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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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auf der Riesenschaukel. Einige tanzten immer noch unter Anleitung der Dorfmaiden um den Maibaum, während sich die Eltern von dem Streß erholten, auf ihre quirligen Kinder aufzupassen.
    Ein Puritaner, die Bibel leidenschaftlich an die Brust gepreßt, predigte vor einer Gruppe spottender Bauern, drohte ihnen mit ewiger Verdammnis und wetterte gegen Alkohol, Freuden des Fleisches, Vergnügungen aller Art und zügelloses Benehmen. Scheinbar hatte dies keine Wirkung, da die Bauern eifrig damit beschäftigt waren, ebendiesen Dingen nachzugehen.
    Penelope wanderte weiter. Ein paar ihrer flegelhaften Untertanen gingen an ihr vorbei und erzählten sich Papistenwitze. »Warum hat der Papist die Straße gekreuzt?«
    Penelope konnte die Antwort nicht verstehen. Warum hat denn der Papist die Straße gekreuzt?
    Ein Blumenmädchen befestigte eine Blüte an der Bluse einer Frau und fragte: »Was ist ein Herzblatt? Habt Ihr Euch nie gefragt, was ein Herzblatt ist?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete die Frau.
    »Und Ihr, verehrter Herr, wißt Ihr, was ein Herzblatt ist?«
    Er gestand seine Unwissenheit.
    Was ist ein Herzblatt? fragte sich Penelope. Es war eines dieser Wörter, das man einfach kannte. Aber was bedeutete es wirklich?
    Andere Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Warum? Was? Wer? Wann? Nein. Das konnte nicht die journalistische Reihenfolge sein. Ich werde Andy fragen müssen, dachte Penelope. Wer hat die Königin umgebracht und warum? Wann, das war einfach. Letzte Samstagnacht. Wie? Mit einem Dolch natürlich. Und wo bleibt Master Edwards mit seinen Büchern? Und mein Keuschheitsgürtel? Beantworte das Warum, und du hast eine bessere Chance, das Wer zu beantworten. Benommen und schwindelig angesichts all dieser unbeantworteten Fragen, taumelte Penelope zu einem Erfrischungsstand und kaufte sich eine Cola.
    Auf dem Weg zur Königin der Dirnen verlief sich Penelope hoffnungslos. Hatte man sich einmal vom weitläufigen Dorfanger und dem königlichen Pavillon entfernt, war es leicht, sich in den engen und verworrenen Nebenstraßen des Dorfes zu verirren.
    »Unedle Metalle zu Gold. Die Geheimnisse des Universums. Unedle Metalle zu Gold.« Der Gesang kam von einem kleinen Jungen, der sein Rufen mit dem kräftigen Läuten einer Handglocke untermalte.
    Es war das zweite Mal, daß Penelope am Stand des Alchemisten vorbeikam. Verärgert nahm sie diesmal den entgegengesetzten Weg und fand sich mitten im Viertel der Hellseherzunft wieder, wo die Astrologen und Wahrsager residierten.
    »Penelope«, rief eine vertraute Stimme. »Hierher.« Empty Creeks Madame Astoria lag auf Kissen vor dem offenen Zelt, in dem sie ihre astrologischen Beratungen abhielt.
    Hätte Alyce nicht ein Kleid und Mieder getragen, das mit den Zeichen des Zodiakus verziert war, hätte man sie für die Lieblingsdame eines Harems halten können, die sich auf den Kissen räkelte und darauf wartete, zu ihrem Sultan gerufen zu werden. Jung, hübsch und lebhaft, war Madame Astoria als einzige der Astrologen und Wahrsager in Empty Creek ansässig, ganz im Gegensatz zu den anderen aus der Wahrsagergasse, die für die Dauer der Festspiele angereist kamen.
    »Ich habe mich verlaufen.«
    »Ich weiß. Ich weiß auch, daß du Sir Robert suchst, daß du einen Keuschheitsgürtel gekauft hast, der noch nicht geliefert worden ist, und daß du jedermann verdächtigst.« Alyce lächelte und spielte mit einer Strähne ihres geflochtenen blonden Haares.
    »Das ist großartig. Deine übersinnlichen Kräfte erstaunen mich immer wieder.«
    »Ach was. Ich habe dich vor dem Stand des Alchemisten stehen sehen, und du schienst verwirrt. Eine ganze Menge Leute suchen nach Sir Robert, und Master Edwards hat gefragt, wo du wohnst. Er will deinen Keuschheitsgürtel liefern. Und du verdächtigst eigentlich immer jeden.«
    »Er ist nicht für mich«, antwortete Penelope hastig.
    »Was ist nicht für dich?«
    »Der Keuschheitsgürtel. Ich habe ihn für Laney bestellt. Als Gag.«
    »Das wußte ich schon. Ich habe schließlich übersinnliche Kräfte.«
    »Du warst in besagter Nacht bei Kathy am Pranger. Hast du… hast du etwas gespürt?« Es gab einige, die an Astrologie und parapsychologischen Kräften zweifelten und diese verspotteten, aber Penelope zählte nicht zu ihnen. Sie hatte in Afrika zu viele Dinge gesehen, die mit Hexerei und überlieferter Heilkunst zu tun hatten, als daß sie irgendeinen Glauben leichtfertig abtat. Und Alyce hatte unheimliche Sinneswahrnehmungen, so wie

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