirklich um einen Wachhund handelte. Aber der wilde Ausdruck in den Augen des Tieres deutete darauf hin, dass es zumindest zum Teil Werwolf war.
Kylie versuchte, nicht in Panik zu verfallen. Der Atem des Tiers roch faulig, er riss die Schnauze weit auf und entblößte noch mehr seiner furchterregenden Zähne. Sein Knurren wurde tiefer. Die Hundemarken an seinem Halsband klirrten, und das Geräusch schien viel zu laut.
Kylie sah dem Tier direkt in die Augen und umfasste den Griff des Schwertes fester.
Bring mich nicht dazu, dich zu töten. Ich hab mit dir kein Problem. Ich mag Wölfe eigentlich sehr gern.
Das Tier wich zurück. Seine gelben Augen blinzelten. Es ließ sich auf seine Hinterbeine nieder und senkte den Kopf. Kylie erinnerte sich daran, wie ihr schon einmal ein Wolf seine Unterwürfigkeit gezeigt hatte.
Sie verstand zwar nicht, wieso es funktionierte, aber sie musste einfach alles probieren und jeden Vorteil, den sie hatte, nutzen.
Schnell schaute sie zu den Männern am Tor. Dort stand nur noch einer, der andere hatte sich wohl wieder unsichtbar gemacht. Er konnte überall sein.
Kylie machte sich ebenfalls wieder unsichtbar und lauschte angestrengt. Sie hörte Schritte, die sich dem Busch näherten und dann langsamer wurden. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie sicher war, er könnte es hören.
Der Wolfshund sprang mit einem Satz aus dem Gebüsch.
»Verdammt, du dämliche Töle«, rief die Wache aus. »Ich dachte, da wäre jemand.«
Durch die Blätter sah Kylie, wie der Mann wieder sichtbar wurde. Er ging zu dem Hund und trat ihm gegen die Hinterbeine. Ziemlich fest. Der Hund jaulte, und Kylies Blut rauschte stärker, im Bedürfnis, den hilflosen Hund zu beschützen. Als der Mann wieder ausholte, nahm Kylie schnell einen kleinen Stein und warf ihn in das Gebüsch nebenan.
Das Geräusch ließ den Mann aufhorchen. Er ging sofort in die Richtung, um nachzuschauen. Je näher er ihr kam, desto schwerer fiel ihr das Atmen.
»Hast du was?«, rief der andere Mann ihm zu.
»Nein, denke nicht«, murmelte er und ging zum Tor zurück. »War nur der dumme Köter.«
Der dumme Köter hat mir gerade den Arsch gerettet,
dachte Kylie. Ihr Herz schlug immer noch wie wild gegen ihren Brustkorb.
Als der Mann sichtbar blieb und anfing, mit dem anderen zu plaudern, erkannte Kylie ihre Chance, einen Weg ins Haus zu suchen.
Schnell machte sie sich unsichtbar und schlich auf der Suche nach einem Eingang ums Haus. Der Wolfshund kam ihr hinterhergehumpelt und bestätigte damit ihren Verdacht, dass er sie auch unsichtbar sehen konnte.
Vorsichtig legte Kylie dem Hund eine Hand auf das verletzte Hinterbein. Ihre Hand wurde warm.
Bring mich ins Haus, Freund,
sagte sie in Gedanken zu dem Tier, in der Hoffnung, dass es wie vorher funktionieren würde. Derek konnte immerhin auch mit Tieren kommunizieren. Vielleicht war sie gerade Fee.
Der Hund wandte sich ab und lief auf die Pfähle zu, auf denen das Holzhaus gebaut war. Dann drehte er sich zu ihr um, als wollte er, dass sie ihm folgt.
Kylie riskierte es und ging ihm nach. Sie liefen im Zickzack zwischen den Balken hindurch, und Kylie stellte ihre Entscheidung schon in Frage, als der Hund an einer Rampe stehen blieb. Sie führte zu einer Klappe – offenbar eine Art Hundetür. Der Hund erklomm die Rampe und schlüpfte durch die Klappe. Kylie versuchte, es ihm nachzutun, was allerdings mit dem Schwert in der Hand gar nicht so einfach war.
Prompt schlug sie mit der Klinge beim Hindurchklettern gegen die Klappe. Wenn jemand Unsichtbares in der Nähe war, hatte er das auf jeden Fall gehört.
Drinnen angekommen, verharrte Kylie regungslos und lauschte. Doch es war alles still. Vor sich sah Kylie ein paar Schlafsäcke und einen leeren Hundefressnapf. Ich wette, sie füttern dich nicht regelmäßig, stimmt’s Kumpel? Aber,
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