Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
hinteren Sitzgruppe; prallte ab, stieß gegen einen Sessel, verhedderte mich in einem von Barrons’ teuren Teppichen und rutschte über den gewienerten Fußboden.
Mein Kopf knallte gegen den Kamin.
Für einen Moment konnte ich mich nicht rühren. Mir taten alle Knochen weh. Getrocknetes Blut klebte in meinem Gesicht und in den Augenwinkeln.
Mit einem Ächzen drehte ich mich herum, stützte mich aufeinen Ellbogen, um meine Verletzungen zu begutachten. Wenigstens war mein Arm nicht gebrochen, wie ich befürchtet hatte.
Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht.
Und erstarrte. In dem schwachen Licht stand eine Gestalt, die mir verheerend bekannt vorkam. »Komm aus dem Schatten«, sagte ich.
Ein tiefes Knurren war die Antwort.
»Bitte, hast du mich nicht verstanden? Komm her!«
Das Ding stand gebeugt und keuchend neben einem Regal. Es war riesig, knapp drei Meter groß. Gegen das Mondlicht machte ich die Silhouette von drei spitzen, gebogenen Hornpaaren seitlich des breiten Schädels aus.
Solche Hörner hatte ich schon gesehen. Mein Lederbeutel mit den Steinen war an ein solches Horn gebunden gewesen. Und ich hatte gesehen, wie die Hörner schmolzen, als das Tier eine menschliche Form annahm.
Im Spiegellabyrinth war Barrons das Monster gewesen, das tagsüber schiefergrau gewesen war und gelbe Augen und nachts pechschwarze Haut und rote Augen hatte. Dieses hatte seine »Nachttarnung« angelegt mit samtschwarzer Haut und glühenden Augen. Ich hatte die Stimmen von anderen Monstern auf der Straße gehört, ehe mich dieses fortgebracht hatte. Woher kamen sie?
Meine Hände fingen an zu zittern. Ich setzte mich vorsichtig auf und spürte jede überdehnte Sehne und jeden gezerrten Muskel. Ich lehnte mich an den Kamin, zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Aufzustehen wagte ich nicht. Diese Kreatur gehörte zu derselben Spezies wie einst Barrons und stellte eine Verbindung zu dem Mann her, den ich verloren hatte.
Was hatte das Wesen hier zu suchen? Beschützte mich Barrons irgendwie auch noch nach seinem Tod? Hatte er andere seiner Art bestimmt, über mich zu wachen, wenn das Schlimmste passierte und er ums Leben kam?
Das Monster im Schatten drehte sich unvermittelt um und schlug mit der Krallenpranke auf den großen Bücherschrank ein.
Die hohen Regale dahinter, die mit massiven Bolzen im Boden befestigt waren, gerieten ins Wanken. Die Vitrine mit den Kunstgegenständen wurde mit einem metallischen Quietschen aus der Verankerung gerissen und krachte in die nächststehende und die daneben. Sie fielen um wie Dominosteine und verwandelten meinen Buchladen in ein Chaos.
»Hör auf damit!«, schrie ich.
Falls mich die Kreatur verstand oder bei dem Lärm hörte, beachtete sie mich nicht. Sie wandte sich dem Zeitschriftenständer zu und zertrümmerte ihn.
Tageszeitungen und Wochenillustrierten flogen zusammen mit Holzsplittern durch die Luft, Stühle knallten gegen die Wände. Mein Fernseher wurde zermalmt, und meine Registrierkasse zerbarst mit klingendem Glöckchen.
Das Monster wütete durch den Laden, machte im Erdgeschoss alles kurz und klein, zerstörte, was ich liebte, und verwandelte mein Allerheiligstes in eine Ruine.
Ich konnte mich nur still verhalten und fassungslos zusehen.
Als es nichts mehr gab, was das Monster zerstören konnte, sah es mich an.
Das Mondlicht tauchte seine schwarze Haut in einen silbrigen Schimmer und brachte die roten Augen zum Leuchten. Adern und Sehnen am Hals und an den Armen traten hervor, und die Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Auf den Hörnern steckten Trümmer und Schutt. Die Kreatur schüttelte vehement den Kopf, und Holzteile und Putz spritzten nach allen Seiten.
Das Biest starrte mich aus seinem prähistorischen Gesicht, das von langen Strähnen schwarzen Haars umrahmt war, mit hasserfüllten Augen an.
Ich begegnete dem Blick, wagte jedoch kaum zu atmen. Hatte mich das Wesen gerettet, um mich jetzt zu töten? Etwas anderes hatte ich auch nicht verdient – wirklich.
Es war eine wandelnde Erinnerung an das, was ich getan und verloren hatte. Was ich nie richtig gesehen und schließlich getötethatte. Es glich so sehr meinem Beschützer aus dem Spiegellabyrinth und war doch ganz anders. Barrons war unkontrollierbar mordlustig und unfähig gewesen, sich davon abzuhalten, alles Lebendige in seiner Nähe umzubringen, egal wie klein oder hilflos es sein mochte. Auf den Felsen hatte ich den Wahnsinn in Barrons’ Augen gesehen.
Dieses Ungeheuer war
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