Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
warten, dass ihr im Rauch erstickt oder dass die Obake den Schutzkreis durchbrechen und euch alle töten.«
Sie hörte, wie ihre adoptierten Sunspears und Shadowblades hinter ihr aus dem Wohnwagen kamen, als hätte sie sie gerufen. Die Macht ihrer Prime hatte sie aufgestört. Max beachtete sie nicht.
»Du kommst mit nach Horngate, weil es keinen anderen Ort gibt, an dem du auch nur ansatzweise so sicher bist«, erklärte Max ausdruckslos. »Es ist mir egal, ob du willst oder nicht. Wenn nötig, fessele ich dich und schleppe dich im Kofferraum mit. Deine Entscheidung.«
»Das würdest du nicht tun.«
»Ehrlich gesagt würde ich das sogar liebend gern tun.« Max’ Grinsen war alles andere als freundlich.
»Was ist mit Kyles Tochter Kristen?«
Max runzelte die Stirn. »Wo ist sie?«
»Sie war bei seiner Ex-Frau Lynn. Sie wollten zusammen nach San Francisco. Und seine Frau Darla. Sie ist nach Placerville zu ihrer Großmutter gefahren. Wir können sie nicht einfach im Stich lassen.«
Max schüttelte den Kopf. »Im Moment können wir nichts für sie tun. Sie müssen sich allein durchschlagen.«
Tris wich zurück. »Die Anne, die ich kannte, hätte sich niemals so verhalten.«
»Du hast recht. Aber ich bin nicht Anne. Mein Name ist Max. Verteilt euch auf den Geländewagen und den Mustang. Den Truck lassen wir hier.«
Damit ging sie, aus Angst, dass sie ihrer Schwester sonst eine reinhauen würde.
»Flint und Steel, ich möchte, dass ihr bis Sonnenaufgang das Steuer übernehmt. Danach lösen Eagle und Stone euch ab. Eins muss klar sein: Es ist mir egal, was die Leute sagen, sie kommen alle mit nach Horngate. Tut alles Nötige, um dafür zu sorgen. Kapiert?«
Die Sunspears und Shadowblades nickten. Schwarze Äderchen bildeten sich unter der Haut der Sunspears – Nachtvergiftung. Max winkte sie rein und wandte sich wieder ihrer Schwester und ihrer Mutter zu. Max wollte sich nicht darauf verlassen, dass sie keinen Fluchtversuch unternahmen, aber wenn sie sie fesseln musste, würde das alles bloß schwerer machen. Na schön. Es gab andere Möglichkeiten.
Sie ging zu Tory und packte sie am Arm. »Du fährst hier mit.«
»Wie?« Das Mädchen versuchte, sich von Max loszureißen, wobei es jedoch eher verärgert als ängstlich wirkte.
»Du fährst im Wohnwagen. Wenn du drinnen bist, werden sie nicht versuchen, abzuhauen. Sie werden brav mitkommen, wenn sie dich jemals wiedersehen wollen.« Max schaute die beiden sprachlosen Frauen an. »Stimmt’s?«
Ohne ein weiteres Wort schob sie Tory in den Wohnwagen und folgte ihr. Auch Oak und Ivy stiegen ein.
Der Geruch von Blut erfüllte das Innere ihres motorisierten Zuhauses. Max schaute in den schmalen Gang. Es war still. Etwas zog sich in ihrer Brust zusammen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Tory zu und zeigte auf einen Sitz am Fenster. »Schnall dich an.«
Das Mädchen stand einen Moment lang bloß da. »Bist du wirklich meine Tante?«
»Ich fürchte, schon.«
»Und der Mann, der verletzt worden ist – ist er mein Onkel?«
Max schnaubte. »Wohl kaum.«
»Er ist süß.«
»Ja.« Max widerstand der Versuchung, Tory zu erklären, dass Alexander sie wahrscheinlich in der Mitte durchgebrochen hätte. »Schnall dich an.«
Oak nahm auf dem Fahrersitz Platz und ließ den Wagen an. Max schaute aus dem Fenster. Ihre Mutter, Tris und Tris’ jüngere Tochter waren zusammen mit Flint in den Geländewagen gestiegen. Tris’ Mann setzte sich zusammen mit Kyles Stiefsöhnen und Steel in den Mustang.
»Fahr los«, wies sie Oak an und machte sich daran, die Küchenzeile nach Nahrung zu durchsuchen. Sie hatte Schmerzen, und das Atmen fiel ihr schwer. Eigentlich wollte sie einfach nur in sich zusammensacken, aber das ging nicht.
Fünfundvierzig Minuten später mussten sie die Fahrer wechseln. Max und die Shadowblades zogen sich hinten in den Wohnwagen zurück, verschlossen die Türen und aktivierten die Schutzzeichen, so dass man sie nicht von außen öffnen konnte. Sie ging runter zu dem Abteil, in dem sich Alexander, ihr Vater, Kyle und Judith befanden, und ließ sich an der Wand davor zu Boden gleiten.
Oak, Ivy, Steel und Flint setzten sich neben sie. Stirnrunzelnd schaute Max sie an. »Ihr solltet ein bisschen schlafen.«
»Machen wir noch«, erwiderte Ivy, ohne sich von der Stelle zu rühren.
Max lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Sie hörte einen monotonen Singsang – Judith. Alexander gab keinen Laut von sich. Aber solange die Hexe am Zaubern war,
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