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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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geblasen«, sagte Dutch.
    »Hast du ihm auch den Marsch für seine Unbeständigkeit geblasen? Zuerst fragt er mich nach einer Verabredung, und das erste, was ich höre, ist, daß er mit der königlichen Astrologin herummacht.«
    »Nun – «
    »Nein, nein«, unterbrach Penelope, »Sie brauchen mir gar nichts zu sagen. Sie haben eine Midlife-crisis. Davon haben wir hier schon ein paar.«
    »Wie kann ich eine Midlife-crisis haben?« fragte Harvey. »Ich bin noch nicht mal vierzig.«
    »Na, egal«, sagte Penelope. »Da Sie nun schon einmal verdeckt herumgeschnüffelt haben… haben Sie wenigstens etwas Brauchbares herausgefunden?«
    Harvey schaute seinen Boß fragend an.
    Dutch nickte. »Du kannst ihr alles sagen. Sie ist praktisch eine von uns.«
    »Vielen Dank, Dutch. Das ist das Netteste, das du jemals zu mir gesagt hast.«
    »Bild dir bloß nichts darauf ein.«
    »Also?«
    »Nichts«, sagte Harvey.
    »Nichts?«
    »Genau. Niemand will mit mir reden. Außer Alyce natürlich. Sie erzählt mir alles.«
    »Sie sind mir ja ein schöner Undercover-Polizist.«
    »Ich arbeite ja noch dran.«
    »Und wir haben noch Burke und Stoner. Ich lasse sie gerade Überstunden am Computer machen.«
    »Irgendwie beruhigt mich das nicht besonders. Haben sie irgendwas rausgefunden?«
    »Noch nicht. Sie haben das Übliche gemacht. Sie sind die Namen nach Steckbriefen und Haftbefehlen durchgegangen und so weiter. Aber es ist noch nichts dabei herausgekommen.«
    William Shakespeare und Richard Burbage hatten ein paar geringfügige kreative Differenzen hinsichtlich der Interpretation der ausgesuchten Szenen aus Hamlet, die als Abwechslung für die Zuschauer gewählt worden waren, die eher nach Tragödie als nach Komödie verlangten. Sie hätten bei der Komödie bleiben sollen, denn die kreativen Differenzen traten während einer Pause auf, in der ein volles Haus ungeduldig auf die berühmte Duellszene wartete.
    Als der Dramatiker war Master Will der Meinung, daß seine Interpretation von gewissen Monologen seines großartigsten Werks korrekt war. Als der Star war Master Richard der Meinung, daß seine Interpretation die richtige war.
    »Sie klingen wie Clint Eastwood. Was kommt als nächstes?
    Na los, Laertes, make my day. Oder wie wäre es zur Abwechslung mit Kevin Costner? Den haben Sie noch nicht nachgemacht.«
    Der stämmige Burbage war außer sich. »Ich mache überhaupt niemanden nach, Sie… Sie… Krötenarsch.«
    »Hm, lassen Sie mich überlegen. Das war nicht Costner. Nein, warten Sie. Ich hab’s! Sylvester Stallone!«
    »Sie sind wirklich nur ein elender Schreiberling«, schrie Burbage. »Manchmal glaube ich, daß Marlowe wirklich Ihre Stücke geschrieben hat.«
    »Marlowe!« kreischte Master Will. »Marlowe könnte nicht einmal meinen Federkiel zum Marktplatz tragen. Ich werde Ihnen zeigen, wie es klingen sollte!«
    »Na gut, tun Sie das!« rief Master Richard.
    »Na gut!« schrie Englands größter Dramatiker zurück. »Das werde ich auch!«
    So geschah es, daß Englands größter Dramatiker auf die Bühne marschierte – sehr zum Erstaunen des versammelten Hofes Dänemarks –, einen Degen ergriff und eine, wie er fand, äußerst melancholische Pose einnahm. Dabei fiel ihm erst zu spät auf, daß er seinen Text nicht kannte, ganz zu schweigen den der anderen.
    »Rache!« rief Master Richard unter der Bühne hervor. Er hatte sich im letzten Moment dazu entschlossen, den Geist von Hamlets Vater zu spielen, obwohl der letzte Auftritt des ermordeten Königs ein paar Szenen zuvor stattgefunden hatte. »Na los«, donnerte Burbage, »make my day!«
    Master Will begeisterte alle. Als er schließlich mit viel Stottern und Stammeln den letzten Todeskampf hinter sich gebracht hatte und Fortinbras, König von Norwegen, auftrat, um die Leichen wegzuschleppen, wanden sich die Spieler und die Zuschauer in hysterischen Lachkrämpfen.
    Ganz hinten im Freilichttheater hielt sich Penelope die Seiten und wischte sich die Tränen aus den Augen. Aber sogar während sie lachte, ging ihr ein ernster Gedanke durch den Kopf. Jemand sollte die beiden dazu bringen, sich vor der nächsten Aufführung zu vertragen.
    »Was für ein Trottel.«
    Penelope drehte sich um und sah veschwommen Marlowe neben sich stehen. »Aber er ist ein lustiger Trottel«, sagte sie und wischte sich die Tränen weg.
    »Sie sollten einmal bei unserer kleinen Truppe vorbeikommen. Dann können Sie mal sehen, was richtiges Theater ist.«
    »Vielleicht werde ich das auch«, sagte

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