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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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entschlossen hatte, konnte er auch sie gesichtslos machen.
    Wozu auch immer er sie im Geiste stilisiert hatte, es konnte lediglich eine Fantasie sein. Als Mann stand ihm doch gewiss so etwas zu, oder etwa nicht?
    Er entdeckte den Schlangenkorb auf der Steinmauer, wo er ihn zurückgelassen hatte. Tres und Shrew würden bald wieder da sein, nachdem sie die Kutsche und die Pferde unter den hohen Bäumen untergestellt hatten, auf der anderen Seite der Brücke, und er würde nicht noch einmal mit ihr allein sein. Als Rabenmeister gehörte es wahrlich nicht zu seinen Aufgaben, sie zu unterhalten.
    Als er in die Festung zurückkehrte, mit dem leeren Korb und der bedauerlichen Neuigkeit, dass Mrs Hazelgreaves anscheinend entkommen war und sich weggeschlängelt hatte, fand er Selene bereits schlafend und sogar leise schnarchend vor. Sie wirkte verletzlich und jung, und obwohl er wusste, dass keins von beidem der Wahrheit entsprach, nahm er instinktiv seinen Mantel vom Boden auf und legte ihn ihr wieder um die Schultern.
    Im nächsten Augenblick riss er das Kleidungsstück wieder herunter.
    Er sollte es sich nicht zu Gewohnheit machen, ihr diese Art von Freundlichkeit zu erweisen. Sie war eine Schattenwächterin, mehr als gewohnt an jedwedes Ungemach, das ein Auftrag erforderte.
    Wenn Shrew oder Tres in derselben Situation gewesen wären, des Mordes bezichtigt, würde er seinen Mantel über ihre Schultern drapieren? Er knurrte innerlich. Natürlich nicht.
    Sie seufzte und bewegte sich im Schlaf.
    Mit einem Stöhnen legte er das Kleidungsstück wieder über sie.
    Um etwas zu tun zu haben, trug er mehr Holz herein und entzündete ein Feuer. Zu seiner Erleichterung schien nichts Wildes im Schornstein zu nisten. Shrew und Tres gesellten sich bald zu ihnen und machten sich Schlaflager auf dem Boden zurecht, wobei sie ihre eigenen Taschen als Kopfkissen benutzten und einige grüne Wolldecken, die sie unter dem Kutschbock verstaut gefunden hatten. Rourke warf sich in einen Sessel und brachte sich so weit wie möglich in eine liegende Position.
    Doch der Schlaf wollte nicht kommen, und er starrte in die Dachsparren empor und erinnerte sich daran, wie Swarthwick vor all jenen Jahrhunderten ausgesehen hatte, glänzend, sauber und neu. Als sterblicher Mann hatte er so viele Hoffnungen und Träume für die Zukunft gehabt.
    Sie waren alle hier begraben worden.
    Sein Blick fiel wieder auf Selene. Für seinen Geschmack hatten sie sich heute Nacht viel zu gut verstanden.
    Morgen würde er sich ihr gegenüber wie ein Arschloch benehmen.
    Selene erwachte auf demselben Sofa, auf dem sie in der Nacht zuvor eingeschlafen war – nur dass sie nicht allein war. Drei Katzen, alle grau und orange gestreift, dösten auf ihrer Hüfte, ihrem Bauch und ihren Beinen.
    Sie verlagerte ihre Position, und die Tiere sprangen herunter. Kaum fehlte ihre Körperwärme, fror sie.
    Ein Feuer brannte in der steinernen Herdstelle, und frühmorgendliches Licht fiel durch die Fensterläden. Abgesehen von steifen Gliedern und einem schmerzenden Hals – lästige Gebrechen, die sie seit Jahrhunderten nicht mehr gehabt hatte – fühlte sie sich ausgeruhter als in den Tagen zuvor.
    Für ein kleines Weilchen noch kuschelte sie sich unter die warmen Schichten von Rourkes Mantel und einer Pferdedecke, die in der Nacht irgendwie ihren Weg zu ihr gefunden hatte. Sie gratulierte sich zu ihrem recht erfreulichen Austausch mit dem Rabenmeister in der Nacht zuvor und war erleichtert darüber, dass sie trotz allem anscheinend in der Lage sein würden, die kommenden Tage mit einem gewissen Maß an Höflichkeit hinter sich zu bringen.
    Vor allem wegen Avenage. Sie brauchte nicht verhätschelt zu werden. Trotz ihres Elends wegen ihrer Situation verstand sie sehr wohl, warum die Ahnen sie in diese Isolation befohlen hatten. Aber aus welchem Grund auch immer, Rourkes Meinung war ihr wichtig.
    In der Nacht hatte sie wieder von ihm geträumt, obwohl sie sich wie zuvor an keine weiteren Einzelheiten erinnern konnte als die, dass er außer Reichweite geblieben war. Es hatte sie ein wenig frustriert, aber ihr nicht allzu viel ausgemacht. Obwohl sie wusste, dass Träume einfach nur Träume waren – Ausgeburten ihres unbewussten Geists –, hatte die simple Tatsache, dass Rourke im Traum da gewesen war, sie getröstet, wie seine Worte es auch in der vergangenen Nacht getan hatten. Sie war zufrieden, dass der Rabenmeister sie wegen der jüngsten Morde in London nicht rundheraus verurteilte.

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