Shakespeare, Katz & Co
Königin Mitleid mit dem Inspizienten und ordnete seine frühzeitige Befreiung vom Pranger an.
»Das werden Sie mir büßen«, sagte der Inspizient, als er sich die Reste der wohlplazierten Tomaten aus dem Gesicht und von den Händen abwusch. Seine Narrenkappe saß schief.
»Genau wie Carolyn Lewis?« fragte Penelope.
Der Inspizient wurde blaß. »Damit hatte ich nichts zu tun.«
»Man hat mir aber gesagt, daß Sie bei mehreren Gelegenheiten damit gedroht haben, sie umzubringen.«
»Das war doch nur Gerede. Mehr nicht. Sie war immer zu spät. Ich versuche nur, meinen Job zu erledigen, aber niemand kümmert das. Alle rennen nur herum und trinken, die Männerjagen den Frauen nach, und die Frauen interessieren sich mehr für die Parties als für ihren Auftritt. Ich kriege hier überhaupt keine Unterstützung. Ich frage mich, wie wir die Show überhaupt auf die Beine gestellt haben.«
»Vielleicht sollten Sie weniger verlangen…« Penelope rückte seine Kappe zurecht.
»Danke.«
»Gern geschehen.«
»Ohne mich würde hier gar nichts funktionieren.«
Als sie den Inspizienten dabei beobachtete, wie er davonschlurfte, tat Penelope ihre übereilte Anweisung leid. Lord Acton hatte wirklich recht. »Macht macht schlecht, und absolute Macht macht absolut schlecht.«
Recht wurde im Schatten einer dichtbelaubten Eiche gesprochen. Ein thronähnlicher Stuhl wurde für die Königin bereitgestellt. Sir Walter Raleigh stand an der einen Seite; der Lord High Sheriff nahm seinen Platz auf der anderen Seite ein.
»Sheriff, tut Eure Pflicht.«
Ein Bauer wurde aus der Menge gezerrt. Er fiel vor der Königin auf die Knie und rang flehend die lose gefesselten Hände. »Habt Gnade, Euer Majestät«, rief er.
»Wie lautet die Anklage?« fragte der Lord High Mayor.
»Er ist angeklagt, die königlichen Melonen Ihrer Majestät begehrt zu haben«, verkündete der Sheriff lauthals.
Die Tölpel kicherten.
Penelope spürte, wie sie bis in die königlichen Melonen errötete. Ein erneutes Auftragen der Sonnenmilch war scheinbar unerläßlich.
»Aber sie waren zum Greifen nah, so rund und groß und füllig und warm von der Sonne, ich konnte mich nicht beherrschen, Euer Majestät. Sie waren so schön und saftig. Bereit, gepflückt zu werden.«
Saftig, soso. Was war das überhaupt für ein Bauer?
Penelopes Frage wurde von dem schlauen Grinsen auf dem Gesicht des Bauern beantwortet. Der gutaussehende junge Schurke wußte genau, daß er seine Königin in Verlegenheit gebracht hatte.
»Übergriffe auf die königlichen Melonen sind ein schweres Verbrechen«, setzte Penelope an. Sie hatte es eilig, den Fall des Bauern und der königlichen Melonen zu Ende zu bringen.
Die Menge brach in Gelächter aus.
Die Königin errötete heftig und begann erneut. »Du mußt deine Finger von den königlichen Melonen lassen…«
Die Menge schrie vor Begeisterung.
Die Königin gab auf. »Oh, führt ihn ab, und stellt ihn an den Pranger.«
»Bringt Mistress Lockwood vor.«
Der Lord High Mayor beugte sich vor und flüsterte der Königin zu: »Mistress Lockwood ist bekannt für eine Vielzahl von Missetaten und für ihre scharfe Zunge. Sie ist recht temperamentvoll.«
»Und haltet eure Hände bei euch«, ertönte eine schrille Stimme. Eine gutaussehende Frau an die Vierzig wurde von den Männern des Sheriffs aus der Menge geholt. Sie steckte in einer sogenannten Shrew’s Fiddle, einem hölzernen Gerät mit drei Ringen. Einer davon war um den Hals der Frau gelegt, die anderen zwei Ringe, in denen die Hände steckten, befanden sich an einer Holzstange.
Penelope bemerkte, daß die Gehilfen des Sheriffs einen respektvollen Abstand zu der Frau einhielten, die nach den Männern des Gesetzes trat.
»Ich habe nichts getan, Euer Majestät, es ist alles die Schuld dieses elenden Wurms von Ehemann.«
»Tretet vor, Master Lockwood«, befahl der Sheriff.
Ein dümmlich dreinblickender Master Lockwood, der ein Stück rohes Fleisch an sein rechtes Auge hielt, gesellte sich zu seiner Frau. Wie die königlichen Beamten hielt er sich von Mistress Lockwood fern. Scheinbar hatte Master Lockwood den Zorn seines geliebten Weibes an diesem Tag schon zu spüren bekommen. Zumindest war die Diskussion von den königlichen Melonen abgelenkt worden.
»Eine Furie, Euer Majestät, eine richtige Furie, seht, was sie mit mir gemacht hat.« Er nahm das Fleisch vom Auge weg, das veilchenblau war. Penelope hoffte, daß das alles Make-up war.
»Sag Ihrer Majestät, warum ich dir ein
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