Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
hatte sich gedemütigt in seinem Verlangen nach ihr. Das hätte er niemals getan, wenn auch nur die geringste Gefahr bestanden hätte, dass jemand sie dabei beobachten konnte. Und sie musste auch glauben können, dass er ihr Vertrauen in die Unantastbarkeit dieses Raums nie missbraucht hätte.
Nein. Magnus wusste nicht, dass es das hier gab. Ein solcher Betrug hätte über Jahrzehnte hin negative Auswirkungen auf die Schüler, deren erste ungeschickte Gehversuche, die in einem geschützten Umfeld mit vertrauenswürdigen Lehrern gemacht werden sollten, auf verheerende Weise zur Schau gestellt worden wären.
Sie würden sich stattdessen alle so fühlen wie sie gerade. Schockiert. Beschämt. Elend. Das waren genau die Dinge, die Magnus bekämpfte, indem er seinen Schülern eine sexuelle Erziehung angedeihen ließ; niemals würde er ein Geheimnis dulden, das das zerstören konnte.
»Was ist daran so faszinierend?«, fragte Tiana kichernd. Sie drängte sich an Daes Seite und runzelte die Stirn. »Es ist niemand da. Komm, ich glaube, ich höre jemanden im nächsten Raum.«
Hören? So viel zum Schallschutz, dachte Dae benommen, während sie sich zwang, Tiana zu folgen. Wieder eine kleine Nische und eine Glaswand. Diesmal waren Leute im Raum, und Daenairas Gesicht brannte, als ihr bewusst wurde, dass sie genau das tat, von dem sie hoffte, dass niemand es bei ihr getan hatte.
»Das ist total falsch«, sagte sie zitternd.
»Ich weiß. Cort hat es mir als Erster gezeigt. Er ist ein Schwein, oder?«
Dae blinzelte und versuchte zu verstehen, was Tiana gesagt hatte, doch dann erkannte sie die Schülerin und den Priester hinter der Glaswand. Henry. Der Spaßvogel aus Magnus’ Beziehungsunterricht. Er war mit Shiloh im Privatunterricht. Das wäre wahrscheinlich in Ordnung gewesen, bis auf die Tatsache, dass der Priester nackt war und sein riesiger Penis erregt auf den Jungen gerichtet war. Trotz seines schmierigen Charakters war Shiloh ein Prachtexemplar von einem Mann. Neben dem beeindruckenden Umfang seines Schwanzes war er auch noch groß und breit in den Schultern. Attraktiv und charmant; selbst wenn er es gar nicht darauf anlegte, strotzte er vor Ehrgeiz und Aggression. Selbst in seiner vollkommenen Nacktheit wirkte er auf sie gefährlich und todbringend.
Sein Körper war dicht behaart, was ihm ein beinahe wildes Aussehen verlieh. Er versuchte, Henry auf das Bett zu lotsen.
»Na komm schon, Junge«, drängte Shiloh den nervösen Schüler. »Ob du es magst oder nicht, kannst du erst sagen, wenn du es probiert hast. Homoerotische Erfahrungen können ein aufregender Teil in unserem Sexleben sein.«
Shilohs Tonfall erinnerte an den von Magnus, wenn der die Rolle des Lehrers innehatte, bis auf die nicht zu übersehende Tatsache, dass M’jan Shiloh diesen Tonfall einsetzte, um seine eigene Befriedigung zu erlangen. Es war gegen die Regeln des Sanktuariums, dass Lehrer sexuelle Grenzen überschritten, vor allem mit ihren Schülern! Die Stühle auf der anderen Seite des Bettes waren nicht ohne Grund da. Um Distanz zu schaffen. Und vor allem Vertrauen. Was sie und Magnus getan hatten, war etwas anderes gewesen, weil sie füreinander bestimmt waren. Obwohl er ihr Lehrer war, waren sie sich dennoch bewusst gewesen, dass mehr daraus entstehen konnte, wenn sie es beide zuließen. An diesem Punkt verstieß es nicht mehr gegen ein Gesetz des Sanktuariums oder des Tempels.
Aber das hier …
Da war ein älterer und erfahrener Lehrer, der einen ängstlichen, unerfahrenen Jungen benutzte, und das in einer Umgebung, die Vertrauen und Sicherheit geben sollte. Shiloh zerstörte die Unantastbarkeit seiner Position. Mit wie vielen Schülern hatte er das wohl schon getan?
» M’jan «, protestierte Henry schwach und schluckte nervös, sodass seine Stimme kippte. »Ich dachte, es wäre Euch nicht erlaubt … Ich meine, K’yan Nicoya … «
»Oh, wenn wir beide damit einverstanden sind, jemanden in unser Bett zu holen, dann ist das etwas anderes«, meldete sich Nicoya, und Daenaira unterdrückte ein Stöhnen. Nicoya lehnte an der Wand neben dem Glas! Dae hatte sie nicht gesehen. Das bedeutete also, zwei gegen einen Jungen! Wie alt mochte Henry sein? Sechzehn? Viel älter bestimmt nicht. Nur Hormone, keine praktische Erfahrung. Sie wusste, dass er seine Ängste und seine Unsicherheit hinter den Späßen versteckte, die er im Unterricht machte. Jetzt konnte sie sehen, weshalb er so unsicher war! Shiloh und Nicoya brachten ihn völlig
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