Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
gebracht.
»Matt Brogan wird uns dabei helfen.«
»Der Tote?« Murphy starrte sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte. Vielleicht hatte sie das ja.
»Ja. Ich habe nicht die Absicht, den Bastard dauerhaft wieder zum Leben zu erwecken, aber ein kurzes Comeback gestehe ich ihm zu. Brogan wird eine Rolle dabei spielen, Sonja festzunageln. Wenn er das wüsste, wäre er wahrscheinlich sogar froh darüber, dass er uns diesen Gefallen erweisen kann.«
Becca erläuterte kurz ihren Plan, bevor sie mit ihm zusammen in den Vernehmungsraum hinüberging. Viel mehr als eine ziemlich hanebüchene Geschichte und den festen Willen, damit durchzukommen, hatte sie nicht in der Hand.
»Wurde auch langsam Zeit. Ich warte schon seit über einer Stunde.« Sonja blitzte sie zornig an.
»Ja, tut mir leid. Aber ich bin sicher, dass sich diese Sache mit Ihrer Hilfe schnell zum Abschluss bringen lässt.« Becca nahm ihr gegenüber Platz und wies mit einer Hand auf Murphy. »Ich nehme an, Sie kennen …«
»Ja, ja. Der hirnlose Muskelprotz. Wobei soll ich Ihnen helfen?«
Murphy schob die Hände in die Hosentaschen und blickte Sonja böse an. Dabei lief er durch den Raum und zwang sie so, ihm mit den Augen zu folgen, um zu sehen, was er tat.
»Wir haben noch ein paar Fragen zu Isabel Marquez. Detective Murphy hat Sie über Ihre Rechte aufgeklärt. Wollen Sie, dass ein Anwalt bei dem Gespräch zugegen ist?«
Sonja lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und blickte zwischen Becca und Paul Murphy hin und her. »Ich habe nichts zu verbergen. Nein, ich brauche keinen Anwalt. Bringen wir es einfach hinter uns.«
Es erstaunte Becca immer wieder, wie oft Verdächtigte auf das Recht verzichteten, einen Anwalt zu Vernehmungen hinzuzuziehen, weil sie dachten, diese Geste rücke sie in ein besseres Licht. Es ging doch einfach nichts über all die wunderbaren Krimis, die man allabendlich im Fernsehen sah.
Becca hatte darauf vertraut, dass Sonja genauso reagieren würde. Die junge Frau hatte sie nicht enttäuscht. Sie zupfte betont gleichmütig an einer Strähne ihrer Haare und prüfte sie auf Spliss. Was ohne Zweifel ein eher dürftiger Ersatz für eine Zigarette war.
Sämtliche Vernehmungen in Verhörräumen wurden gefilmt und aufgenommen, um das Verfahren und die Behandlung der Verdächtigen lückenlos zu dokumentieren. Eine besondere Erlaubnis der vernommenen Person war dazu nicht erforderlich.
Beccas Ziel war es, eindeutige Beweise für den Mord an Isabel auf Band zu kriegen, die der Staatsanwalt während des Verfahrens verwenden könnte, und vor allem durch die Aufnahme zu belegen, dass bei dem Verhör alles mit rechten Dingen zugegangen war.
Nachdem sie Sonja ein paar Fragen zu ihrer Beziehung zu dem toten Mädchen gestellt hatte, trieb sie den ersten Nagel in den Sarg der jungen Frau. Sie wusste, dass Sonja sie belügen würde und dass das der Anfang ihres Niedergangs wäre, als sie von ihr wissen wollte:
»Wann haben Sie Matt Brogan zum letzten Mal gesehen?«
Sonjas schockierte und gleichzeitig empörte Miene machte überdeutlich, dass Beccas Vermutung richtig war. Sie gab Sonja die Gelegenheit, ehrlich zu sein, wusste aber gleichzeitig, dass die junge Frau einen anderen Weg einschlagen würde. Es fiel Sonja viel zu leicht, die Unwahrheit zu sagen, und Becca nutzte die Schwäche gerne aus.
»Sie meinen den Kerl, der mich vergewaltigt hat?« Sie warf beide Hände in die Luft und schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte seine Nummer in meinem Telefon gespeichert oder so? Das genaue Datum weiß ich nicht mehr, aber Sie können davon ausgehen, dass das an dem Abend war, an dem er mich vergewaltigt hat. Ist das genau genug?«
»Also ungefähr vor sieben Jahren. Ist das richtig?« Becca beugte sich über den Tisch und zwang Sonja, sie anzusehen.
»Ja.«
»Seit jenem Abend haben Sie ihn nicht noch mal gesehen?«
»Nein, Gott sei Dank. Wie ich Ihnen schon einmal erklärt habe, bewegen sich Leute mit Geld nicht unbedingt in denselben Kreisen wie ich. Aber warum interessiert Sie das überhaupt? Ich dachte, es ginge um Isabel.«
Murphy baute sich hinter Becca auf und lenkte Sonja dadurch von ihrer Frage ab. Sie gab seinen bösen Blick zurück, es war ihr deutlich anzusehen, wie zuwider er ihr war, weil er sie in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett geworfen hatte und sie seinetwegen auch noch ohne ihre Kippen hier in diesem Zimmer saß. Jetzt lehnte er lässig an der Wand mit dem von außen
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