Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
steckt.«
Becca versuchte gar nicht zu verbergen, wie schockiert sie war. »Draper denkt, dass dieser Typ mit seinem Reiseunternehmen Sexgeschäfte tarnt? Ein bisschen weit hergeholt, finden Sie nicht auch?«
»Es ist eine Theorie. Aber beim Menschenhandel geht es nicht immer nur um Sex. Es geht um moderne Sklaverei, um Zwangsarbeit in Fabriken, Restaurants oder der Landwirtschaft. Er kann sogar noch näher an unser Zuhause rücken, in Gestalt von Kindermädchen oder Hauswirtschafterinnen, einer erzwungenen Ehe oder sogar durch den Handel mit menschlichen Organen für Transplantationen. In Form eines Herzens, das hinter dem Rücken der Behörden an den Höchstbietenden geht. Es ist die drittgrößte und am schnellsten wachsende kriminelle Industrie der Welt, vielleicht hat Cavanaugh sie hierher zu uns gebracht. Wir haben keine Ahnung, was der Kerl so alles treibt.« Santiago schüttelte angewidert den Kopf.
»Man sollte doch wohl meinen, dass das ein Geschäft mit hohen Risiken ist.«
»Was für Risiken? Diese Schweinehunde stürzen sich auf verletzliche Mitglieder der Gesellschaft wie Arme oder Kinder, die missbraucht werden oder von zu Hause weggelaufen sind. Bei wem sollten die sich wohl beschweren? Menschenhändler machen einen schnellen Profit und haben praktisch keine Kosten. Sie verdienen ihre Kohle, indem sie ein und dasselbe Opfer wieder und wieder verhökern. Anders als Drogen, die, einmal verkauft, verloren sind.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte in die Ferne. »Wenn die Ware ins Ausland geht, wird es für uns noch schwieriger, ihrer Spur zu folgen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.«
»Verdammt, ich nehme an, dass die mögliche Strafverfolgung im Vergleich zu dem möglichen Gewinn keine besonders abschreckende Wirkung hat.« Inzwischen war Rebecca ebenso erbost wie er. »Ich wette, eine große, kapitalkräftige Organisation wie die von Cavanaugh hat auch jede Menge Einfluss in der Politik. Mit Erpressung und Gewalt kann man viele Leute dazu bringen wegzusehen.«
Sie ließ diesen Gedanken erst mal fallen, und fuhr dann ein wenig ruhiger fort. »Ich frage mich, wie lange das schon läuft. Vielleicht ist ja Isabel …«
»Wer?«
»Oh, tut mir leid.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe Draper ein paar kleine Informationen vorenthalten. Die Knochen im Theater? Vielleicht habe ich einen Namen. Isabel Marquez. Obwohl die Identität noch nicht zweifelsfrei bestätigt worden ist.«
»Ich wusste, dass Sie noch ein Ass im Ärmel haben. Sie haben zu schnell klein beigegeben.« Er trank einen Schluck Kaffee, damit sie ihn nicht lächeln sah.
»Ich glaube, ich weiß auch, wie Draper von meinem Gespräch mit Cavanaugh erfahren hat.« Sie zupfte ein Stück von ihrer Tortilla und schob es sich in den Mund.
»Los. Nun spucken Sie's schon aus.« Er sah sie grinsend an. »Ich wusste, dass Sie dahinterkommen.«
»Er hat jemanden bei ihm eingeschleust, nicht wahr? Jemanden vom FBI.« Becca lächelte, als Santiago mit den Schultern zuckte, weihte ihn aber nicht in ihr Gespräch mit Diego ein. Ihren Versuch, den Typen zu erpressen, behielt sie lieber für sich.
»Aber der Typ ist nicht vom FBI. Offenbar hat Draper jemanden, der schon vor Ort war, umgedreht. Das FBI kann ganz schön unfair spielen, wenn es nötig ist. Er hat irgendetwas gegen diesen Typen in der Hand, aber er gibt sich ziemlich zugeknöpft in der ganzen Angelegenheit. Ich musste bereits meine Beziehungen spielen lassen, damit er wenigstens so viel durchblicken ließ.«
Die Kellnerin kam mit den Tellern und schenkte ihnen beiden frischen Kaffee nach. Becca war hungrig gewesen, als sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, aber der Gedanke, dass der widerliche Cavanaugh vielleicht Sexsklavinnen verschacherte, drehte ihr den Magen um. Ob Isabel Marquez eins seiner ersten Opfer gewesen war? Als sie Danielles süßes Gesicht vor ihrem geistigen Auge sah, kniff sie die Augen zu, senkte den Kopf und versuchte zu verdrängen, dass auch ihre arme Schwester vielleicht in ein derart grausames Spiel involviert gewesen war. Es fiel ihr schwer, sich die letzten Tage ihrer Schwester vorzustellen, obwohl sie eine hartgesottene Polizistin war. Steckte Cavanaugh vielleicht hinter Danielles Kidnapping?
»Was ist los, Becca?« Santiago legte seine Gabel neben seinem Teller ab. »Alles okay?«
»Menschenhandel. Was, wenn Dani …«
»Fangen Sie am besten gar nicht erst davon an. Sie wissen nicht, was mit ihr geschehen ist. Ihr Fall lag
Weitere Kostenlose Bücher