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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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anliegendes schwarzes T-Shirt und eine weite Kargohose.
    Die beiden Männer betraten ihre Zelle. Der Arzt musterte Elena mit einem klinischen, analytischen Blick.
    »Sie haben sich inzwischen eingelebt«, erklärte er. »Ich hoffe, Sie haben sich nicht zu einsam gefühlt. Entschuldigen
    Sie, dass Sie warten mussten, aber etwas Wichtigeres musste vorher noch erledigt werden. Dafür haben Sie gewiss Verständnis.«
    Elena schwieg. Sie war überzeugt, dass der Arzt keinen Wert darauf legte, ihre eher schillernde Beschreibung dessen, was sie an diesem Ort verstand und nicht verstand, zu hören.
    Er warf einen scharfen Blick auf ihre geschwollene Wange. »Immer noch keine Heilung. Das kann ich einfach nicht begreifen. Sie haben doch sicher versucht, auch an sich selbst das zu vollziehen, was Ihnen bei anderen so leichtfällt?«
    Elena blieb stumm und versuchte, die nichtssagendste, dümmste Mädchen-vom-Lande-Miene aufzusetzen. Kein Funken Verstand, aber auch gar keiner. Es war überflüssig, dem dümmsten Mädchen der Welt Fragen zu stellen. Sie war nur eine Idiotin mit einer Gabe. Eine Närrin, mehr nicht.
    Mach nur. Unterschätz mich ruhig.
    Der Arzt runzelte die Stirn. »Nun kommen Sie, meine Liebe. Es gibt keine Geheimnisse. Ich weiß, wozu Sie fähig sind. Wenn ich wollte, könnte ich Ihnen eine Liste mit Namen vorlegen, die zehn Jahre lang zurückreicht. Wundersame Heilungen tödlicher Krankheiten, die meisten davon bei Kindern, und fast alle in Wisconsin. Machen Sie mir nicht weis, Sie hätten nichts damit zu tun. Erzählen Sie mir nicht, dass Sie mit Ihrer Berührung keine Wunder bewirken können.«
    »Ich kann mit meiner Berührung keine Wunder wirken«, wiederholte Elena tonlos.
    Der alte Mann seufzte. »Meine Liebe, das war nur rhetorisch gemeint. Da Sie aber nur die Highschool beendet haben, nehme ich an, dass Sie nicht wissen, was das Wort bedeutet.«
    Autsch. Offenbar spielte sie den Einfaltspinsel sehr überzeugend.
    Der Arzt deutete auf den Mann neben ihm. »Das hier ist Rictor. Er ist während Ihres Aufenthaltes bei uns Ihr Verbindungsmann.«
    »Mein Aufenthalt? Das klingt so, als wäre das hier ein Erholungsheim.«
    »Es ist ein Haus des Lernens«, erklärte er. »Und wir beide studieren uns gegenseitig.«
    »Ich finde das nicht sonderlich tröstlich.«
    »Es schmerzt mich, das zu hören«, gab er zurück. Elena war sich ziemlich sicher, dass er versuchte, sarkastisch zu sein.
    Sie sah Rictor an. Er wirkte gelangweilt. Vermutlich war das aber nur gespielt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich jemand an diesem Ort hier langweilte.
    »Warum tun Sie das?«, fragte sie den Arzt. Es war dieselbe Frage, die ihr auch den Schlag ins Gesicht eingebracht hatte. Es musste ein Auslöser gewesen sein, als hätte sie damit einen Knopf bei ihm gedrückt; und auch jetzt verzog der alte Mann missbilligend seinen faltigen Mund. Er sah Rictor an.
    »Übernehmen Sie sie. Ich komme gleich nach.«
    Rictor packte Elenas Oberarme. Er drückte nicht zu, aber sein Griff war fest und warm. Er zog sie zu der offenen Tür. Elena wehrte sich.
    »Meine Liebe«, begann nun der Arzt. »Wenn Sie nicht wollen, dass er mehr tut, als Sie einfach nur hinter sich herzuziehen, dann schlage ich vor, dass Sie mitgehen.«
    Elena biss die Zähne zusammen. »Warum tun Sie das? Für wen arbeiten Sie?«
    Der Arzt hob die Hand. Rictor zerrte Elena aus der Tür. Sie hatte keine Zeit zu protestieren, und nach einem Augenblick hatte sie auch keine Lust mehr, sich zu beschweren. Im ganzen Korridor hingen breite schwarze Vorhänge in regelmäßigen Abständen an der Wand. Vermutlich, um Türen zu verdecken. Elena drehte sich herum. Der Vorhang vor einer Zellentür war etwas zurückgezogen und gab den Blick auf das weiße Innere der Zelle frei, in der alte Metalltabletts und schmutziges Geschirr standen.
    »Mein Gott!«, stieß sie hervor. »Es gibt noch mehr.«
    Viel mehr, wenn jede Zelle belegt war. Selbst wenn nicht -es war erstaunlich, dass diese Einrichtung so viele Räume aufwies, die speziell für die Beobachtung ihrer Insassen konzipiert waren. Erstaunlich und beunruhigend. Wenn nicht gar unmöglich, obwohl das vielleicht auch nur daran lag, dass es ihr einfach zu surreal erschien. Selbst ihre Entführung kam ihr vor wie eine Szene aus einem Film. Menschen taten sich so etwas doch nicht gegenseitig an, oder?
    Genau.
    Rictor zog sie weiter. Elena blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, aber sie ging jetzt wie ein Zombie, schlurfte

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