Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Klamotten, die er trug, ganz zu schweigen. Ältere Männer sollten niemals enge Jeans tragen.
»Ist er das?«, fragte Holiday.
Kylie hätte am liebsten gelogen und wäre durch die Hintertür abgehauen, aber ihr Dad hatte sie schon erspäht und kam quer durch den Raum auf sie zu.
»Und? Ist er übernatürlich?«, fragte Kylie schnell und kämpfte gegen das Gefühl von Peinlichkeit an. Stattdessen beobachtete sie Holidays zuckende Augenbrauen.
»Nein.« Sie seufzte tief. »Aber das heißt nicht –«
»Ich weiß«, unterbrach Kylie sie.
»Wie geht es meinem Mäuschen?« Ihr Vater zog sie zu einer festen Umarmung an sich. Kylie schloss die Augen und versuchte zu vergessen, wie er aussah, und wollte stattdessen nur die wohltuende Wärme der Umarmung in sich aufsaugen. Sie spürte Tränen aufsteigen und schluckte schwer, um sie zurückzuhalten.
»Mir geht’s gut«, murmelte sie und trat zurück. Ihre Nase juckte, aber die Tränen kamen nicht.
»Ist das eine Freundin von dir?«, fragte ihr Vater und deutete auf Holiday.
Kylie schaute auf Holidays Campleiter-Abzeichen und fragte sich, ob das Haarefärben auch die Sehkraft ihres Dads beeinträchtigt hatte.
»Ich wünschte, das wäre so.« Holiday streckte die Hand aus. »Mein Name ist Holiday Brandon, ich bin eine der Campleiterinnen.«
»Sie machen Witze«, sagte ihr Dad. »Sie können doch nicht älter sein als zwanzig. Und Sie sehen kein bisschen so aus wie die Campleiterinnen, die ich kenne.« Sein Lächeln wurde breiter, und sein Blick glitt über Holidays wohlgeformte Figur.
»Ich mache keine Witze.« Holiday löste ihre Hand aus der seinen.
Kylie sah ihren Vater entgeistert an. Er war immer ihr Rückhalt gewesen, sei es bei aufgeschürften Knien, beim Streit mit ihrer Mutter und sogar bei Problemen mit Jungs. Die Realität rollte wie ein Felsen über sie hinweg. Ihr Vater flirtete. Mit Holiday. Holiday, die … naja, mindestens fünfzehn Jahre jünger war als er.
»Was ist denn aus deinen grauen Haaren geworden, Dad?«, platzte Kylie heraus.
Ihr Vater schaute sie an. »Ich … ich hab keine Ahnung.«
»Also, Sie entschuldigen mich«, sagte Holiday, und Kylie hätte schwören können, dass sie ein Lächeln in ihren Augen gesehen hatte. »Ich lasse Sie mal mit Ihrer Tochter allein.«
Vielleicht besser nicht , dachte Kylie. Sie kannte diesen Mann nicht, und sie war sich nicht sicher, ob sie ihn kennenlernen wollte.
»Er war nicht so wie früher.« Gut eine Stunde später kämpfte Kylie immer noch mit den Tränen.
Kylies Vater war nicht einmal eine Stunde dagewesen. Holiday, die offenbar spürte, dass Kylie traurig war, hatte sie dann gefragt, ob sie mit in die Stadt kommen wollte. Sie musste ein paar Dinge erledigen.
»Eine Scheidung ist immer schwer«, sagte Holiday. »Glaub mir, als sich meine Eltern getrennt haben, sind sie auch total übergeschnappt. Meine Mutter hat sich die Brüste vergrößern lassen und angefangen, sich meine Klamotten auszuleihen.«
»Wie hast du das überstanden?«, fragte Kylie ungläubig.
»Irgendwie schafft man das. Natürlich helfen auch große Becher voller Eiscreme …« Holiday lächelte und bog in den Parkplatz vor dem Eiscafé ein. »Na, was sagst du? Wollen wir unsere Sorgen betäuben?«
Kylie nickte.
Holiday öffnete die Tür. »Einfach mir nach. Zuerst müssen wir mindestens jeder fünf Geschmacksrichtungen testen, dann bestellen wir uns drei Sorten.«
Kylie lachte. »Welche Sorgen musst du denn betäuben?«
»Machst du Witze? Hast du eine Ahnung, wie viele Stunden ich mit dem großen, bösen Vampir verbringen musste?«
»Burnett«, sagte Kylie und verstand. »Warum sagst du nicht einfach ja?«
»Ja? O nein. Nur über meine Leiche. Er ist genauso nervig, unhöflich und aufdringlich, wie er … heiß ist.«
»Also bist du in ihn verliebt, was?«, stichelte Kylie.
Holiday zeigte mit dem Finger auf sie. »Mach nur so weiter, und du bekommst bestimmt kein Eis.«
Als Kylie und Holiday alle möglichen Eissorten von Schoko-Minze bis Banane-Schoko probiert hatten, stellte Kylie, schon leicht im Zuckerschock, eine Frage, die sie sonst nicht gestellt hätte. »Wie merkst du, dass du verliebt bist?«
Holiday schob sich einen Löffel Zuckerwatte-Eis in den Mund. »Du stellst auch nie leichte Fragen, oder?«
Kylie stocherte mit ihrem Löffel im Butter-Pecan-Eis. »Nö.«
Holiday betrachtete eingehend ihre Eiscreme. »Ich dachte einige Male, dass ich verliebt bin. Mal so richtig mit ganzem Herzen und so,
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