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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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weiß, wo ihr Vater ist? Was, wenn ich meine Zeit verschwende?«
    »Oh, ich schwöre, er weiß, wo sie ist. Wenn Sie eine Tochter wie sie hätten, würden Sie sie dann sich selbst in irgendeiner abscheulichen alten Welt überlassen und sie vergessen? Nein. Er mag auf Abenteuerreise sein, aber irgendwie hat er ein väterliches Auge auf sie. Er muss eine vertrauensvolle Verbindungsperson hier in London haben, die ihm jeden Grund zur Sorge mitteilen würde. Und wenn irgendein Mann Grund zur Sorge ist – dann sind Sie es.«
    »Ich werde das als Kompliment werten.«
    »Ganz wie Sie wollen. Aber in diesem Fall, denke ich, müssen Sie so weit gehen, wie Sie das Mädchen bekommen. Sie müssen groß auftreten, gleich in die Vollen gehen. Es ist keine Zeit mehr für irgendwelche Mätzchen.«
    »Was würden Sie vorschlagen?«, fragte Mark sarkastisch.
    Offensichtlich verstand der Mann keinen Sarkasmus.
    Leeson verschränkte nachdenklich die Arme, den Blick zur Decke gerichtet. »Wir erleben einen seltsamen Frühling, entweder brühheiß oder frostig, aber kein Regen in Sicht. Das schließt also eine Verführung nach dem Motto: ›Stellen wir uns doch in der Gartenlaube unter, bis der Regen nachlässt‹ aus.« Er grinste. »Immer mein Lieblingsszenario. Die Kleider aller Leute sind ganz nass und kleben ihnen am Leib.«
    Mark schüttelte den Kopf. »Ich mache das nicht. Ich entwerfe mit Ihnen keine Strategie zur Verführung von Miss Limpett. Sie lässt sich nicht in ein so triviales Klischee pressen wie …«
    »Wie all die anderen?« Leeson grinste. »Dann müssen wir uns etwas Großes ausdenken. Etwas wahrhaft Spektakuläres.«
    Mark schenkte sich ein Glas Wasser aus der Karaffe auf dem Tisch ein. »Falls Sie nicht verstanden haben, was ich gerade sagte, erlauben Sie mir, es zu übersetzen: Halten Sie sich aus meinen Angelegenheiten heraus, sofern es Miss Limpett betrifft.« Er trank die lauwarme Flüssigkeit in einem Zug.
    Leeson zuckte die Achseln, aber in seinen Augen funkelte immer noch der Schalk. »Wie Sie wollen. Ich stehe schließlich in Ihren Diensten.«
    Er drehte sich um, um aus der Tür zu spähen. »Wir nähern uns dem Pier. Bevor wir anlegen, müssen Sie sich noch eine Sache ansehen. Ich habe sie … ah, bewusst so lange zurückgehalten, weil … ich denke nicht, dass Sie darüber sehr erfreut sein werden.«
    »Was ist es denn?« Mark reagierte argwöhnisch und stellte sein Glas beiseite.
    »Ich denke, Sie gehen besser hinaus und sehen es sich selbst an.« Etwas in Leesons Gesicht – seine heruntergezogenen Mundwinkel, das Hervortreten seiner Kieferknochen – sagte Mark, dass er keine Fragen stellen sollte, sondern einfach tun, worum Leeson ihn gebeten hatte. Er öffnete die beiden Flügel der glänzenden Holztür und trat in die kühle Morgenluft hinaus.
    Weiße Rosenblätter bedeckten die Türschwelle. Langsam folgte er ihnen den ganzen Weg bis zum Bug der Yacht.
    Rosenblätter. Unerfreuliche Erinnerungen traten in seinem Kopf an die Oberfläche. Jack hatte rote Rosen bevorzugt. Diese Rosenblätter waren weiß.
    Nun, größtenteils.
    Einige der Rosenblätter waren von den blutigen Fußspuren durchweicht, die sie bedeckten.
    Leeson gesellte sich zu ihm, Wischmopp und Eimer in der Hand. »Gehen Sie und nehmen Sie sich zusammen, Sir. Ich werde hier klar Schiff machen. Fahren Sie nach Hurlingham und sehen Sie zu, dass Ihr Name in Verbindung mit Miss Limpett in den Klatschspalten der Gazetten auftaucht.«
    Der Hurlingham Club lag vom Cadogon Pier etwa zweieinhalb Meilen flussaufwärts direkt am Nordufer der Themse. Angesichts des herrlichen Wetters beschloss Mark, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Er würde die Zeit brauchen können, um nachzudenken – es gab viel, worüber er nachdenken musste.
    Er dachte über das grell orangefarbene Licht nach.
    Skelette.
    Die verdammte Stimme in seinem Kopf.
    Und jetzt, zusätzlich zu allem anderen, weiße, mit Blut befleckte Rosenblätter. Zumindest waren die Fußabdrücke offensichtlich nicht von ihm gewesen – dazu hätten sie größer und breiter sein müssen. Ob sie von einer Frau stammten oder von einem Mann kleinerer Statur, hatte er nicht herausfinden können.
    Zu einem Gedanken kehrte er immer wieder zurück. Wie Leeson angedeutet hatte – warum sollte er überrascht sein, dass er, ein transzendierender Unsterblicher, für dieselben Anrufungen empfänglich war wie Jack the Ripper und der Rest der bestialischen Brotoi, die versuchten, sich über die Erde herzumachen?

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