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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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Mycroft, der zum Beispiel immer vorher spürte, wenn Stormy zu Besuch kam.
    Alyce zögerte. »Nein. Wir waren in einer albernen Stimmung. Ich habe ihr den Rücken massiert, und dann mußte ich gehen.« Sie lächelte Penelope schüchtern an. »Ich habe mich mit jemandem getroffen.«
    »Ist er nett?«
    »Sehr sogar.«
    »Gut«, sagte Penelope, die wußte, daß Alyce in letzter Zeit nicht viel Glück mit Männern gehabt hatte. Die Unfähigkeit, ihre eigene Zukunft vorherzusehen, erschien merkwürdig, wenn man sich ihre hellseherischen Kräfte vor Augen hielt. »Ich freue mich für dich.«
    »Danke. Ich möchte, daß du ihn kennenlernst.«
    »Ich freu’ mich schon darauf. Sag mal, verraten dir deine Kräfte, wo ich vielleicht Sir Robert finden kann?«
    Alyce schloß für einen Moment die Augen und runzelte konzentriert die Stirn. »Ich fürchte, nein«, sagte sie verlegen und schaute zu Penelope hoch, »obwohl er wahrscheinlich bei den Dirnen ist oder bei dieser Schauspielerin, nach der er so verrückt ist.«
    »Ja, das sagt jeder. Ich muß los und sie finden.«
    »Sei vorsichtig, Penelope.«
    »Ja, das sagt auch jeder.«
    »Nein, Penelope, ich meine es ernst. Hüte dich vor den Iden des März.«
    »Also, wo hast du das denn her? Aus Julius Caesar?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir gerade einfach so durch den Kopf geschossen.«
    Penelope folgte Alyce’ Beschreibung – »Bieg am Würstchenstand links ab, geh über die Kissing Bridge, dann rechts an der Jongleurschule vorbei« – und war sofort bei den Dirnen.
    Die Dirnen machten sich über die Tölpel lustig, die an ihrem Haus vorbeikamen. Eine hübsche junge Hure bot einer errötenden Ehefrau ein geknotetes Seil an. »Gib ihm ein paar ordentliche Schläge. Zeig ihm, wie sehr du ihn liebst.« Das Paar flüchtete eiligst.
    »Es wird ihm gefallen«, rief die Hure hinter ihnen her.
    Die Königin der Dirnen lehnte aus einem Fenster im zweiten Stock und neckte freundlich die Männer, die sich trauten, einen Moment stehenzubleiben. »Komm hoch, aber bring Sixpence mit.«
    »Ich habe keine Sixpence.«
    Die Dirnen lachten. »Ach Gottchen, Maud, er hat nicht genug für dich.«
    »Für dich gibt’s heute abend keine Liebe.«
    »Für dich gibt’s heute abend keine Liebe«, stimmten die anderen Huren mit ein.
    »Willst du dich den Dirnen anschließen, Süße?« fragte Maud, als Penelope winkte, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Penelope schüttelte den Kopf. »Ich suche Sir Robert Dudley. «
    Die Königin der Dirnen runzelte die Stirn, zögerte einen Moment und verschwand aus dem Blickfeld. Als sie hinter der Pappfront der Hütte auftauchte, forderte sie Penelope auf: »Kommen Sie, gehen wir ein Stück.«
    Sie folgten dem gewundenen Weg durch die engen Dorfstraßen zum Queen ’s Own Public House, das für die Teilnehmer der Festspiele reserviert war. Als sie an einem kleinen Holztisch abseits des Lärms Platz genommen hatten, streckte die Königin der Dirnen die Hand aus und sagte: »Ich bin Allison McKenzie. Das ist mein richtiger Name.«
    »Ich bin Penelope Warren. Das ist auch mein richtiger Name.«
    »Wie gefällt es Ihnen, Königin von England zu sein?«
    »Ich glaube, ich wäre lieber Königin der Dirnen. Da hat man weniger Verantwortung.«
    Allison lächelte. »Wir können tatsächlich sagen, was wir wollen.«
    »Was haben Sie zu Sir Robert gesagt?«
    »Er war ziemlich gefühlsduselig. Wir haben ein Pint Ale miteinander getrunken, und ich habe versucht, ihn aufzuheitern, aber er war völlig durcheinander wegen Carolyns Tod. Hat sich selbst die Schuld gegeben.«
    »Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
    »Ich nehme an, er ist zu der Schauspielerin gegangen, die an allem schuld ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hat Sir Robert den Kopf verdreht. Es ist seltsam, aber die Königin und Sir Robert waren ziemlich glücklich miteinander, bevor sie aufgetaucht ist.«
    Penelope verließ Maud und ging zur Bühne Shakespeares, aber die letzte Vorstellung von Wie es euch gefällt war schon längst vorbei, und die Schauspieler hatten sich getrennt, um ihren eigenen Vergnügungen nachzugehen. Rosalind würde bis später warten müssen. Penelope hatte nicht die Absicht, ein Rendezvous zu stören. Sir Robert und seine Rosalind würden früher oder später schon noch auftauchen.
    Als in den verschiedenen Pubs die Glocke zum Last Call ertönte, kehrte Penelope zum Zeltlager zurück und traf Andy und Mycroft an, die sich mit den Riemen und Laschen eines Keuschheitsgürtels

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