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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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junge Frau mit glattem, dunklem, schulterlangem Haar machte ihr auf. Sie hatte hohe Wangenknochen, ein schmales Kinn, einen genauso schmalen, mit pinkfarbenem Gloss geschminkten Mund und mandelförmige Augen mit einem für diese Tageszeit etwas zu dick aufgetragenen, leicht verschmierten Rand aus schwarzem Kajal. Sie trug eine verblichene Jeans, ein schwarzes T-Shirt unter einem an den Armen aufgerollten, ein paar Nummern zu großen, blauen Pepitahemd und hatte ein schwarzes Lederband am Arm, schien also entweder ein Pseudo-Grunge oder ein Gothic-Fan zu sein.
    »Sonja Garza?«
    »Ja.« Sie kniff die Augen zusammen und blieb, wie die Rausschmeißerin in einem Club, drohend im Türrahmen stehen.
    Becca zückte ihre Dienstmarke und hielt sie ihrem Gegenüber hin. »Ich bin Detective Rebecca Montgomery von der hiesigen Polizei. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen über Isabel Marquez stellen.«
    »Isabel?« Zuerst sah Sonja aus, als hätte sie den Namen nie zuvor gehört, dann aber verriet ihr Blick eine gewisse Furcht. »Ich wollte gerade gehen.«
    »Es wird nur eine Minute dauern.«
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Sonja endlich schulterzuckend einen Schritt zur Seite trat.
    »Dann kommen Sie eine Minute rein.« Sie presste die Lippen aufeinander und nahm eine angespannte Haltung ein, als Becca über die Schwelle trat. »Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich Ihnen helfen kann, Detective Montgomery.«
    Das Apartment war so klein, dass Becca von der Tür aus einen guten Überblick bekam. Es gab ein kleines Wohnzimmer mit einer Küchenzeile, nach hinten raus ein Schlafzimmer und ein wahrscheinlich winzig kleines Bad. Aufgeplatztes, schlecht verlegtes, goldbraunes Linoleum, ein unmoderner brauner Flauschteppich und dazu passend ein paar Möbel, die man besser auf den Sperrmüll geworfen hätte. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch, nach Fett und billigem Parfüm, und an dem schmutzigen Geschirr und den leeren Kartons von einem chinesischen Lokal, die in der Spüle lagen, taten sich die unzähligen Fliegen gütlich, mit denen der Raum bevölkert war.
    Kaum zu glauben, dass die junge Frau nur ein paar Jahre jünger als sie selber war, ging es Becca durch den Kopf. Wenn sie ein paar andere Entscheidungen getroffen hätte, einen anderen Weg gegangen wäre, hätte auch sie selbst so enden können, dachte sie. Was ein wirklich deprimierender Gedanke war.
    Als Sonja Beccas Blick bemerkte, rollte sie abwehrend mit den Augen und stellte spöttisch fest: »Die Putzfrau kommt erst morgen.«
    Becca hatte Angst davor, irgendetwas in der Wohnung zu berühren, aber wenn sie Sonja zum Reden bringen wollte, musste sie ihr helfen zu relaxen, also setzte sie sich lächelnd auf die durchgesessene Couch.
    »Meine auch. Es ist einfach unglaublich schwer, heutzutage gutes Personal zu kriegen, finden Sie nicht auch?«
    Grinsend nahm Sonja neben ihr auf dem Sofa Platz, setzte sich jedoch ganz vorne auf die Kante und wirkte derart angespannt, als hätte sie lieber auf einem Zahnarztstuhl gesessen und den Arzt ohne Betäubung bohren lassen, als Becca ausgeliefert zu sein.
    »Haben Sie eine Arbeit, Sonja?«
    Die junge Frau sah sie nicht an. »Nein. Im Augenblick nicht. Bis vor einer Woche habe ich in der Nachtschicht bei Alejandro's Fleischverpackung gejobbt, aber dann haben sie mich gefeuert. Tja, so habe ich wenigstens Zeit zum Reisen.«
    Becca ging nicht auf die sarkastische Bemerkung ein. »Wie gut haben Sie Isabel gekannt?«
    »Wir waren zusammen auf der Highschool. Wir hatten ziemlich viele gemeinsame Bekannte. Manchmal haben wir zusammen rumgehangen.« Sie nickte wie eine Wackelkopf-Puppe und sah Becca immer noch nicht an.
    Unter dem Make-up sah Becca das junge Mädchen, das Sonja vielleicht an der Highschool gewesen war. Doch die Jahre hatten ihren Tribut von ihr gefordert, und vor allem ihre Augen waren die einer alten Frau.
    »Gibt es irgendetwas Neues? Wurde Isabel gefunden?«
    »Ich gehe den Fall noch einmal durch. Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Wir, hmmm …« Sonja versuchte Zeit zu schinden, indem sie den aufgeplatzten schwarzen Lack von einem ihrer Fingernägel kratzte und umständlich die Beine übereinander schlug. »Ich kann mich nicht erinnern. Es ist zu lange her.«
    Becca hatte sich im Vorfeld keine Vorstellung von dem Gespräch gemacht, dass Sonja ihr die kalte Schulter zeigen würde, hätte sie jedoch ganz sicher nicht gedacht. Schließlich waren sie und Isabel Freundinnen gewesen. Weshalb ihr

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