Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
und Licht, du bist aus Fleisch und Blut. Das Recht, mich abzuweisen, hast du, und ich kann mich ebenso verweigern. Wie jeder andere auch. Aus Respekt werde ich mich natürlich zusammenreißen.«
Letzteres sagte sie mit einer gewissen Verschmitztheit in den Augen und verzog dabei die Lippen. Als Magnus es sah, stieß er sie mit einem Zungenschnalzen weg, doch ihr entging nicht, dass er trotzdem lächeln musste.
»Bei den Göttern, ich kann sehen, dass du mich bis zum Wahnsinn treiben wirst«, warf er ihr vor, wobei er scharfsinnig sein wollte, ohne sich über sie lustig zu machen.
»Ich werde es als Teil meiner täglichen Pflichten betrachten«, sagte sie frech.
»Komm her«, sagte er, packte sie am Ellbogen und zog sie in sein Zimmer. »Lass uns diese blöden Metallringe von deinen Füßen entfernen. Ich will dich nicht beleidigen, aber du brauchst dringend ein Bad und ein paar ordentliche Sachen zum Anziehen.«
Trace starrte seinen Ziehvater an, als hätte der den Verstand verloren. Es war einer der seltenen Momente, in denen dem königlichen Wesir nicht ein einziger diplomatischer Satz einfiel. Und weil es sich um seinen Vater handelte, fiel Traces Antwort recht spontan aus.
»Willst du mich verarschen?«
» Ajai Trace«, warnte Magnus ihn, obwohl sie unter vier Augen in seinem Büro waren. Respekt war eine Sache, die auch in schallgeschützten Räumen nicht aufgehoben war.
»Es tut mir leid, M’jan , aber du hast mir ganz schön zugesetzt.«
»Nun, jetzt weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als du mir gesagt hast, dass du Ashla noch vor der Ehe geschwängert hast«, erwiderte Magnus trocken, während er achtlos irgendwelche Papiere auf seinem Schreibtisch zur Seite schob. Genau wegen dieser Reaktion hatte er das Gespräch mit seinem Sohn so gefürchtet.
Die Bemerkung über seine Frau war für Trace ein Tiefschlag, auch wenn sie zutraf. In der Tradition der Schattenbewohner galt es als Schande, wenn jemand sexuell so verantwortungslos war, dass er ein Kind zeugte, während es noch keine Pläne für ein behütetes Zuhause gab. Doch in seinem Fall gab es mildernde Umstände.
»Das ist unfair, M’jan «, beschwerte er sich. »Ich wusste ja nicht einmal, dass sie real war! Und ich zu diesem Zeitpunkt in den Klauen der Euphorie vom Schattenland!«
»Streite dich nicht mit mir, Trace, oder ich muss dich womöglich daran erinnern, dass du die Vorschriften verletzt und im Schlafsaal der Frauen Sex hattest, obwohl du genau wusstest, dass es verboten ist. Du bist hier aufgewachsen. Du bist im Grunde mit dem Wissen geboren worden, dass das ein Tempelgesetz ist. Schuldest du mir nicht noch Buße dafür?«
»Dann sag mir, warum du beschlossen hast, dir eine neue Dienerin zuzulegen.« Trace war erzürnt über diese Unterhaltung, und sein Gesicht rötete sich unter der dunklen Haut. »Nach dem, was Karri getan hat, weiß ich nicht so recht, ob mir die Vorstellung einer Frau in deiner unmittelbaren Nähe gefällt. Die dein Essen berührt und die verantwortlich ist für deine Gesundheit und deine Kampfausrüstung.«
»Es ist nicht so, dass ich in dieser Sache eine Wahl hätte«, erwiderte Magnus. Er sah auf und begegnete dem besorgten Blick seines Sohnes. »Ich folge dabei Drennas Wünschen.«
»Bist du sicher? Bist du sicher, dass M’gnone dir nicht einen Streich spielt?«
»Trace!«, bellte Magnus. »Sprich seinen Namen nicht laut aus, bei den Göttern, was ist nur in dich gefahren?«
»Nichts.« Trace zuckte mit den Schultern. Dann, mit einer Portion Sarkasmus: »Nachdem ich gesehen habe, wie dieses treulose Weibsstück, das du deine Dienerin nanntest, meine Frau und mein ungeborenes Kind beinahe vergiftet hätte, habe ich schätzungsweise ein paar Probleme mit Vertrauen, okay?«
Magnus lehnte sich mit einem langen Seufzer zurück. »Erzähl mir davon«, murmelte er. Der Priester musste wieder daran denken, wie Karri ihn kaltblütig vergiften wollte und ihn dann im nächsten Augenblick zu verführen versuchte, während sie auf die Wirkung wartete. Eine winzige Tatsache, die seinem Sohn nicht bekannt war. Doch der emotionale und körperliche Verstärker, mit dem sie ihr Gift versehen hatte, in Verbindung mit seiner in Jahrzehnten gewonnenen Disziplin, hatten schließlich gegen sie gesiegt.
Doch bis zum heutigen Tag wusste er nicht, was sein Sohn gesehen hatte, unmittelbar bevor dessen Klinge ihr die Kehle durchgeschnitten hatte. Zweihundert Jahre lang hatte er beinahe jeden Tag an der Seite einer
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