Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
noch. »Ich versuch es ja.«
»Da ist noch etwas, das ich wissen muss«, sagte er. In dem Moment schallte Löwengebrüll zu ihnen herüber.
»Und was?«
»Was tust du, wenn wir herausfinden, dass Lucas hinter alldem steckt?«
»Ich werde dasselbe tun wie bei jedem anderen. Zu Holiday gehen.« Sie hielt inne. »Aber es wird nicht Lucas sein.«
»Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein, dass er unschuldig ist.« Derek musterte sie.
»Und du scheinst ziemlich sicher zu sein, dass er schuldig ist«, gab sie zurück.
»Das liegt daran, dass die Beweise dafür sprechen.«
»Das ist alles Zufall.«
»Für jemanden, der sich mal wegen des Typen in die Hosen gemacht hat, hast du aber ganz schön deine Meinung geändert.«
Das Gespräch führte in eine unangenehme Richtung, und Kylie versuchte, die Kurve zu kriegen. »Ich will doch nur herausfinden, wer dahintersteckt, damit sie das Camp nicht zumachen.«
»Ich doch auch«, lenkte er ein.
Sie spürte einen eisigen Windstoß und schlang sich die Arme um den Oberkörper.
Derek musterte sie. »Ist der Geist da?«
»Vielleicht.« Sie sah sich um, konnte ihn jedoch nicht entdecken. »Er ist seit der Sache mit dem Löwen erst ein paarmal zurückgekommen, und er ist nie länger als ein paar Sekunden geblieben.«
»Vielleicht hilft er uns wieder. So wie beim letzten Mal.«
»Vielleicht, aber ich hoffe, dass wir keine Hilfe brauchen«, sagte sie, und die Kälte verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Sie blieben an einem Zaun stehen. »Hier ist es.« Derek lugte durch den Maschendrahtzaun.
»Sind sie da drin?« Sie konnte nichts erkennen.
»Ja. Hinter den Bäumen und dort neben dem Teich.«
»Wissen sie, dass wir hier sind?«, fragte Kylie.
»Darauf kannst du wetten.«
Sie trat einen kleinen Schritt vom Zaun zurück. »Wie willst du das machen?«
Er grinste. »Ich dachte, das sagst du mir.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie.
»Nicht ganz«, sagte er, klang aber ein wenig unsicher.
»Okay.« Sie biss sich auf die Lippe. »Kannst du etwas von ihnen empfangen?«
»Im Moment spüre ich nur, dass sie uns als Bedrohung sehen.«
»Warum denn?«, fragte Kylie. Ein lautes Geräusch von einem anderen Wildtier hallte durch die Nacht. »Das ist aber sicher nicht alles, was sie fühlen.«
»Das sind Männchen.« Er schmunzelte. »Gefühle sind nicht unsere Stärke.«
»Wirklich süß«, murmelte sie.
»Find ich auch.« Er grinste.
»Hey, das ist eine ernste Angelegenheit!« Sie versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen.
»Ich weiß.« Sein Lächeln verschwand. »Ich habe dir aber gesagt, dass ich nicht weiß, ob es funktioniert.«
»Konzentrier dich einfach«, bat Kylie. »Frag sie mit deinen Gedanken, wovor sie Angst haben.«
Er lehnte den Kopf gegen den Zaun und schloss die Augen. Sie sah ihm zu. Die Zeit verging, eine Minute, zwei. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht zu fragen, ob es klappte.
Dann dachte sie, wenn auch sie sich konzentrierte, wäre es vielleicht noch besser, also schob sie sich von hinten an seinen Rücken und legte die Hände seitlich an seinen Oberkörper. Warum habt ihr Angst vor uns? Warum habt ihr Angst vor uns? Sie wiederholte die Frage immer wieder im Kopf.
»Kylie?«, flüsterte Derek.
»Kommt was bei dir an?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Ja, es kam was an, bis …«
»Bis was?«, hakte sie nach.
»Bis du deine Brüste an meinen Rücken gedrückt hast. Die Gedanken daran sind leider wesentlich stärker als das Geplauder mit den Löwen.« Er lachte leise.
Sie trat schnell zurück und gab ihm einen Klaps auf den Rücken.
Er lachte, konzentrierte sich aber sofort wieder.
Sie hörte ein Rascheln hinter dem Zaun. »Ich glaube, es kommt einer her.«
»Psst«, machte er.
Sie schwieg, aber als der Löwe den Zaun ansprang, schrie sie mindestens so laut, wie der Löwe brüllte. Sie machte einen Satz zurück und landete auf dem Hintern, ihr Herz klopfte wie wild.
»Das ist derselbe Löwe, oder?«, fragte sie und starrte das Tier an, das sie ebenfalls anschaute. Sie würde diese Augen niemals vergessen – golden und hungrig.
Derek antwortete nicht. Er drehte sich nicht einmal zu ihr um, um ihr aufzuhelfen. Da bemerkte sie, dass er wie angewurzelt dastand und das Tier anstarrte, als ob … als ob sie ein geistiges Gespräch führen würden.
Sie blieb sitzen, wo sie war, um ihn nicht zu stören. Sie hob die Hände, um sich den Schmutz von der Jacke zu klopfen, doch dazu kam sie nicht mehr. Denn sie wurde
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