Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
übermächtig, seine sinnliche Wärme so verlockend.
»Wir werden am Königshof gebraucht«, sagte er leise, und es war wie ein unausgesprochenes Versprechen. Später , schien es zu geloben.
»Wir?«, fragte sie und rieb sich den Hals da, wo er sie zuvor geküsst hatte. »Wozu solltest du mich wohl brauchen?«
»Das werden wir herausfinden, je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, Daenaira. Du bist meine Dienerin und Partnerin. Ich werde dich fast immer an meiner Seite brauchen.«
»Ja. Natürlich«, sagte sie, und die nüchterne Zustimmung sollte ihn offensichtlich an seine gegenteiligen Bemerkungen erinnern, die sie noch immer schmerzlich im Gedächtnis hatte. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich in Bewegung. Es war offensichtlich, dass dieser Mann nicht wusste, was er eigentlich wollte oder brauchte, und sie würde sich von seinem Wankelmut nicht anstecken lassen.
Dae wollte einfach nur gut in etwas sein. Erst, als sie hierhergekommen war, bot sich ihr überhaupt eine winzige Chance. Wie sich herausstellte, war sie eine gute Kämpferin. Ihre Wildheit und ihr Temperament waren das Rohmaterial, das im Training in Schnelligkeit und instinkthafte Bewegung umgesetzt wurde. Die Unterweisung am Kneipentresen im Waffengebrauch und das Nachahmen der Kämpfer hatten ihr Ausnahmetalent zum Vorschein gebracht, und die letzten acht Jahre waren Unterricht im Angriffskampf gewesen. Jetzt lernte sie auf eine Art und Weise, bei der alles kombiniert wurde, und sie lernte bei einem wahren Genie.
Sie hatte gewusst, dass Bußpriester wie Magnus beinahe unbesiegbar waren, aber es zu wissen und es zu sehen, waren zwei verschiedene Dinge. In der Trainingshalle war er von bedrohlicher und großartiger Schönheit. Er verausgabte sich nicht dabei, doch allein wenn er seinen Schülern die einzelnen Schritte zeigte, ihnen das Wie und Warum erklärte, war seine Körperbeherrschung faszinierend. Er konnte fliegen, während seine Schüler gerade lernten, zu kriechen. Doch es war seine Geduld, die sie am meisten beeindruckte. Nicht nur mit seinen Schülern, sondern auch mit ihr.
Er scheute keine Mühe, ihr Gebot, auf Abstand zu bleiben, einzuhalten. Er verlor nie die Geduld mit ihr, egal, wie sehr sie ihn vor den Kopf stieß oder ignorierte, solange sie ihn in Gegenwart anderer nicht respektlos behandelte, was sie nie tun würde. Er verdiente ihre Wut, nicht aber ihre Respektlosigkeit. Nicht, wenn der Schaden, den das anrichten konnte, viel mehr betraf als ihn.
Dae war nervös, als sie zum ersten Mal das Sanktuarium verließen, seit sie in den Kampf mit Killian und dessen Männern geraten war. Bei dem Gedanken daran musste sie jetzt lächeln, denn nachdem sie erfahren hatte, was für ein Frechdachs er war, wusste sie, dass er es verdient hatte. Er hatte damit angegeben, Sex mit einer Frau gehabt zu haben, und innerhalb einer Stunde war er hinter einer anderen her gewesen. Zwangloser Sex war das eine, aber es war irgendwie falsch. Nun, jedenfalls für sie. Ihr wurde bewusst, dass es in ihrer Gesellschaft große Gruppen gab, die ein ziemlich hemmungsloses Sexleben hatten. Es gab ganz einfache Regeln. Niemand wird schwanger, und niemand wird verletzt – und das umfasste erzwungenen Sex bis hin zu durch Täuschung erschlichenen Sex. All das wurde als unehrenhaft betrachtet, und wenn die Regeln gebrochen wurden, wurde eine Buße auferlegt.
Ihr wurde klar, dass Magnus die Art, wie sie ihn behandelte, als Strafe für sein verwirrendes und verletzendes Verhalten betrachtete und dass er davon ausging, dass diese Bestrafung irgendwann ein Ende nahm und das Leben besser würde, wenn er nur geduldig genug war. Er vergaß dabei, dass Bestrafung nicht das Ziel der Buße war, etwas, das sie im Grunde ironisch fand. Buße war zur Abschreckung gedacht, damit sich ein Vergehen in Zukunft nicht wiederholte.
Der Druck, unter dem Magnus stand, musste ungeheuer groß sein. Sie wusste, dass er nicht der Typ war, der sich leicht jemandem anvertraute, und jetzt wahrscheinlich noch weniger, wo er auf der Suche war nach Verrätern in den eigenen Reihen, und sie machte sich Sorgen über das Gewicht, das auf ihm lastete. Sie hatte sich sogar schuldig gefühlt, als Hera im Religionsunterricht erklärt hatte, warum die Dynamik zwischen Priester und Dienerin so entscheidend war und dass es darum ging, dass die Dienerin ihrem Priester so viele Sorgen abnehmen sollte wie möglich. Ohne sie hatte Magnus niemanden, der ihm einen Teil seiner Bürde abnahm.
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