Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
dich?«
»Worauf du wetten kannst.« Er lehnte sich auf dem Felsen zurück und legte eine Hand hinter den Kopf. Die Position betonte seine muskulösen Arme. »Besonders jetzt, wo Lucas weg ist«, sagte er, und sein Tonfall ließ Kylie ahnen, dass Derek mehr wusste, als sie sich gewünscht hätte.
35. Kapitel
O Gott. Konnte Derek irgendwie von ihrem Kuss mit Lucas wissen? Konnte er das in ihren Gefühlen lesen? Kylie wusste es nicht. Aber sie wollte ihn auch nicht fragen. Sie legte sich rücklings auf den Felsen und schaute in die Bäume. Das Geräusch der nahen Wasserfälle schien sich in den Blättern zu verfangen. Sie dachte kurz an die Sage, aber dann war Dereks Nähe doch wieder faszinierender.
Sie redeten nicht. Derek schob seinen Arm näher an sie heran, so dass sein Handrücken ihre Hand berührte. Diese kleine Berührung genügte schon, um ihren ganzen Körper kribbeln zu lassen.
»Kommt deine Mutter morgen?«, fragte sie.
»Natürlich. Sie lässt doch keine Gelegenheit für einen peinlichen Auftritt aus.«
Kylie kicherte und dachte daran, wie Derek rot geworden war, als seine Mutter ihm die Haare glattgestrichen hatte. »Sie liebt dich eben.«
»Sie behandelt mich wie einen Dreijährigen.« Er hielt inne. »Kommt deine Mutter oder dein Vater?«
»Beide«, antwortete Kylie. »Zumindest sagen sie das.« Ihr Vater hatte schon mal gelogen. »Die Welt könnte ja untergehen, wenn sich die beiden zufällig im gleichen Zimmer aufhalten …«
»Bist du deswegen so gestresst?«
»Zum Teil.«
Er drehte seinen Arm, schob seine Hand in ihre und drückte sie sanft. »Ich mag dich. Ich will nicht, dass du traurig bist.« Der warme Griff seiner Hand wurde fester. Er hatte ihr versprochen, sich zu benehmen, aber sie nahm an, dass Händchenhalten für ihn noch kein Nicht-Benehmen war.
Sie war sich nicht sicher, ob sie es auch so sehen konnte. Sie wusste nur, dass es sich gut anfühlte – ein bisschen so wie eine Umarmung. »Ich mag dich auch.«
»Gut«, sagte er, und sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Sie redeten ein paar Minuten lang nicht, und dann fragte er: »Stresst dich der Geist?«
»Ja.« Sie fühlte sich bei ihm sicher und erzählte ihm von dem Traum mit dem Geist und davon, dass sie dachte, der Geist wolle durch sie seine Ehre wiederherstellen, weil er das Verbrechen, das ihm angelastet wurde, gar nicht begangen hatte.
Derek hörte einfach zu. Als ihr auffiel, dass nur sie redete, fragte sie: »Willst du immer noch deine Fähigkeit, mit Tieren reden zu können, loswerden?«
»Ja. Ich werde immer besser darin, ihre Stimmen auszublenden. Holiday sagt, wenn ich so weitermache, werde ich sie bald gar nicht mehr wahrnehmen. Natürlich sagt sie das so, als wäre es etwas Schlechtes.« Er hielt inne. »Wie ist es bei dir? Willst du deine Gabe auch immer noch loswerden?«
Die Tatsache, dass Kylie nicht gleich antwortete, sondern erst mal darüber nachdenken musste, überraschte sie selbst. »Es macht mir Angst«, meinte Kylie dann. »Ich glaube nicht, dass ich mutig genug dafür bin. Aber seit dem Traum muss ich immerzu an den Soldaten denken. Wie mutig er war. Als er zurückging, um die Frau zu retten, wusste er, dass er es wahrscheinlich nicht überleben würde. Wenn ich nur seinen Namen wüsste. Dann könnte ich herausfinden, ob er für etwas beschuldigt wurde, das er nicht getan hatte. Und wenn es so war, dann würde ich es gerne wiedergutmachen.« Sie schloss für einen Moment die Augen. »Aber weißt du, was seltsam ist?«
»Was?« Dereks Finger bewegten sich sanft in ihrer Hand.
»Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, kommt er mir bekannt vor. Als würde ich ihn irgendwoher kennen.«
»Vielleicht tust du das ja.«
»Vielleicht«, mutmaßte Kylie. »Aber ich habe sogar meine Mutter gefragt, ob irgendjemand aus meiner Familie Soldat oder so war, und sie meinte, nein.«
Derek rutschte etwas herum, bis er bequem lag. »Hat Holiday etwas darüber gesagt, wie ein Geist die Person aussucht, der er erscheint?«
»Sie meinte, es könnte alle möglichen Gründe haben. Ich könnte irgendwo vorbeigegangen sein, wo der Geist gerade war, oder es könnte etwas Persönliches sein.«
Derek hob den Arm, um auf die Uhr zu schauen. »Ich hab leider schlechte Nachrichten: Unsere Stunde war vor einer halben Stunde vorbei.«
»Das sind wirklich schlechte Nachrichten.« Sie schloss die Augen. »Derek?«
»Ja?«
»Danke.«
»Wofür?«, fragte er.
»Für alles.« Sie rollte sich auf die Seite
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