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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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Er war ziemlich verärgert, daß du nicht hier warst.«
    »Hat Dutch die Verkleidung schon gesehen?« fragte Penelope und kraulte Mikey zur Begrüßung unter dem Kinn.
    »Er findet es niedlich.«
    »Ich auch«, sagte Andy.
    Niedlich? Gott, gib mir die Kraft, diesen Tag durchzustehen.
    Penelope überstand die Parade der Pikten und deren ehrenamtliche Königin, die für ihren großen Auftritt donnernden Applaus bekam. Cassie alias Stormy war darin schon immer gut gewesen. Große Auftritte waren ihre Spezialität. Penelope überstand außerdem die Fanfaren stoße, das Klappern von Rüstungen, mehrere königliche Proklamationen und Mikey, der ein Haarbüschel auf ihrem Schoß aushustete.
    Als die Kämpfe sich gnädigerweise dem Ende näherten, erteilte die Königin der Menge einen letzten, sogar huldvollen Segen, überließ Andy die Aufsicht über Mycroft und eilte davon, um sich mit Rosalind zu treffen.
    »Wir kommen schon klar«, sagte Andy. »Wir treffen dich im Zeltlager.«
    Als Penelope zur Shakespeare-Bühne zurückkehrte, kam sie an Marlowes Truppe vorbei, die gerade lautstark ihre Texte vor magerem Publikum vortrug. Sie eilte weiter zum Konkurrenztheater, das mit hingerissenen und aufmerksamen Zuschauern überfüllt war. Das Stück war gerade an seiner Auflösung angelangt, und die Schauspieler verließen die Bühne, damit Rosalind ihren Epilog vortragen konnte. Penelope hörte zu und war zufrieden, daß der Epilog der Tatsache angepaßt worden war, daß Rosalind von einer Frau gespielt wurde, nicht von einem Jungen, wie es in Shakespeares eigenem England üblich gewesen war. Das nannte sie Fortschritt.
    »›Ich fordere euch auf, meine Damen, bei der Liebe, die ihr für Männer hegt, laßt euch das Stück so weit gefallen, wie es euch gefällt! Und euch, ihr Männer, fordere ich auf bei der Liebe, die ihr für Frauen hegt – und an eurem Schmunzeln seh ich, daß keiner von euch sie haßt – laßt euch zwischen euch und den Damen das Spiel gefallen!… So küßte ich so viele von euch, wie Barte haben, die mir gefielen, Gesichter, die mir zusagten, und Athem, der mich nicht anwiderte; und ich bin gewiß, alle welche hübsche Barte oder hübsche Gesichter oder süßen Athem haben, werden mir, wenn ich meinen Knix mache, für mein freundliches Anerbieten ihr Lebewohl nachrufen.« (* William Shakespeare: Wie es euch gefällt. In: Shakespeare’s Dramatische Werke, Band 4, übersetzt von A. W. von Schlegel, Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1899.)
    Als Rosalind ihren Knicks machte, folgte das Publikum ihrer Aufforderung und brach in Jubel aus. Während der Ovationen eilte Penelope hinter die Bühne und wartete auf Rosalind, als diese nach einem letzten Vorhang von der Bühne kam.
    »Nach dem bißchen zu urteilen, das ich gesehen habe, waren Sie umwerfend«, sagte Penelope.
    Rosalind lächelte schüchtern. »Danke.«
    »Fühlen Sie sich besser?«
    »Ein bißchen.«
    »Kommen Sie«, sagte Penelope, »ich gebe Ihnen einen aus. Sie sind doch alt genug, oder?«
    »Ich bin zweiundzwanzig«, sagte Rosalind. »Ich studiere an der Arizona State University.«
    »Ich habe auf der Arizona State meinen Abschluß gemacht. Es kommt mir so vor, als liegt es Ewigkeiten zurück.«
    »Haben Sie einen Schauspielabschluß gemacht?«
    »Gott, nein, einen in englischer Literatur. Wie kommen Sie darauf?«
    »Es scheint, als seien die meisten Teilnehmer der Festspiele Schauspieler oder frustrierte Schauspieler.«
    »Ja, scheint fast so. Ich nehme an, Sie studieren Schauspiel.«
    Rosalind nickte. »Bobby ist mein Lehrer und Mentor. Das ist sein richtiger Name.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Sharon O’Bannon.«
    »Dann werde ich Sie Sharon nennen. Ich finde den Namen viel hübscher als Rosalind.«
    Während sie zum Public House schlenderten, lichtete sich die Menge, obwohl die Festspiele offizell nicht vor sechs Uhr schlössen. Am Pranger, wo ein paar Bauern einen Puritaner bewarfen, ging es jedoch immer noch hoch her.
    »Die Königin hat letzte Woche einen Haftbefehl gegen mich erlassen. Sie wollte mich Sonntag da hineinstecken, aber dann… sie müssen es vergessen haben, aber ich nehme an, daß der Haftbefehl noch gültig ist. Ich rechne jede Minute damit, daß mich die Männer des Sheriffs abholen.«
    »Ich werde eine königliche Begnadigung erlassen.«
    »Danke, aber es macht mir nichts aus. Das gehört alles dazu. Letztes Jahr…« Ihre Stimme verstummte.
    »Letztes Jahr?« wiederholte Penelope.
    »Oh«, sagte Sharon und wurde rot.

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