Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
einen großen Fehler gemacht hatte.
3
»Eine Dienerin«, sagte Daenaira nachdenklich, »badet ihren Priester, wie mir gesagt wurde. Sie kleidet ihn an, entkleidet ihn und pflegt seinen Körper und versorgt seine Wunden. Sie ist Magd und Knappe, kümmert sich um all seine Belange und um das häusliche Leben, wie eine Assistentin es tun würde, womit sie ihm den Rücken freihält, damit er für seine Überzeugungen und für sein Volk kämpfen kann. Meine Mutter hat mir das erzählt. Sie sagte, es würde so romantisch klingen.«
Dae musste lächeln, während sie das Gewebe seines Hemds betastete, obwohl sie im Grunde über die unglaubliche Festigkeit seiner wohlgeformten Muskeln darunter staunte. Er war sehr warm, beinahe heiß, wie sie feststellte. Jeder seiner kräftigen Muskeln strahlte Energie und Geschmeidigkeit aus, bei einem Mann überraschend reizvolle Eigenschaften.
Magnus lag allerdings falsch, wenn er dachte, dass sie überhaupt keine sexuelle Erziehung genossen hatte. Vielleicht keine offizielle, doch eine Kneipengöre sah mehr als genug unzüchtiges Verhalten zwischen Kellnerinnen und Gästen, ihre Mutter eingeschlossen. Sie hatte ausgefeilte Methoden des Flirtens und Verführens beobachtet, gar nicht zu reden von der Zurückweisung in letzter Minute. Was Männer als aufgeilen bezeichneten. Was sie sehr gern als aufgeilen bezeichneten. Sie fluchten und schimpften, doch sie versuchten es immer weiter.
Sie wollte nicht gemein sein oder so etwas bei ihm ausprobieren, weil sie das Schicksal nicht herausfordern wollte und weil ihr dieses Arrangement langsam gefiel.
»Ich bin sehr jung«, bemerkte sie, während sie noch näher kam, weil sie seine Wärme genoss, und weil sein intensiver Geruch sie an eine Zeit erinnerte, als große, muskulöse Männer wirklich nett zu ihr gewesen waren. »Meinst du nicht, dass es unfair ist, wenn ich mich jetzt entscheiden muss, welches Opfer ich für den Rest meines Lebens bringen möchte? Vor allem, wenn es um Dinge geht, die ich noch nicht erlebt habe? Macht es dir keine Sorgen, dass ich mich für den Rest meines Lebens fragen könnte, was ich verpasse? Macht es dir keine Sorgen, dass ich mich nicht an die Regeln und Vereinbarungen halten oder ihrer müde werden könnte?«
Dae konnte nicht ahnen, wie dicht sie an die offene Wunde in Magnus’ Seele gerührt hatte, doch es wurde ihr sofort klar, als er sie mit plötzlicher und kaum verhohlener Gewalt bei den Armen packte. Er riss sie so heftig hoch und zog sie an sich, dass sie gegen ihn baumelte wie eine Marionette, bei der man die Fäden losgelassen hatte. Sie spürte seinen schmerzhaften Griff und seinen schnellen, heißen Atem auf der rechten Seite ihres Gesichts und ihres Halses.
»Oh, ja«, sagte er leise, und seine Stimme war so tonlos, dass sie unter jedem einzelnen Atemzug seine brodelnde Wut spüren konnte. »Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich lange darüber nachgedacht habe. Es stimmt, dass du noch jung und unerfahren bist und dass du nicht wissen kannst, was Loyalität und Glaube überhaupt ist, nachdem keines von beiden in dir entwickelt worden ist. Beim Licht, ich weiß nicht einmal, ob du an unsere Götter glaubst.«
Da spürte Daenaira die Berührung seiner Lippen, fest und warm und trocken auf ihrem empfindlichen Ohrläppchen, und ein heftiger Schauer fuhr in einer raschen Spirale über ihren Körper.
»Aber«, fuhr er bestimmt fort, »meine geliebte Göttin der Dunkelheit hat mich in ihrer unendlichen Weisheit mit Visionen von einem Mädchen mit seltsam rotem Haar und mit dem Gesicht und der Gestalt einer schönen Kriegerin gequält. Sie hat nicht einmal gewartet, bis … « Er schluckte hinunter, was er hatte sagen wollten, und sie spürte, wie sein Körper erbebte vor unterdrückter Wut. »Ein paar Minuten, bevor meine frühere Dienerin starb, hat Drenna dich mir zum ersten Mal gezeigt. Du bist auserwählt, K’yindara , und zwar nicht von mir. Und du hast eine Woche lang über dieses Schicksal nachgedacht, bevor du schließlich zugestimmt hast. Jetzt, wo ich weiß, was für eine Alternative du hattest, kann ich mir gut vorstellen, dass du gründlich darüber nachgedacht hast, ob du Nein sagen und vielleicht noch ein paar Jahre bei deinen Verwandten ausharren sollst.«
»Du hast mich nie irgendetwas gefragt!«, stöhnte sie.
»Doch das habe ich. Ich war im Traumreich, während du geschlafen hast, und ich bin dir dort begegnet. Ich habe dir mein Angebot gemacht, und du hast ziemlich schnell
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