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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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blaues Auge geschlagen habe«, höhnte Mistress Lockwood. »Du Wurm.«
    »Sag’s ihr!« rief die Menge. »Sag’s ihr!«
    Master Lockwood ließ den Kopf sinken und murmelte etwas vor sich hin.
    »Sprich lauter, Mann«, befahl der Sheriff.
    »Ich war nicht fähig, meinen ehelichen Pflichten nachzukommen.«
    Die Menge johlte.
    »Taucht ihn«, schrien die Frauen in der Menge.
    »Taucht ihn.«
    »Taucht sie«, riefen die Männer im Chor. »Taucht sie.«
    »Is’ so üblich bei einer Furie«, beriet der Lord High Mayor die Königin. »Das Tauchbecken ist momentan frei.«
    »Taucht sie beide«, sagte die Königin und hielt das für ein sehr salomonisches Urteil.
    Scheinbar schien das Publikum der gleichen Meinung zu sein, da Jubel ausbrach. »Hurra!«
    Die Lockwoods wurden abgeführt, damit sie ihre Stunde im Tauchtank absaßen. Währenddessen kauften die Tölpel Lederbälle, mit denen sie auf das Ziel werfen konnten, das einen von beiden von dem hohen Sitz in das darunter befindliche Wasser plumpsen lassen würde. Es war eine harmlose Strafe. Jeder der Teilnehmer mußte irgendwann einmal eine Strafe im Tauchtank, am Pranger oder in der Scold’s Bridle, einem zaumzeugartigen Strafinstrument für zänkische Weiber, verbüßen.
    »Der letzte Fall ist ein Disput zwischen zwei Dramatikern, die beide danach streben, Euer Majestät mit ihren Werken zu erfreuen.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. »Der größte Schriftsteller in ganz England kommt.«
    Das niedere Volk rief: »Ben Jonson kommt. Ben Jonson kommt.«
    »Nein, nicht Jonson.«
    »Christopher Marlowe?«
    »Marlowe ist tot, du dummes Stück Krötenscheiße, erstochen bei einer Kneipenschlägerei im Jahre 1591!«
    »Marlowe ist nicht tot. Er ist zurückgekommen.«
    »Ich schwöre bei Gott, das sollte er aber sein. Dieser verdammte Atheist.«
    »Wenn nicht Marlowe, wer dann?«
    »Es ist Master Shakespeare.«
    »Wer?«
    »Dieser Schreiberling!«
    »Aus dem wird nie was werden.«
    Einige der treuen Untertanen johlten weiter, als Master William Shakespeare sich tief vor der Königin verbeugte.
    Offensichtlich war der Atheist doch nicht tot, da sich ein junger und affektiert grinsender Christopher Marlowe, ganz in Schwarz gekleidet, ebenfalls verbeugte und es irgendwie schaffte, daß die Geste anmaßend wirkte. Sein Haar war lang und hing ihm bis auf die Schultern. Er trug einen dünnen Schnäuzer.
    »Tragt Euren Fall vor.«
    »Majestät«, sagte Shakespeare, »dieser Emporkömmling stört unsere Vorstellungen und verlangt, ebenfalls unsere bescheidene Bühne benutzen zu dürfen. Außerdem sollte er schon längst tot sein. Schließlich haben wir bereits fünfzehnhundertfünfundneunzig.«
    »Emporkömmling, was er nicht sagt, Majestät. Der Name Marlowes ist dem Shakespeares ebenbürtig, jetzt und für immer. Wir, meine armen Schauspieler und ich, möchten einfach nur ab und zu die Bühne benutzen, so daß die Leute ein richtiges Drama sehen können, Szenen aus Die tragische Historie Doktor Faustus und Tamerlan der Große.«
    »Die Bühne ist für uns reserviert«, rief Shakespeare. Er zitterte. »Laßt ihn auf dem Dorfanger aufführen. Er verdient nichts Besseres.«
    Marlowe zog sein Florett und wedelte damit drohend herum. »Bewaffnet Euch«, rief er und bestätigte damit seinen Ruf als Raufbold. »Wir werden das wahrhaftig auf dem Dorfanger entscheiden.«
    »Hört auf«, rief die Königin und weckte Mycroft, der sich gleich umblickte, um die Quelle der Gefahr auszumachen. »Genug von diesem Disput.« Sie zeigte auf Marlowe. »Zieht niemals mehr Eure Waffe in unserer Gegenwart.« Penelope wartete, bis das Florett wieder an seinem Platz war. »Und Ihr«, sagte sie und zeigte mit einem königlichen Finger auf Shakespeare, »es ist genug Platz für beide da. Marlowe wird nicht Eure Bühne benutzen, aber er mag seine eigene Plattform am anderen Ende des Dorfes errichten. Es ist mir egal, welches Jahr wir haben. Wir möchten nichts mehr von diesem Geplapper hören. Haben wir uns verstanden?«
    »Euer Majestät ist zu gütig«, sagte Marlowe und machte wieder eine tiefe Verbeugung.
    »Idiot«, murmelte Shakespeare, als er sich verbeugte.
    »Was sollte denn das alles?« fragte Penelope, als sich Shakespeares und Marlowes Schauspieler um sie versammelten und die Menge zu den unterschiedlichen Vergnügungen zurückkehrte.
    »Sie hassen sich«, sagte der Lord High Mayor. »Die Rivalität ist sehr stark.«
    »Aber… aber«, sagte Penelope und zeigte auf die Kulisse des vergangenen

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