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Shadowdwellers: Magnus (German Edition)

Shadowdwellers: Magnus (German Edition)

Titel: Shadowdwellers: Magnus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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würde Shiloh sein Nachfolger, und in allen Reichen würde das Licht losbrechen.«
    »Tiana«, tadelte Dae mit einem kleinen Lachen. Ihr gefiel die Vorstellung nicht, Geheimnisse vor Magnus zu haben, doch angesichts der Ereignisse konnte sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen tieferen Einblick in das Sanktuarium und die Leute dort zu gewinnen. Vielleicht fand sie so eine Möglichkeit, Magnus langfristig zu helfen. »Was willst du mir zeigen?«
    Stumm eilte Tiana mit ihr durch die Gänge. Sie kehrten zurück zu den Flügeln mit den Unterrichtsräumen und Privatgemächern und liefen an den Tutorenräumen und Vortragssälen vorbei. Sie führte sie durch eine kleine Tür, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war. Es schien alles so geheim zu sein, dass Daenaira erschauerte.
    Als sie merkte, dass sie sich in einem kleinen Lagerraum befand, lachte sie irgendwie erleichtert auf. Sie hatte nichts übrig für enge Kammern, doch hier lagen nur Laken und Dinge, die in den Unterrichtsräumen benötigt wurden.
    Doch die Erleichterung hielt nur eine Minute an.
    Dann ging Tiana zu einem Regal, schob die Hand in einen schmale Spalt und zog mit erstaunlicher Leichtigkeit eins der schweren Regale heraus. Sie winkte Daenaira, doch deren Inneres wurde von einem Gefühl von Gefahr und Angst erfüllt. Verborgene Türen zu geheimen Orten im Sanktuarium? Hatte Tiana Magnus eingeweiht?
    Natürlich musste er es wissen. Oder etwa nicht? Er und Tristan hatten jedes Detail des Sanktuariums geplant, wie sie von K’yan Hera wusste. Vorsichtig lauschend folgte Dae der anderen Frau. Hatte sie sich die ganze Zeit getäuscht in Tiana? Wurde sie von Corts Dienerin in eine Falle gelockt? War es töricht, ihr einfach zu folgen?
    Vielleicht, dachte sie nüchtern, doch sie musste weitergehen. Sie konnte für Magnus wertvolle Dinge herausfinden. Sie hatte sich selbst bewiesen, dass sie sogar an eine Wand gekettet über sich hinausgewachsen war. Wenn sie einfach daran glaubte und sich an alles erinnerte, was sie gelernt hatte, konnte sie es schaffen und heil zu Magnus zurückkehren.
    Tiana schloss den Eingang fest hinter ihnen, und Dae versuchte rasch, den Mechanismus auf dieser Seite der Wand ausfindig zu machen. Als Tiana die Hand nach ihr ausstreckte, war es ihr jedenfalls noch nicht gelungen. Tiana führte sie durch zerklüftete Gänge, die aus dem rohen Fels gehauen waren. Während sie versuchte, sich einzuprägen, in welche Richtung sie gingen, bemerkte Dae, dass sie wieder zurückgingen. Tiana blieb stehen und wies nach rechts. Da war eine kleine Nische mit einer Glaswand vom Boden bis zur Decke, die ungefähr mannshoch war. Daenaira trat davor und spähte hindurch auf die andere Seite. Es wäre seltsam gewesen, wenn ihr Orientierungssinn sie im Stich gelassen hätte, denn auf der anderen Seite des Glases konnte eigentlich nur … der Tutorenraum sein, in dem sie und Magnus den Abend verbracht hatten.
    Das Blut wich aus ihrem Gesicht, und Daenaira musste sich mit den Händen links und rechts an der Wand abstützen, um nicht vor Scham in die Knie zu sinken. Sie konnte den ganzen Raum überblicken. Jeden Winkel. Er war gereinigt worden, das Bett war gemacht, und sämtliche Hinweise auf ihre Anwesenheit waren entfernt worden, doch jeder, der hier gestanden hatte, konnte jedes Detail ihres Zusammenseins sehen. Sie stand auf der Seite, wo sich das Bett und die Stühle befanden, wo Magnus gesessen und ihr Anweisungen gegeben hatte.
    Oh, Ihr Götter! Wusste Magnus davon? Das Glas war von der anderen Seite nicht zu sehen! Von dort war es eine dunkelsilbrige Fläche. Sie wusste sogar, wie kalt diese Wand war, weil Magnus sie dort in gieriger, leidenschaftlicher Nachahmung ihrer Visionen genommen hatte.
    Hatte er die ganze Zeit gewusst, dass jemand, der die Geheimgänge kannte, sie beobachten konnte?
    Nein! Sie konnte nicht glauben, dass er ihr Vertrauen so missbrauchen würde! Und nicht nur das, er hatte sich ihr gegenüber verletzlich gezeigt, was andere womöglich miterlebt hatten, und sie wusste, dass er es nie gewagt hätte, sich seinen Standesgenossen gegenüber so bloßzustellen. Oder doch? Kannte sie ihn letztlich überhaupt so gut?
    Ja! Ja , rief eine erbitterte innere Stimme. Er war genauso freimütig, offen und verwundbar gewesen wie sie, und sie wusste tief in ihrem Innern, dass er das nur zugelassen hatte, weil er sie in vollkommener Abgeschiedenheit geglaubt hatte. Er hatte sich in ihre Hände begeben,

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