Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
aber noch öfter nur wegen der Hormone.«
Holidays Antwort beschrieb genau Kylies Situation mit Lucas und Derek. Kylie löffelte noch etwas Eis. »Und nichts davon hat funktioniert?«
»Nein. Das ist das Verflixte an der Liebe. Erst ist sie schön, romantisch, süß und wunderbar. Aber nachdem du einen Monat mit ihr geschlafen hast oder nachdem du am Altar von ihr sitzengelassen wurdest, ist sie richtig anstrengend, gemein und gefährlich.«
Kylie fragte: »Ist das deine pseudocoole Art, mir zu sagen, dass ich nicht mit jedem ins Bett hüpfen sollte?«
Holday zeigte mit ihrem Löffel auf Kylie. »Nein, es ist meine pseudocoole Art, zu sagen, dass du vorsichtig sein solltest.« Sie lehnte sich nach vorn. »Nur weil ein Typ an deine Tür klopft, musst du ihm ja nicht sofort öffnen.«
Kylie lachte, und Holiday stimmte mit ein.
Holiday rührte in ihrem Eis. »Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mit drei der Typen, mit denen ich es getan habe, nicht mehr schlafen. Aber man kann eben nicht zurückgehen. Und dann diese Erinnerungen. Miese Erinnerungen, die sich in mein Hirn gebrannt haben.« Sie tippte sich mit dem Löffel gegen die Stirn. »Und man kann sie nicht mal weglasern lassen.«
Kylie nickte. Sie hatte selbst so ein paar Erinnerungen, die sie nicht mehr loswurde, also konnte sie es nachvollziehen.
Als sie ihr Eis aufgegessen hatten, gingen sie noch in ein Antiquariat, das direkt nebenan war. Kylie sprang der Titel eines Buches ins Auge, das allein auf einem Regalbrett stand. Legasthenie überwinden. Sie nahm sich das Buch und blätterte darin. Ob Miranda es wohl schon gelesen hatte?
Sie ging zur Ladentheke und fragte die Verkäuferin, ob sie noch mehr Bücher zu dem Thema hatten. Die Frau führte sie zu einem Regal. Kylie suchte sich drei weitere Bücher aus und bezahlte sie.
Holiday stöberte noch in den Regalen, also ging Kylie schon nach draußen und betrachtete die Hauptstraße der Kleinstadt. Es war alles sehr klein und niedlich. Antiquitätenläden, Fachgeschäfte und sogar ein Süßigkeitengeschäft – die Art von Laden, in die sie ihre Eltern immer geschleppt hatte, als sie noch klein war.
Ein Pärchen ging händchenhaltend an ihr vorbei, und Kylie versuchte, sich zu erinnern, ob ihre Eltern bei einem der Ausflüge jemals verliebt gewirkt hatten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, die beiden je händchenhaltend gesehen zu haben. Wenn sie unterwegs gewesen waren, hatten beide immer ihr eigenes Ding gemacht. Ihr Dad spielte Golf. Ihre Mutter ging shoppen.
Kylie war gerade auf dem Weg zu Holidays Auto, als sie ein anderes Paar sah, dass gerade aus einer Pension herauskam. Sie küssten sich. Nicht so ein kurzer, flüchtiger Kuss auf die Lippen, sondern mit viel Zunge, so als wären sie gerade voll in Fahrt. Das Küssen ging schnell in die nächste Phase, das An-den-Po-Fassen, über. Nehmt euch ein Zimmer, dachte Kylie und fragte sich, ob die beiden wussten, dass sie Zuschauer hatten und ob sie das überhaupt kümmerte. Aber egal, ob nun richtig oder falsch – Kylie konnte irgendwie auch nicht wegschauen.
Vor allem deshalb, weil in ihrem Kopf plötzlich die Alarmglocken schrillten.
Etwas an den beiden kam ihr vertraut vor.
Sie sah, wie die Hand der Frau vorne in die Hose des Mannes glitt. Kylie blieb der Mund offen. Ekelhaft. Es war so eklig, und trotzdem konnte Kylie, die sich hinter das Auto geduckt hatte, nicht wegsehen. Als die Münder sich endlich voneinander lösten und sich der Mann umdrehte, traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag in den Magen.
Kylie musste sich am Auto festhalten, weil ihre Knie sich plötzlich wie Wackelpudding anfühlten.
»O. Mein. Gott.«
36. Kapitel
Dad?
Kylie hielt sich an der Autotür fest, um nicht vornüber auf die Straße zu kippen. Was machte ihr Dad da … mit … Kylies Blick schnellte zu der Frau, oder sollte sie besser sagen zu dem »Mädchen«? Kylie erkannte die neue Assistentin ihres Vaters, die sie im vergangenen Monat auf einem Firmen-Picknick kennengelernt hatte. Sie war im dritten Collegejahr.
Immer noch ans Auto gelehnt, fing Kylie an zu rechnen. Obwohl sie nicht gerade ein Mathe-Ass war, kam sie doch schnell zu dem Ergebnis, dass die Assistentin gerade einmal vier Jahre älter als sie selbst sein konnte.
Und auf einen Schlag wurde Kylie einiges klar. Zum Beispiel, warum sechs Paar Unterhosen ihres Vater auf dem Grill gelandet waren. Oder die vielen Momente, in denen ihre Mutter ihrem Vater die kalte
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