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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Fähigkeiten wiedererlangen würde.
    Auf dem schmalen, steinernen Treppenabsatz fanden sich zwei Türen, eine auf der rechten und eine auf der linken Seite. Rourke hatte ihr gesagt, dass die linke Tür zu dem Raum führe, der ihr gehöre. Im Innern fand sie ein großes, aber einfaches Bett vor, ohne Kopf- oder Fußteil. Über eine dicke Federkernmatratze war locker Wäsche gebreitet worden, dazu eine schwere Decke. Ihr Stoff war von ungewissem Alter – kunstvoll gewebt aus einst bunten Fäden – und nach wie vor gut erhalten. Sie verströmte nur einen schwach moderigen Duft, da sie anscheinend mit wohlriechenden Kräutern gelagert worden war. In der Tat, der Raum roch nach Zitronenöl, Basilikum und Thymian. Einige schlichte, doch stabile Möbelstücke vollendeten die Einrichtung.
    Es war eine ganze Weile her, seit sie in solch einem ländlichen Quartier gehaust hatte, aber das Zimmer und die Einrichtung gefielen ihr. Läden bedeckten ein großes Fenster. Sie hakte sie auf und fand keine Glasscheiben, genau wie in einigen Räumen im unteren Stockwerk, nur einen ungehinderten Blick auf ein Gelände, das sie bisher noch gar nicht richtig gesehen hatte.
    Grünes Gras, dessen Farbe durch den sturmdunklen Himmel darüber lebhaft intensiviert wurde, zog sich über einen steilen Abhang hinab, um auf die breiten, felsigen Ufer eines angeschwollenen Flusses zu treffen. Dort sah sie die Brücke aus der vergangenen Nacht, und auf der gegenüberliegenden Seite einen dichten Streifen von Ahornbäumen und Eschen, wo die Pferde und die Kutsche untergestellt waren. Hinter diesen Bäumen gab es ein Stück Heide, aus dem sich eine felsige Anhöhe erhob, die anscheinend die Festung umgab.
    Selene durchquerte den Flur. Die Tür ihrer gegenüber war geschlossen, aber sie drehte den Knauf und spähte hinein. Verblasste grüne Samtvorhänge umgaben ein Bett. Da waren keine persönlichen Gegenstände, weder eine Tasche noch ein Rasiermesser. Ein Fenster, schmaler als ihres, war in die gegenüberliegende Wand eingelassen. Neugierig, aber gleichzeitig mit dem Gefühl, ein ungebetener Eindringling zu sein, ging sie durch den Raum. Wieder hakte sie die Fensterläden auf. Wie sie vermutet hatte, reichte die Anhöhe ganz um die Festung herum und gipfelte in einem breiten, flachen Plateau, das von Schwarzdornbüschen umringt war. Gezackte weiße Felsen stachen in den Himmel wie riesige Stalagmiten. Gleich dahinter lag ein schmaler Streifen aus Graublau, verziert mit weißer Gischt – der Ozean.
    Eine kräftige Brise kühlte ihre Wangen und trug den vielschichtigen Geruch der Meeresbrise herein, ein Geruch nach Verfall und Erneuerung.
    »Entspricht Ihr Zimmer Ihrem Geschmack?«, erklang eine Stimme hinter ihr, eine, die sie sofort erkannte.
    Rourke stand in der Tür, leicht vorgebeugt, um hineinzuschauen. Ihr Herz machte bei seinem bloßen Anblick einen Hüpfer. Das Dämmerlicht des fensterlosen Flurs malte beidseits des Mundes Schatten auf seine Wangen.
    Sie nickte. »Und dieses Zimmer ist Ihres?«
    Ernst nickte er ebenfalls und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen.
    Sie fuhr fort: »Ich wollte die Aussicht sehen. Sie ist wunderschön, auf eine raue und Ehrfurcht gebietende Art, gerade so, wie es bei guten militärischen Festungen sein sollte.«
    Er kam nicht näher. Irgendwie brauchte er das nicht zu tun. Selbst am anderen Ende des Raums fesselte er ihr Interesse und brachte ihr Blut in Wallung.
    Er sagte: »Sie müssen … erleichtert über die Beweise sein, die Ihre Unschuld bestätigen.«
    Selene schloss die Fensterläden und legte den Messinghaken vor. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um und zupfte den Schal über ihren Schultern zurecht. »Ich werde noch erleichterter sein, wenn ich vollkommen freigesprochen worden bin und es keine Fragen mehr bezüglich der Stabilität meines Geistes gibt. Ich glaube aufrichtig, dass Lady Blacks Serum den Beginn der Transzendierung rückgängig gemacht hat. Jetzt müssen nur noch meine Fähigkeiten wieder ihre volle Stärke erlangen. Ich bin mir sicher, dass Sie und Ihre Rabenkrieger begierig darauf sind, nach London zurückzukehren, um die Anstrengungen dort zu verstärken. Für mich gilt das Gleiche.«
    Er nickte und sah sie mit seinen wolfsähnlichen, grünen Augen nachdenklich unter dunklen Wimpern hervor an. Wie er sie mit diesem aufmerksamen, intensiven Blick beunruhigte.
    »Nun … gibt es vielleicht noch etwas, das ich Ihnen holen kann?«, fragte er beinahe schroff und zog die

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