Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Vor allem, weil er an der Spitze der Nahrungskette stand. Ein Zeichen der Schwäche, und schon waren welche da, wie dieser widerliche Shiloh, die schon mit den Hufen scharrten, um seinen Posten zu bekommen.
Daenaira war noch nie im Palast gewesen, und als der große Bau in seiner ganzen Schönheit schemenhaft vor ihr auftauchte, war sie vollkommen überwältigt. Er war üppig gestaltet und kunstvoll, prächtig und schön. Magnus wollte nicht, dass sie hinter ihn zurückfiel, und verlangsamte den Schritt, um an ihrer Seite zu bleiben. Er schaute sie nicht an und sagte auch nichts, doch sie wusste, dass er bemerkt hatte, wie eingeschüchtert sie war.
Magnus kannte den Weg und hatte völlige Freiheit, an den Sicherheitsleuten vorbeizugehen, die sie überall entdeckte. Ein Vermächtnis seiner früheren Dienerin, wie sie feststellen musste.
In dem Wissen, dass Tristan ihn erwartete, betrat Magnus ohne große Ankündigung dessen Gemächer. Er bemerkte sofort, dass das vordere Wohnzimmer verlassen war, also blieben nur noch das Schlafgemach und das Bad. Er lauschte einen Moment und trat dann an die Schlafzimmertür und klopfte.
»Ja, Magnus«, bat Tristan ihn ungeduldig herein.
Der Priester trat ein, und schon die stickige Luft im Raum verriet ihm einiges. Erstens: Tristans Anspannung war so groß wie noch nie. Zweitens: Der Kanzler hatte einige Stunden damit zugebracht, sich auf die gewohnte Weise von dieser Anspannung zu befreien, mithilfe des Körpers einer willigen Frau.
Magnus ließ den Blick durch den Raum schweifen und hielt bei Xenia inne, der undurchschaubaren Leibwächterin des Kanzlers, die an einer Wand lehnte und betont gelangweilt dreinblickte, die Arme vor der bewehrten Brust verschränkt. Dann entdeckte er Tristan in seinem Bett, zum Glück allein, doch offenbar nackt unter dem achtlos übergeworfenen Laken.
Eine Hülle, die eine Minute später verschwand, als Tristan aufstand und durch den Raum zum Badezimmer ging.
»Ich habe Euch vor einer Stunde gerufen, Magnus«, sagte er gereizt, als er an den soeben eingetroffenen Gästen vorbeiging.
»Gewiss genug Zeit, um Euch anzukleiden, M’itisume «, erwiderte Magnus kalt, während er zu Daenaira blickte. Sie stand still und äußerlich unbewegt da. Sie würde sich nie anmerken lassen, dass sie die ungehemmte Lebensweise der Könige nicht gewöhnt war. Sie lebten vierundzwanzig Stunden umgeben von Wachen und Dienstpersonal, die in ihnen jedes Gefühl für Anstand und für die Wahrung der Intimsphäre vor langer Zeit ausgelöscht hatten.
»Hmm?« Tristan tauchte wieder auf, ohne der Bemerkung Beachtung zu schenken. »Ich rufe Euch nicht oft, M’jan , aber meine Schwester würdet Ihr kaum so lange warten lassen.«
»Dann betrachtet dies als seltene Ausnahme, M’itisume . Ich hatte eine dringende Angelegenheit zu klären, bevor ich Euch meine Aufwartung machen konnte.«
Diesmal hörte Magnus, wie Dae reagierte. Sie sog leise die Luft ein, als ihr bewusst wurde, dass Magnus den Anführer ihres Volkes hingehalten hatte, um ihr die Haare zu bürsten. Sie erholte sich zum Glück schnell von ihrer Überraschung und setzte ihr unbeteiligtes Gesicht wieder auf.
Tristan seufzte und rieb sich den Nacken, während er nach seinen Kleidern griff.
»Natürlich, vergebt mir, M’jan . Ich weiß, dass es etwas Wichtiges gewesen sein muss.«
»Ja«, antwortete er vorsichtig. »Es war sehr wichtig für mich.«
Er räusperte sich. » M’itisume , ich glaube, Ihr habt K’yan Daenaira noch nicht kennengelernt. Sie ist meine Dienerin.«
Nicht neue Dienerin, einfach nur Dienerin. Es war das erste Mal, dass er nicht das »Neu« vorangestellt hatte, und aus irgendeinem Grund gefiel ihr das. Tristan drehte sich überrascht um, während er seinen Morgenrock zumachte, und schien sie erst jetzt zu bemerken.
»Nein, das habe ich nicht. Sei gegrüßt, K’yan .«
» M’itisume «, grüßte sie ihn, die Hand auf dem Herzen, mit einer respektvollen Verbeugung. Und damit waren ihre Kenntnisse des königlichen Protokolls erschöpft! Sie hoffte bei Drenna , dass nicht mehr von ihr verlangt wurde, als dass sie einfach nur dastand!
»Killian hat mir gesagt, dass du eine Dienerin hast, Magnus. Sie ist genauso hübsch, wie sie sein muss, um Ajai Killian in solche Schwierigkeiten zu bringen. Frauen, wie du weißt«, wandte er sich an Dae, »sind der bevorzugte Zeitvertreib meines Sicherheitschefs.«
»Im Gegensatz zu Euch, M’itisume «, erwiderte sie mit einem schelmischen
Weitere Kostenlose Bücher