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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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junger und furchtloser Kater in Äthiopien hatte er mit beachtlichem Selbstbewußtsein den College Campus regiert. Dabei hatte er wie ein Lehnsherr über Katzen, wilde Hunde, Schakale, Hyänen und andere Viecher regiert. Und dann, als sie ihn nach einer Reise von Diredaua über Addis Abeba, Zypern, London, Washington bis nach Phoenix mitten in die Wüste von Empty-bei-Gott-Creek, Arizona, verfrachtet hatten, hatte er nur ein- oder zweimal geblinzelt, sich lauthals über die Würdelosigkeit modernen Fliegens beschwert und sich darangemacht, eine neue Domäne rund um die kleine Ranch aufzubauen, wo er glücklich mit Penelope und Chardonnay lebte. Mycroft äf Co, das Double B und zahlreiche andere Etablissements in und um die Stadt herum zählten ebenfalls dazu.
    Nun meldete Big Mike Ansprüche auf die grünen Felder Englands an und betrachtete diese neue Welt als sein persönliches Territorium. Er akzeptierte Tribute in Form von Truthahnkeulen und genoß die Bewunderung der schönen jungen Maiden, was nicht mehr als recht und billig war. Aber er war ein höflicher Kater und zeigte seine Dankbarkeit durch leises Miauen, Schnurren und Beinereiben.
    Dennoch konnte Mycroft nur ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ertragen. Es gab Momente, in denen er allein sein wollte. Daher beanspruchte Mycroft einige Verstecke, in die er sich zurückziehen konnte, je nachdem, wie er gelaunt war. Sein Lieblingsversteck war wahrscheinlich das Regal unter der Theke des Truthahnkeulenstands, wo er sich inmitten des köstlichen Duftes ins Schlummerland begeben konnte. Ein weiteres war auf einer dichtbelaubten Eiche in der Nähe des Dorfangers, von wo aus er in Ruhe die verschiedenen Aktivitäten der Festspiele beobachten konnte, ohne befürchten zu müssen, daß ihn eine Parade von Narren oder das Begehen obskurer Frühlingsriten störte.
    Aber wenn er richtig schlafen wollte, wählte Big Mike eine Abstellkammer hinter der Bühne eines der weniger bekannten Theater. Eintritt verschaffte er sich, indem er auf einen sechs Fuß hohen Fenstersims sprang, sich durch ein kaputtes Fenster quetschte, über eine Anzahl gestapelter Kisten kletterte und auf einen großen hölzernen Schrank sprang, auf dem er es sich in dunkler Abgeschiedenheit bequem machen konnte.
    Also, das war wirklich ein richtiges Versteck.
    Als Penelope, die sich gerade eine Pause von ihren königlichen Pflichten gönnte, am Theater Shakespeares ankam, bereiteten sich die Schauspieler gerade auf die Aufführung von Wie es euch gefällt vor.
    Es war nicht schwer, Rosalind hinter der Bühne ausfindig zu machen. Die Schauspielerin umgab eine Star-Aura, und sie strahlte Selbstbewußtsein aus. Genau wie Stormy, auch wenn diese immer noch in diesen scheußlichen Abenteuerstreifen mitwirkte und nur auf ihren großen Durchbruch wartete. »Hi«, sagte Penelope und lächelte die junge Schauspielerin an.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rosalind und versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben.
    Penelope versperrte ihr den Weg. »Ich habe die Frage noch gar nicht gestellt.«
    »Ich weiß es trotzdem nicht.«
    »Vielleicht sollten wir noch mal von vorn anfangen«, sagte Penelope. »Hi.«
    Rosalinds Aura löste sich in Wohlgefallen auf, als sie in Tränen ausbrach. »Ich weiß es nicht«, heulte sie.
    Penelope wußte nicht, was sie tun sollte.
    Master Shakespeare kam herbeigerannt. »Was haben Sie zu ihr gesagt?« rief er.
    »Hi.«
    »Hi«, sagte Master Will, dem scheinbar seine Manieren wieder einfielen. »Was haben Sie zu ihr gesagt?« wiederholte er.
    »Hi«, sagte Penelope wütend. »Das habe ich gesagt. Hi.«
    »Ist das alles?«
    »Und dann hat sie angefangen zu weinen.«
    »Sie ist sehr nervös.«
    »Das sehe ich auch.«
    »Ich weiß nicht, wo er ist«, schluchzte Rosalind. »Er hat mich verlassen. Er hat gesagt, ich sei in Gefahr.«
    »Wer hat Sie verlassen?«
    »Was für eine Gefahr?«
    »Bobby! Ich weiß nicht, welche Gefahr.«
    »Mit Bobby meinen Sie doch Sir Robert?« fragte Penelope und klopfte der jungen Frau auf die Schulter.
    »Jaaa.«
    »Die Vorstellung fängt in zehn Minuten an. Wir müssen sie beruhigen.«
    »Lassen Sie mich mal«, sagte Penelope und legte der Schauspielerin den Arm um die Schultern. Sie führte sie durch die Menge von Schaupielern, die über den plötzlichen Zusammenbruch ihrer Heldin völlig entsetzt waren.
    Shakespeare schüttelte den Kopf, rang die Hände und sah ihnen unschlüssig hinterher.
    Penelope führte die aufgebrachte Schauspielerin zu einer

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