Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Gebühr schärft sie Scheren und Klingen, die stumpf geworden sind, und sie verkauft Dinge des täglichen Bedarfs. Haushaltsgegenstände und entzückende einheimische Wirkwaren.« Mrs Thrall nickte. »Ich habe erst letzte Woche eine Reihe hübscher Holzlöffel von ihr gekauft.«
Tres grinste. »Der Himmel weiß, dass wir alle mehr Holzlöffel gebrauchen könnten.«
Selene sagte: »Ja, schicken Sie sie zur Burg. Natürlich kaufen wir gern von ihr.«
»Da ist nur diese Sache«, schaltete sich der Pfarrer ein. »Sie hat Mrs Hounslow erzählt, dass sie nach Swarthwick gehen wolle, schlechte Straße hin, schlechte Straße her. Da sie wusste, wie lange das Haus nicht bewirtschaftet worden war, war sie sich sicher, dass Ihr den Wunsch haben würdet, Euren Haushalt auf Vordermann zu bringen mit einigen neuen … irgend … ich weiß nicht …«
»Löffeln?«, half Tres ihm auf die Sprünge.
»Oder Seife oder Decken.« Mrs Thrall lächelte.
Der Pfarrer stieg auf seine Bank und band die Zügel los. »Das war vorgestern. Seither hat sie niemand mehr gesehen.«
Niemand sonst hätte den Anflug des Unbehagens bei den Schattenwächtern wahrgenommen, aber Selene tat es. Ein verschwundenes Mädchen.
Der Pfarrer legte den Kopf schräg. »Ich kann jedoch an Eurer Reaktion erkennen, dass sie gar nicht so weit gekommen ist.« Er lachte leise. »Vermutlich machen wir viel Wirbel um nichts. Sie ist eine Vagabundin, dieses Mädchen, und ist wahrscheinlich ins nächste Dorf gegangen oder vielleicht ins übernächste, auf der Suche nach neuen Kunden.«
Selene trat von dem Zweispänner weg, um sich ihren »Brüdern« anzuschließen und ihren Besuchern Adieu zu sagen. Doch ein Gefühl des Grauens hatte sich in ihrer Magengrube breitgemacht. Sie hatte die beiden letzten Monate damit verbracht, Jagd auf Jack the Ripper und die Dunkle Braut zu machen, die beide die abscheuliche Angewohnheit hatten, Mädchen verschwinden zu lassen. Sie hatte außerdem die schnellen Blicke der anderen Schattenwächter gesehen. Wächter, die noch nicht von ihrer Unschuld überzeugt waren.
Sie redete sich ein, dass der Pfarrer recht hatte. Das Mädchen, offensichtlich eine bekannte Hausiererin, würde in ein oder zwei Tagen wieder auftauchen, ihr Wagen voller Waren leichter und ihre Börse schwerer. Der Pfarrer wendete den kleinen Wagen sachkundig auf der Straße, und er und Mrs Thrall winkten, während sie in die Richtung zurückholperten, aus der sie gekommen waren.
»Verdammt, sie ist entzückend«, murmelte Shrew.
»Es gibt Hoffnung für Sie beide«, neckte sie ihn, obwohl es sie schmerzte. »Mrs Thrall ist Witwe.«
Bis jetzt war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie es genoss, die einzige Frau unter den Raben zu sein. Sie war nicht besonders erfreut über Mrs Thralls Auftauchen, musste ihr aber zugestehen, dass sie in ihrem Wunsch nach Freundschaft vollkommen glaubwürdig gewirkt hatte.
Stunden später stand Selene am Fenster des großen Saals und nippte an einer Tasse Tee. Shrew und Tres brachten die Pferde und die Kutsche über die Brücke zum Stall. Die Arbeiter, die ihr Werk vollendet hatten, packten ihre Werkzeuge und Vorräte in Handwagen und trotteten die Straße hinunter davon. Rourke jedoch machte sich in dieselbe Richtung auf den Weg, wie er es jeden Nachmittag getan hatte.
Neugier nagte an ihr. Wohin ging er? Sie fühlte sich jetzt stärker und glaubte, genug Ausdauer für einen längeren Spaziergang zu haben.
Sie ergriff ihren Schal und kam auf dem Weg nach draußen an Shrew vorbei.
»Wohin gehen Sie?«, fragte er.
»Mich davon überzeugen, dass Mrs Hazelgreaves immer noch in ihrer Mauerspalte ruht. Ich möchte sie nicht verlieren.«
»Gehen Sie aber nicht weit«, rief er von der Tür aus. »Es ist bereits spät am Nachmittag und nicht mehr genug Zeit, ins Dorf zu laufen, um Vorräte zu beschaffen.« Er grinste. »Glücklicherweise habe ich fürs Abendessen jede Menge Eintopf vorbereitet.«
Als sie sich sicher war, dass er ins Haus gegangen war und sie nicht mehr beobachtete, raffte sie ihre Röcke und eilte in Richtung des Pfads. Bald erblickte sie in der Ferne Rourkes Gestalt.
Die Schultern durchgedrückt und das Gesicht nach vorn gewandt, schritt er zielstrebig aus. Unglücklicherweise verlor sie ihn hinter der nächsten Biegung des Pfads aus den Augen. Sie knickte um, und ein stechender Schmerz schoss ihr das Bein herauf.
»Verdammt …« Blöde hochhackige Schuhe.
Früher hatte sie immer das modischste Schuhwerk getragen
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