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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Ahornbäumen. Sie streichelte die Nüstern der Tiere und flüsterte ein wenig mit ihnen.
    Ein offener Zweispänner fuhr auf der Straße vorbei. Neugierig, wer der Neuankömmling war, kehrte Selene den Pferden den Rücken.
    Ein kleiner grauhaariger Mann mit gezwirbeltem Schnurrbart in dunklem Anzug und Hut stieg von dem Wagen. Eine schlanke Frau blieb auf der schmalen Bank unter dem Schatten eines bemalten japanischen Seidenschirms sitzen.
    Als Selene näher herantrat, sah sie, dass die Frau noch sehr jung war. Ihre Haut schimmerte alabastern, sie hatte eine zierliche Stupsnase und blaue Augen. Eine glänzende, blonde Locke fiel ihr liebreizend auf die Schulter. Sie trug einen Rock in gedämpftem Rosaton und eine passende Jacke mit schwarzen Seideneinlässen und einem züchtigen Kragen. Ein breiter Strohhut, dekoriert nur mit einem schwarzen Band, rahmte ihr Gesicht ein und wurde direkt unterhalb ihres Kinns von einer großen Schleife gehalten.
    Rourke, Tres und Shrew kamen dem Mann entgegen und rieben sich die schmutzigen Hände an ihren Hosen oder an Putzlumpen aus ihrer Tasche ab.
    »Lord Avenage?«, rief der Neuankömmling fragend.
    Rourke nickte. »Ja, Sir.«
    Rourke hatte sich das Haar bei der anstrengenden Arbeit leicht zerzaust; es stand in verschiedene Richtungen ab und verlieh ihm ein wildes, durchaus reizvolles Aussehen. Sonnenlicht fiel durch die Äste und ließ seine grünen Augen noch heller erscheinen als gewöhnlich. Er sah sie nicht einmal an, und trotzdem bekam Selene eine Gänsehaut. Ihr spektakulärer Kuss, der nur wenige Tage zurücklag, schien jetzt bloß noch eine ferne Fantasie ihrer eigenen, geheimen Begierden zu sein.
    »Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin Edwin Gower, der Gemeindepfarrer.«
    »Guten Tag«, erwiderte Rourke.
    Der Pfarrer deutete mit einem Arm auf den offenen Zweispänner. »Und das ist Mrs Thrall, deren Bruder den Besitz der Astleys gepachtet hat. Jetzt, da sich das Wetter gottlob gebessert hat, führe ich sie in der Gemeinde herum.«
    »Mrs Thrall, es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, sagte Rourke und richtete seinen Blick auf den Zweispänner.
    Mrs Thralls Augen leuchteten sichtlich auf. Sie wirkte wie gebannt und überwältigt – genau wie es Selene empfand, wenn Rourke
sie
ansah. »Die Freude ist ganz meinerseits, Lord Avenage.«
    Sie sprach mit sanfter Stimme. Selene konnte nicht umhin, Vergleiche zwischen Helena und Mrs Thrall anzustellen. Beide waren zierlich, vom gleichen Blondton und ausgesprochen liebreizend. Nur schien sich Mrs Thrall schlichter zu kleiden, vielleicht einfach aus Rücksicht auf ihre ländliche Umgebung.
    Trotz Selenes für gewöhnlich gesundem Selbstbewusstsein, wenn es um das andere Geschlecht ging, gaben beide Frauen ihr das Gefühl, ein großes, dunkles, kriegerisches Mädchen zu sein, dessen Küsse man leicht vergaß.
    Grrrr.
    Rourke trat zurück und deutete auf Tres und Shrew, um sie vorzustellen. »Dies sind meine … äh …
Brüder

    Tres ließ den Blick auf Selene ruhen und fügte hinzu: »Und dies ist natürlich unsere liebreizende Schwester, die Gräfin Pawlenko.«
    So wollten sie dies also spielen!
Amüsant.
Sie war immer bereit, eine dramatische Rolle zu übernehmen.
    »Schwester.« Shrew kicherte, als sie in ihre Mitte trat. Heiterkeit glänzte in seinen blauen Augen. »Liebe,
liebe
Schwester.«
    Der Blick des Pfarrers wanderte von einem zum Nächsten und registrierte eindeutig die offenkundigen Unterschiede in ihrem Erscheinungsbild. Da war Rourke, hochgewachsen, muskulös, von königlicher Haltung und mit normannischen Gesichtszügen. Dann die beiden Brüder, so platinblond und anmutig wie Elfenadel. Und dann natürlich sie selbst mit ihren dunklen, katzenförmigen Augen, dem mahagonifarbenen Haar und hellenistischen Gesichtszügen.
    Selene sprang mit einem Lächeln in die Bresche. »Wir sind natürlich Stiefgeschwister. Unser Vater, Gott sei seiner Seele gnädig, hat drei verschiedene Ehefrauen überlebt.«
    »Ein Leben voller Tragödien.« Der Pfarrer nickte, anscheinend zufrieden mit ihrer Erklärung. »So unglücklich wie die ganze Familiengeschichte der Avenages.«
    Selene sah Rourke an. Er schaute seinerseits zur Brücke hinüber, und zu den Männern, die dort immer noch arbeiteten.
    »Lady Pawlenko«, rief Mrs Thrall und schenkte Selene ein schüchternes, aber warmes Lächeln. »Der Pfarrer hat sich meiner Hilfe versichert, um Dinge zu sammeln, die nächsten Samstag beim alljährlichen

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