Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Arme um den Bauch und wiegte sich vor und zurück.
Erst nach einem endlos langen Augenblick redete sie weiter. »Er hat mich gezwungen, Isabel zu der Party mitzubringen. Sie wissen ja nicht, wie er ist.«
»Sie wussten, dass Isabel dort vergewaltigt würde. Warum haben Sie nicht nein gesagt?«
»Weil man zu Brogan einfach nicht nein sagen kann.« Ihre Augen wurden trüb. »Ich habe Isabel also auf die Party mitgebracht. Er und seine Freunde hatten schon darauf gewartet, dass wir beide kommen … dass Isabel kommt. Ich habe ihr etwas in ihr Getränk geschüttet, weil ich dachte, dass es dann für sie besser zu ertragen ist. Ich hoffte, dass sie vielleicht nicht merken würde, dass ich etwas damit zu tun hatte, was sie mit ihr machen wollten. Aber Brogan hat auch das vermasselt. Er hat sie nach der Party noch für seine Männer dort behalten. Da haben die Drogen schon längst nicht mehr gewirkt.«
Weitere Tränen kullerten ihr über das Gesicht, doch Becca hatte das Gefühl, dass sie weniger Zeugnis der Reue waren als vielmehr Ausdruck der Verbitterung darüber, dass sie aufgeflogen war.
»Wissen Sie, er hat mich gezwungen zuzusehen.« Sonja zog eine Grimasse, und ihre Lippen zitterten. »Matt, die Typen auf der Party und dann noch seine Männer … der Bastard hat mich gezwungen, bei all dem zuzusehen. Ich habe einmal gedacht, ich würde ihn lieben, aber einen solchen Typen liebt man nicht. Er ist jemand, der andere immer nur benutzt.«
Plötzlich konnte Becca die Beziehung zwischen Sonja Garza und Matt Brogan beinahe verstehen. Ihr Herz jedoch verging vor Mitgefühl mit Isabel Marquez, dem unschuldigen, jungen Mädchen, das in diese brutale Welt hineingeraten war. Ihr einziger Fehler hatte darin bestanden, dass sie eine schlechte Menschenkennerin gewesen war. Ihre beiden Brüder hatten zwar nichts unversucht gelassen, um sie zu beschützen, doch sie konnten nicht überall zugleich sein, und vor allem mussten sie an irgendeinem Punkt die kleine Schwester ziehen lassen und konnten dann nur noch hoffen, sie träfe die richtigen Entscheidungen. Doch das war nicht passiert. Becca ahnte, wie sie sich gefühlt hatten, nachdem ihre größte Angst noch von der Realität ihrer Ermordung übertroffen worden war.
»Was hat sie danach getan? Hat sie gedroht, zur Polizei zu gehen?«
»Erst nicht. Fast hätte ich sie dazu überreden können, die ganze Sache einfach zu vergessen. Ich habe ihr gesagt, dass ihr niemand glauben würde, wenn sie derartige Anschuldigungen gegen so reiche Typen erhebt. Sie hatte keinen wirklichen Beweis dafür, dass es wirklich geschehen ist. Die Zeit verging, aber ich nehme an, die Sache hat auch weiterhin an ihr genagt. Denn nach dem Streit mit ihrem Bruder Rudy ist sie plötzlich völlig ausgeflippt.«
»Sie haben sie umgebracht.«
Sonja kniff die Augen zu und holte zitternd Luft. »Es war nur … Isabel hätte alles kaputtgemacht. Das konnte ich nicht zulassen.«
Stille.
Sonja biss die Zähne aufeinander und starrte auf einen Flecken an der Wand.
»Isabel wollte die Vergewaltigung bei der Polizei anzeigen. Erzählen Sie mir, was geschah.«
»Nachdem ihr Bruder das Theater verlassen hatte, fing sie an, darüber zu reden, was auf der verfluchten Party vorgefallen war. In aller Öffentlichkeit. Die Arbeiter hatten sich während der Schreierei mit ihrem Bruder aus dem Staub gemacht, aber falls noch einmal irgendwer zurückgekommen wäre, hätte er alles gehört. Ihr war das egal. Der Streit mit ihrem Bruder hatte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Isabel hatte ihm nie erzählt, was geschehen ist, aber sie dachte, wenn sie es den Cops erzählen würde, wäre das wie eine Beichte, und dann wäre plötzlich alles wieder gut. Dann würde ihr der liebe Gott verzeihen. Sie konnte manchmal wirklich dämlich sein.«
Jetzt war es Becca, die die Zähne aufeinanderbiss, nachdem Sonja Isabel als dumm bezeichnet hatte, weil sie eine Vergewaltigung nicht überwunden hatte, die in ihren Augen offenbar nichts Schlimmeres als ein lästiger Strafzettel wegen falschen Parkens war. Doch sie musste dafür sorgen, dass das Weibsbild weiterredete, und widerstand deshalb dem Drang, ihr zu zeigen, was sie von ihr hielt.
»Sie wollte Sie verpfeifen, das konnten Sie nicht zulassen«, stellte sie deshalb mit ruhiger Stimme fest.
»Genau. Ich hatte keine andere Wahl. Ich habe die ganze Zeit daran gedacht, dass ich hinter Gitter kommen würde. Selbst wenn ich damit hätte leben können, hätten sie auch
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