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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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Penelope war fest davon überzeugt, daß er eine plötzliche und unerklärliche Zerstörung der Limabohnenernte befürchtete und sich daher ein paar in Reserve zurückbehalten wollte.
    Einige Höflinge, die die kurze Unterhaltung zwischen der Königin und Lady Kathleen hörten, tauschten Blicke und zogen die Augenbrauen hoch. Vielleicht war es an der Zeit, die Königin aus der Sonne zu holen, ihre Stirn mit einem feuchten Tuch zu kühlen und ihr Mieder zu lockern. Das wäre die Erfüllung meiner kühnsten Träume, dachte Sir Francis Drake, während er den wohlgeformten, wenn auch fiebernden Körper Ihrer Majestät bewunderte. Er spielte kurz mit dem Gedanken, den schlaksigen und ungelenken Sir Walter herauszufordern – mitsamt seinem dämlichen Umhang –, um mit ihm auf dem Feld der Ehre ein Duell auf Leben und Tod um die Hand Englands schöner Königin auszutragen.
    Ähnliche Gedanken jagten durch die Köpfe anderer Höflinge und Ritter. Der Günstling der Königin, der weiße Ritter, war der Meinung, daß die Königin ziemlich umwerfend in einer eigenen Rüstung aussehen würde, ähnlich wie Ingrid Bergman in Johanna von Orleans. Der schwarze Ritter dagegen fand, daß Penelope am besten in gar nichts aussehen würde. Sir Francis Bacon wiederum, der ein Reinlichkeitsfanatiker war und gute Weine zu schätzen wußte, tagträumte davon, der Königin bei einem Weinbad behilflich zu sein. Maria, Königin der Schotten, hatte dies, so sagt man, sehr genossen. Vielleicht ein guter Cabernet zum Anfang und dann ein frischer Chardonnay zum Abspülen.
    Der Lord High Mayor und der Lord High Sheriff waren ganz zufrieden mit ihren eigenen Phantasien. Der erste hätte die Königin am liebsten als bodenständiges Bauernmädchen gesehen, das er durch die grünen Felderjagte, um dann ausgiebigst mit ihr auf einem Bett aus Gänseblümchen herumzutollen. Den Sheriff, bedingt durch seinen Beruf, gelüstete es danach, die Königin in Eisen zu legen und sie in eine einsame Zelle des Towers von London zu führen, wo er sie dann ohne Hast beglücken konnte.
    In den ersten vierundzwanzig Stunden ihrer Regentschaft hatten die Männer am Hof Penelope scheinbar in ihr Herz geschlossen und wetteiferten um ihre Gunst, sehr zum Mißfallen der Hofdamen. Oh, sie hatten nichts gegen die Königin, da sie wußten, daß Penelope und Andy ein unzertrennliches Paar waren. Nein, es waren ihre eigenen Männer, die sich auf so törichte Weise von Penelopes Grazie, Schönheit, ja auch Macht angezogen fühlten.
    Sir Walter Raleigh, der tatsächlich in der Gunst der Königin stand, war derzeit von einer Hofdame angetan, die zu Pferde einige Ritter bei Geschicklichkeitsübungen mit der Lanze übertraf. Eine starke und athletische Frau hatte etwas, das die Phantasie anregte, besonders da die Hofdame Sir Walter anlächelte, während sie als Geste der Ehrerbietung vor der Königin die Lanze senkte.
    Hätte die Königin gewußt, daß sie der Gegenstand von so vielen verschiedenen und interessanten Phantasien war, wäre sie wahrscheinlich bis in die Fußspitzen errötet und hätte den ganzen Haufen zu kalten Duschen verdonnert. Aber die Königin war abgelenkt und verrichtete ihre Pflichten mechanisch, während sie versuchte, dem Chaos, das in ihrem Kop herrschte, einen Anschein von Ordnung aufzuerlegen.
    Ihre erste königliche Amtshandlung an diesem Morgen war es gewesen, einen Dime, vielmehr zwei Dirne in einen Münzfernsprecher zu werfen und die Nummer von Discreet Investigations anzurufen. Diese Detektei war so vorsichtig, daß auf dem Anrufbeantworter keine Ansage ertönte, sondern nur ein Piepsen, das anzeigte, daß er aufnahmebereit war. »Hier spricht Penelope«, sagte sie. »Ruft mich an.«
    Nachdem sie das erledigt hatte, konnte sie endlich versuchen, das Unlösbare zu lösen.
    Wer hatte die Nachricht hinterlassen? Die Iden des März fielen auf den letzten Samstag der Festspiele. Aber was hatte es zu bedeuten?
    Wo war Sir Robert?
    Wer hatte die Königin umgebracht?
    Wer war Lothario?
    Wer, verdammt noch mal, wer?
    Zu viele Fragen ohne Antworten. Penelope zwang sich, ihre Gedanken angenehmeren Dingen zuzuwenden, und mußte innerlich lächeln. Trotz der bedrückenden Wirkung der Warnung und des blutigen Dolches hatten Penelope und Andy es geschafft, sich mit einer einfachen und unkomplizierten Runde Ich liebe dich zu trösten. Dennoch fühlte sie sich besser, nachdem sie Discreet Investigations angerufen hatte.
    Imperien aufzubauen fiel Big Mike leicht.
    Als

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