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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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selbst mit Hammer und Meißel eingraviert hatte.
    Er schaute in die dichten grauen Wolken hinauf. Seine Buße war noch nicht getan. Würde niemals getan sein.
    Er hatte nur hierher zurückkehren müssen, um sich daran zu erinnern.

8
    Die Geräusche von Kutschenrädern, männliche Stimmen und Gehämmer weckten Selene.
    Sie legte sich die Decke über die Schultern, ging zum Fenster und entriegelte die Läden. Die vergangenen drei Tage waren in einem monotonen Einerlei aus Wolken, Wurzelgemüseeintopf und Büchern verstrichen, die sie bereits tausendmal gelesen hatte. Sie hatte die Festung erkundet, so weit es möglich war, hatte aber viele der Räume, einschließlich des Treppenhauses zum Turm, verschlossen gefunden. Ihre Schlafphasen waren normaler geworden, und sie hatte es sich zu Angewohnheit gemacht, einmal am frühen Nachmittag zu ruhen und dann die Nacht fest durchzuschlafen. Obwohl sie sich stärker fühlte, war trotz der Stunden, die sie damit verbracht hatte, sie wieder hervorzurufen, noch keine ihrer Kräfte zurückgekehrt.
    Mit nachlassendem Regen war das Hochwasser des Flusses zurückgegangen, anscheinend weit genug für die Männer, die Avenage aus dem Dorf in Dienst genommen hatte, um an der Brücke zu arbeiten. Es waren mindestens acht Herren, zusätzlich zu Shrew und Tres und, ja, Rourke.
    Seit ihrem Kuss war er ihr aus dem Weg gegangen, aber nicht unfreundlich. Immer noch erkundigte er sich täglich nach ihrem Befinden und suchte für kurze Zeit ihre Gesellschaft, aber größtenteils wortkarg oder stumm und ganz in sich gekehrt. Einen großen Teil seiner Zeit verbrachte er in seinem Arbeitszimmer, von wo aus er Befehle an in London verbliebene Raben und in andere Teile der Welt schickte und seinerseits Berichte von dort empfing. Offensichtlich hatte er jedweden Gefühlen, die er sich in Bezug auf sie erlaubt hatte, Einhalt geboten. Entweder das, oder ihr Kuss hatte nicht auf die gleiche, mächtige Weise auf ihn gewirkt, wie es umgekehrt der Fall gewesen war.
    Sie hatte festgestellt, dass es das Beste für ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein war, ihm auf ähnliche Weise auszuweichen, und sie hatte sich eingeredet, dass die Intensität der Gefühle, die sie für ihn zu empfinden
schien
, nicht echt war, sondern vielmehr ein Resultat von Isolation und Langeweile. Gewiss würden sie verblassen, sobald ihre Kräfte zurückkehrten und sie alle nach London zurückreisten, um ihre Pflichten wieder aufzunehmen.
    Sie stand über ihre offenen Koffer gebeugt, diejenigen, die gänzlich auszupacken sie sich noch nicht die Mühe gemacht hatte. Sie enthielten kein einziges Kleidungsstück, das als praktisch oder provinziell erachtet werden konnte. Sie schätzte einen gewissen Stil. Kräftige, lebhafte Töne und teure, aber geschmackvolle Schnitte und Stoffe. Ihr Kleidungsstil war niemals prahlerisch – aber wie ihre Mutter glaubte sie an die Bedeutung des äußeren Anscheins. Man sollte niemals die Macht des ersten Eindrucks unterschätzen.
    Jetzt wählte sie ein blaugrünes Gewand aus Wildseide, zog es an und nahm sich die Zeit, das Haar aufzustecken. Zu guter Letzt wühlte sie auf dem Boden des ersten Koffers herum und fand eine vertraute Lederschatulle.
Vielen Dank, Lady Black.
Sie öffnete den Verschluss, wählte einen dicken Goldring aus, der ganz mit Saphiren besetzt war, und streifte ihn über ihren Finger. Als Nächstes wählte sie zwei goldene Ohrgehänge, die sie Jahrzehnte zuvor in Indien erworben hatte. Dabei ließ sie es bewenden und schloss den Deckel. Nichts übertrieben Kühnes für »Langweilmoor«.
    Sie mied die Küche und ein weiteres Frühstück, bestehend aus Shrews grässlichem Wurzelgemüseeintopf, den er stolz die ganze Zeit köcheln ließ und wieder auffüllte. Vielleicht konnten sie bei dem besseren Wetter alle ins Dorf fahren und zusätzliche Vorräte erwerben. Gegenwärtig klang ein Teller Rührei nach nichts Geringerem als dem Paradies.
    Nachdem sie aus dem Gemäuer der Burg heraus war, schaute sie nach Mrs Hazelgreaves, die weiterhin kuschelig in ihrer Felsspalte ruhte. Dann schlenderte sie über den Innenhof und die Einfahrt über den Abhang hinunter zur Brücke. Für kurze Zeit beobachtete sie die Männer, die dort arbeiteten, aber deren unausgesetztes Lächeln und Blicke – und Rourkes scharfes Stirnrunzeln – verrieten ihr, dass sie störte. Sie überquerte die Brücke und entdeckte gleich auf der anderen Seite Pferde und die Kutsche unter dem schützenden Blätterdach von

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