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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Unheimlich.
    Die Plätze neben ihm waren frei. Der Zylinder drehte sich in meine Richtung, als ich mich niederließ. Ein Deck Tarotkarten steckte kunstvoll arrangiert zusammen mit einem Einstecktuch in seiner Brusttasche. Er hatte die Beine an den Knöcheln gekreuzt und trug spitze, glänzende Lederschuhe.
    »Das Gewicht der Welt auf den Schultern?«, fragte er einschmeichelnd wie ein Händler in einer Verkaufsbude.
    Ich beobachtete die wirbelnden dunklen Tornados unter der Hutkrempe. Fragmente eines Gesichts – ein halbes grünes Auge und eine Braue, ein Stück Nase – erschienen wie Schnipsel eines Bildes und verschwanden. Plötzlich wusste ich, dass das elegante und gruselige Wesen so alt war wie die Feen selbst. Hatte der Fear Dorcha den Hut oder der Hut den Fear Dorcha erschaffen? Da mich meine Eltern zur Höflichkeit erzogen hatten und alte Gewohnheiten zählebig sind, fiel es mir schwer, den Mund zu halten. Aber den Fehler, mit diesem Wesen zu sprechen, machte ich kein zweites Mal.
    »Beziehungsprobleme, die Sie belasten?«, brüllte es wie ein Marktschreier.
    Ich verdrehte die Augen. Das konnte man wohl sagen.
    »Vielleicht brauchen Sie nichts anderes als eine Nacht in der Stadt«, schwärmte es.
    Ich schnaubte.
    Es erhob sich und streckte den knochigen Arm nach mir aus. »Ein kleines Tänzchen gefällig, Liebes? Man sagt, ich sei ein echterFred Astaire.« Es zeigte einen kurzen Quickstep, verbeugte sich tief und breitete die dünnen Arme aus.
    Ein Glas rutschte über die Theke zu mir. Ich kippte den Whisky hinunter.
    »Wie ich sehe, hast du deine Lektion gelernt, schönes Mädchen.«
    »In letzter Zeit hab ich viel gelernt.«
    »Erzähl.«
    »Das Tarotdeck war mein Leben. Wie kommt das?«
    »Das hab ich schon gesagt. Weissagung. In allen Formen und Arten.«
    »Warum hast du mir DIE WELT gegeben?«
    »Das hab ich nicht. Wünschst du dir, dass ich es tue?«
    »Flirtest du mit mir?«
    »Und wenn?«
    »Ich könnte schreiend davonlaufen.«
    »Kluges Mädchen.«
    Wir lachten.
    »Hast du Christian in letzter Zeit gesehen?«
    »Ja.«
    Er hielt mitten in der Bewegung inne und wartete.
    »Er verwandelt sich in irgendetwas.«
    »Alles verändert sich.«
    »Ich glaube, er wird ein Unseelie.«
    »Ein Feenwesen. Wie ein Seestern, schönes Mädchen.«
    »Was?«
    »Die fehlenden Teile wachsen nach.«
    »Was soll das heißen?«
    »Balance. Die Welt giert nach Gleichgewicht.«
    »Ich dachte, es ist Entropie.«
    »Es setzt angeborenen Schwachsinn voraus. Menschen haben ihn, das Universum nicht.«
    »Wenn also ein Unseelie-Prinz stirbt, dann wird irgendwann jemand seinen Platz einnehmen? Wenn kein Feenwesen, dann ein Mensch?«
    »Wie ich höre, sind die Prinzessinnen auch tot.«
    Mir schnürte es die Kehle zu. Veränderten sich Frauen durch den Verzehr von Unseelie-Fleisch und werden letzten Endes wie die Feen? Was sonst konnten die Feenwesen aus meiner Welt stehlen? Besser gesagt, was könnte ich … Ich wechselte abrupt das Thema. »Wer hat mir die Karte gegeben?«
    Er deutete mit dem Daumen auf den Fear Dorcha.
    Das nahm ich ihm nicht ab. »Und was soll ich daraus lernen?«
    »Frag ihn.«
    »Du hast gesagt, ich soll nicht mit ihm reden.«
    »Das ist ein Problem.«
    »Und die Lösung?«
    »Vielleicht geht es nicht um die Welt.«
    »Worum dann?«
    »Du hast Augen, schönes Mädchen, benutze sie.«
    »Und du hast einen Mund, benutze ihn.«
    Er ging weg und warf mit Flaschen wie ein Jongleur. Ich beobachtete, wie sich seine Hände bewegten, und überlegte dabei, wie ich ihn zum Sprechen bekommen könnte.
    Er wusste vieles. Das witterte ich.
    Er stellte fünf Whiskygläser auf den Tresen, goss sie voll und schob sie mit absoluter Präzision über den Tresen fünf verschiedenen Gästen zu.
    Ich schaute in den Spiegel, der im schrägen Winkel hinter der Bar hing und die glatte schwarze Oberfläche der Theke reflektierte. Ich sah mich und den Fear Dorcha sowie ein Dutzend andere Gäste, die an der Bar saßen. Dies war einer der kleineren, weniger beliebten Sub-Clubs des Chester’s. Es gab weder Sex noch Gewalt, nur Spinnweben und Tarotkarten.
    Der Junge mit den verträumten Augen war nicht im Spiegel zu sehen – nur die durch die Luft wirbelnden Flaschen und Gläser, aber niemand, der sie warf.
    Ich schaute zwischen ihm und dem Spiegel hin und her. Dann tippte ich an mein leeres Gas, und sofort rutschte ein frisches überdie Theke. Ich trank, sah dem Jungen zu und wartete, dass er zu mir zurückkam.
    Er ließ sich

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