Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
abgelehnt. Du hast dich ganz schön umwerben lassen, meine kleine K’yindara . Jeden Tag zur Schlafenszeit bin ich gekommen und habe mit dir gesprochen, habe deine Bedenken zerstreut und Fragen beantwortet. Ich habe zu deiner Seele gesprochen, liebes Kind, und dich gebeten, zu mir zu kommen. Ich hätte alles getan, alles, um diese Visionen von dir loszuwerden. Ich weiß, dass du dich nicht daran erinnerst, doch Drenna hat es so vorgesehen, also werde ich dich hier im Lichtreich wieder umwerben müssen. Aber mach keinen Fehler, es war deine Entscheidung, und du hast sie bereits getroffen. Der Preis wurde bezahlt, und ich bezweifle, dass du jemals ganz verstehen wirst, wer von uns beiden mehr geblutet hat.«
Schmerz lag in diesen Worten. So viel Schmerz, dass Daenaira ihn körperlich spüren konnte. Obwohl seine Stimme bebte, veränderte sie sich nie. Obwohl ihre Welten nicht unterschiedlicher hätten sein können, spürte sie doch, dass sie einander viel ähnlicher waren, als es den Anschein hatte.
»Du hast mich das alles schon vorher gefragt?«, wollte sie leise wissen, unfähig, dem Drang zu widerstehen, seine angespannte Wange zu berühren. Sie lehnte sich zurück und hätte beinahe seine Lippen geküsst, als sie mit ihrem Mund so dicht daran vorbeiglitt. Sie suchte seinen Blick und entdeckte, dass sich in dem dunklen Gold seiner Augen etwas zeigte, das er seiner Stimme nicht gestattete, obwohl sie bezweifelte, dass es ihm bewusst war.
»Nicht bis in die kleinste Einzelheit, aber im Wesentlichen schon.« Er lockerte ein wenig den Griff seiner Hände, nachdem er seine Wut unter Kontrolle hatte. »Ich habe dich nach deiner unverbrüchlichen Loyalität gefragt im Gegenzug für meine. Ich habe gefragt, ob du dich ganz der Religion verschreiben würdest und den Göttern, die sie repräsentieren. Ich habe dich gefragt, ob du einem Mann bei einem Leben zur Seite stehen würdest, das viel schwerer war, als Außenstehende jemals ermessen konnten, indem du dich mit der gleichen Verantwortung dafür einsetzt, wie ich es tue. Ich habe nach allem gefragt, was für uns beide von größter Wichtigkeit ist, und du hast mich mit deinem Einverständnis beglückt. Deine Seele ist sich sicher, auch wenn dein Verstand es noch nicht ist.«
»Und was ist mit meinem Körper?«, erwiderte sie, obwohl es ihr in ihrem momentanen Zustand gar nicht so wichtig war. Trotzdem hatte sie in Gedanken die Möglichkeiten durchgespielt. »Hast du mich gefragt, ob ich die Bedürfnisse meines Körpers opfern würde? Und ich verurteile dich nicht, wenn ich das sage, weil ich einer von diesen Außenseitern bin, die keine Vorstellung davon haben, wie schwierig der Weg ist, den du gehst. Allerdings bin ich klug genug, um zu wissen, dass wir Wesen die anstrengendsten auf der Welt sind und dass wir auf verschwenderische Weise Energie voneinander abziehen, was für diejenigen, die deine Energie brauchen, ein hoher Preis wäre. Siehst du? Ich verstehe deine Gründe, egal, ob ich damit einverstanden bin oder nicht … und ich kenne bislang keinen der beiden Wege. Aber hast du meine Seele gefragt, ob ich bereit bin, meine weiblichen Bedürfnisse fünfhundert Jahre lang zu übergehen?«
Daenaira sah, wie er schluckte, und sie kannte die Antwort.
Er hatte zu viel Angst, sie das zu fragen.
»Es tut mir leid«, sagte er heiser, und seine Stimme verriet seine Gefühle. »Ich hätte es tun müssen. Ich habe es unter Loyalität und Vertrauen gefasst, und ich habe gedacht, ich könnte es so lassen. Doch ich hätte es besser wissen müssen. Oh, Ihr Götter … nach allem, was … ich hätte es wissen müssen.«
»Schon gut«, sagte sie sanft und strich ihm beruhigend mit dem Daumen über die Lippen, wobei sie die Berührung nutzte, um ihn zu trösten, wie sie es nicht mehr getan hatte, seit ihre Mutter gestorben war. »Lasst uns so viel sagen, M’jan Magnus. Lasst uns sagen, du hast deine Wünsche und Absichten mir gegenüber zum Ausdruck gebracht, doch im Moment sind das nur Vorschläge und kein Gebot. Glaub mir«, fügte sie rasch hinzu, als sie spürte, wie seine Kiefer sich verkrampften, »im Augenblick habe ich nicht das Bedürfnis nach sexueller Vereinigung, nicht im Entferntesten. Ich werde genug damit zu tun haben, das zu tun, was ich versprochen habe.
Aber es ist falsch von dir, mir für den Rest meines Lebens ein Gebot aufzuerlegen, als wärst du die Göttin selbst. Du bist ein mächtiger Mann, und ich respektiere das, doch du bist nicht Dunkelheit
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