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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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damit sie nicht aufs Neue strauchelte.
    »Gräfin …?«
    »Ich werde schon zurechtkommen.« Doch ihre Gedanken verschwammen. »Lassen Sie uns einfach weitergehen …«
    »Warum sind Sie so bleich?«
    »Ich weiß nicht recht … sollte Ihnen sagen«, murmelte sie. Die Nacht wurde noch dunkler, und alles drehte sich um sie.
    »Sagen Sie mir genau, was Sie meinen«, verlangte er.
    Er berührte ihr Gesicht, als wollte er prüfen, ob sie Fieber habe.
    Verärgert über die ganze ermüdende Situation schlug sie ihn weg, aber er ergriff ihre Hand, und an der Kaskade donnernder Flüche, die die Luft erfüllten, erkannte sie, dass er die beiden Bissmale auf ihrer Handfläche gesehen hatte.
    Seine vom Mondlicht erhellten Augen funkelten auf sie herab.
    Sie brachte es fertig zu sagen: »Diese Schwache-Frau-Erfahrung … geht mir langsam … auf die Nerven.«
    Dann wurde ihr schwarz vor Augen, und sie verlor die Besinnung.
    Etwas hielt ihre Hand reglos fest. Etwas
anderes
drückte sich gegen ihre Finger. Etwas Schönes. Die Lippen eines Mannes. Sie konnte es an der Berührung von Schnurrbarthaaren auf ihren Fingerspitzen spüren.
    Die Lippen küssten – nein,
saugten
an ihrer Haut.
    Ein wonniges Kribbeln wanderte ihren Arm hinab, um in ihrer Magengrube zu kulminieren, ein Gefühl, das beinahe das schmerzhafte Brennen von Mrs Hazelgreaves’ Biss betäubte. Aber hatte es den Zustrom von Gift in ihr Blut umgekehrt?
    Und spielte es eine Rolle? Eine Wonne wie diese mochte es wert sein, dafür zu sterben. Sie seufzte.
    »Verflucht«, murmelte Avenage.
    Sie war viel zu langsam, um zu reagieren, als er den Kragen ihrer Bluse packte und die Ränder auseinanderriss, um ihren Hals und den oberen Rand ihres Korsetts zu entblößen. Sie riss die Augen auf, aber immer noch sah sie nichts als aufreizende Schwärze. Dann wieder warme Haut und die kratzende Berührung eines Schnurrbarts, aber diesmal pressten die Lippen sich auf ihre Brüste, über ihr Herz. Fingerspitzen suchten den Puls an ihrem Hals.
    »Gräfin?«, fragte er, seine Stimme war belegt.
    Sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange, daher musste sein Gesicht direkt vor ihrem sein. Sie hob die Hand und fand seine Wange und seine Lippen.
    »Entweder hat das Gift … mich blind gemacht …«, krächzte sie durch ausgedörrte Lippen. »Oder wir brauchen Kerzen.«
    Eine leichter Luftzug signalisierte, dass er sich erhob. Es zischte leise, und schließlich flackerte Licht auf. Rourke trug eine mit einer dichten Rußschicht bedeckte Glaslaterne herbei und stellte sie neben ihr auf den Tisch.
    Selene lag auf einem Sofa, immer noch zugedeckt von seinem Staubmantel. Wegen des schummrigen Lichts konnte sie nicht viel von dem Raum sehen, aber hoch über ihr wölbte sich ein Dachstuhl, und verblasste Wandteppiche bedeckten die Wände. Da waren einige Tische und Stühle, alle bedeckt von den gleichen Leinentüchern, und ein riesiger, rußgeschwärzter Kamin. Die Luft roch modrig und alt und … noch nach etwas anderem. Etwas Graues und Pelziges sprang vom Kaminsims herab. Eine Myriade golden blinkender Augen schimmerte im Dämmerlicht.
    »Sind das Ratten?«, fragte Selene blinzelnd.
    »Nein, Katzen.« Er runzelte die Stirn und trat mit dem Fuß auf. Die Katzen, die ihnen am nächsten gekommen waren, zogen sich zurück. »Hier wohnen mindestens zwölf, nach dem, was ich bisher gezählt habe.«
    Sie rümpfte die Nase. »Das erklärt den Geruch.«
    »Ah, aber zumindest wissen wir, dass hier keine Ratten oder Mäuse sind, wie Sie befürchtet haben.« Er zog die Brauen zusammen und setzte sich auf den am nächsten stehenden Stuhl. Eine Staubwolke stob auf. Rourke schloss die Augen, und sein Kinn verspannte sich, als bete er um Geduld mit ihrer gegenwärtigen Situation. »Ich habe die Ahnen wirklich gewarnt, dass das Gebäude nicht in Schuss gehalten wurde.«
    »Wie Sie sich vorstellen können, habe ich schon unter schlimmeren Umständen übernachtet. In eisigen Mooren. Dampfenden Schlammsümpfen. Dschungeln, in denen es von Insekten wimmelte.« Selene fügte leise hinzu: »Im Vergleich dazu ist Swarthwick ein Paradies, also machen Sie sich keine Sorgen wegen meines Wohlbehagens.«
    Sein Blick wanderte über ihr Gesicht und musterte sie. »Wie fühlen Sie sich?« Er sprach die Frage schroff aus, ohne irgendeine Andeutung, die wahre Sorge offenbaren würde.
    Sie bedachte die Giftzahnabdrücke auf ihrer Handfläche. Die kleinen runden Wunden hoben sich ziemlich deutlich von dem Schnitt ab, den die

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