Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
der Kneipe bin, das an den Bruder und an die Schwester glaubt, die eins sind, weil sie einander bedingungslos lieben. Doch was wäre das für eine bedingungslose Liebe, wenn Ihr nicht darauf vertraut? Wenn Ihr versuchen wollt, sie zu kontrollieren, und Spielchen spielt, um sie nach Eurem Willen zu formen. Das bringt keine Rettung. Und es rettet auch Euch nicht.«
Daenaira beendete die leidenschaftliche Schelte ihres Königs ganz unvermittelt, senkte den Blick und trat verlegen zurück.
»Verzeiht mir, bitte«, murmelte sie leise und hob eine Hand, um ihren Gesichtsausdruck zu verbergen, während sie hinauseilte.
Magnus starrte ihr lange still nach, und der Drang, ihr zu folgen, übermannte ihn beinahe. Doch er zwang sich, sich wieder Tristan zuzuwenden, der ziemlich unglücklich dreinsah.
»Scheiße«, stöhnte er. »Das war ganz allein mein Fehler. Ich hätte eine Frau fragen sollen!«
»Genau«, meldete sich Xenia schließlich, die sich von der Wand abstieß und ebenfalls zur Tür ging. »Das Problem mit den Männern ist, dass sie mit unserem wahren Potenzial so viel Schindluder treiben, dass sie sich am Ende die doppelte Arbeit und den doppelten Kummer machen. Doch ihr habt Glück, dass wir euch eure Begriffsstutzigkeit gerne verzeihen. Das erinnert uns daran, dass wir das überlegene Geschlecht sind und ihr ohne uns verloren wärt.«
»So spricht eine wahre Amazone«, rief Tristan ihr hinterher, als sie das Schlafzimmer verließ. » Aiya «, seufzte er, »jetzt wird sie eine Woche lang die Nase hoch tragen. Habt Ihr eine Ahnung, was es bedeutet, eine überhebliche Frau um sich zu haben, die einen fertigmacht, wenn man nicht vorsichtig ist?«
»Uff.« Jetzt war es an Magnus, schelmisch zu grinsen. »Ich denke, ich kann es mir vorstellen, ja.«
8
»Danke für deine Hilfe, Daenaira. Du hast Tristans Situation entscheidend beeinflusst.«
»Habe ich das?«, fragte sie und klang ein wenig abwesend, während sie neben ihm zum Sanktuarium zurückging. »Ich bin froh, dass ich helfen konnte. Hat er entschieden, was zu tun ist?«
»Ja. Er wird es ihr selbst in den nächsten vierundzwanzig Stunden sagen, was sicher heißt, dass wir diesen Weg sehr bald noch einmal gehen werden. Malaya braucht uns als Orientierung und in Glaubensfragen.«
»Ich weiß. Du hast sie diese Woche beinahe jeden Tag gesehen. Aber da wolltest du mich nicht dabeihaben«, bemerkte sie.
Magnus war sich nicht sicher, ob sie gekränkt war deswegen. Er wurde im Augenblick nicht schlau aus ihr. Er verstand nicht, was sie beschäftigte. Sie sollte stolz sein auf das, was sie erreicht hatte, indem sie einem Gefolgsmann half. Vor allem einem Gefolgsmann von solcher Bedeutung in ihrer Gesellschaft.
»Malaya und ich haben regelmäßig eine Audienz unter vier Augen. Es ist ihr lieber so. Du kannst gerne mitkommen, doch du wirst allein warten müssen, während wir uns unterhalten.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich dein kleiner Hansdampf in allen Gassen sein will«, sagte sie schneidend. »Offensichtlich hast du bemerkt, dass ich meine Zeit im Sanktuarium sinnvoller verbringen kann. Das hättest du nur sagen müssen.«
Magnus blieb unvermittelt stehen und streckte die Hand aus, damit sie ebenfalls stehen blieb, ohne dass er sie berührte. »Könntest du mir bitte sagen, was so schlimm an dem ist, was ich gerade gesagt habe, dass du so gemein sein musst?«
Sie stieß ein Lachen aus und verdrehte die Augen. »Du hast anscheinend keinen Schimmer.«
»Anscheinend nicht! Deshalb frage ich. Um jemals wieder deine Gnade zu erlangen, muss ich herausfinden, was ich tue, dass ich dich so kränke!«
»Na gut«, entgegnete sie und stemmte die Hände in die Hüften, »warum hast du mich gerade wieder wie ein Kind behandelt?«
»Das habe ich nicht!«
Sie hob verzweifelt die Hände und betrat das Sanktuarium. Magnus folgte ihr auf dem Fuße und trat ihr in den Weg.
»Magnus!«, warnte sie ihn.
»Inwiefern? Inwiefern habe ich dich wie ein Kind behandelt?«
Sie senkte den Kopf und stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Versuch’s mal damit.« Dann beugte sie sich hinunter, als spräche sie zu einem Kind. »Oh Schätzchen. Es tut mir leid, aber du kannst nicht mit Mami gehen. Mami muss sich um Erwachsenendinge kümmern. Wenn ich dich mitnehme, wirst du dich nur langweilen.« Sie richtete sich auf und hob eine Braue.
Beim verdammten Licht.
»So habe ich das nicht gemeint«, sagte er mit finsterer Miene.
»Dann musst du lernen, es so zu sagen, wie du es
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