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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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hinüber.
    Als sie bei Marlowes Truppe ankam, bereute Penelope es, Marlowe verteidigt zu haben. Er war ein Idiot, und Sharon hatte vollkommen recht. Marlowe begrüßte die Königin mit äußerst kalter Überheblichkeit, die in ihrem kleinen Königreich ohnegleichen war.
    »Offensichtlich gab es heute abend beim Schreiberling nicht genug Possen, um Euer Majestät zu amüsieren«, sagte Marlowe.
    »Ich entschuldige mich«, sagte Penelope, »ich wollte wirklich kommen, aber ich hatte einfach keine Zeit. Ich werde jedoch morgen dasein.«
    »Das ist egal. Wenn Euer Majestät sich mit zweitklassigen Aufführungen eines drittklassigen Autors zufriedengeben…«
    »Es gibt keinen Grund, unhöflich zu werden.«
    Marlowe schnitt ihr mit einer lässigen Handbewegung das Wort ab. »Meine Zeit wird kommen. Die Welt wird schließlich den Schreiberling als das erkennen, was er ist, und Christopher Marlowe applaudieren, wie er es verdient.«
    Penelope fühlte sich ziemlich unwillkommen – und das zu Recht – und sagte: »Bis morgen dann.«
    Marlowe drehte sich um: »Mehr Ale«, rief er, »wir werden auf den größten Dramatiker der Welt anstoßen.«
    Draußen bekam der königliche Panzer den ersten Sprung, als Penelope sagte: »Weißt du, ich glaube, der Mann ist wirklich davon überzeugt, daß er Kit Marlowe ist.«
    Sir Walter, der begierig auf jede Bemerkung ansprang, die sie ihm hinwarf, erwiderte: »Du hast völlig recht. Hier draußen herrscht sowieso schon ein eher dürftiger Sinn für die Wirklichkeit, aber er… er…«
    »Nimmt das alles viel zu ernst?«
    »Ja, ganz genau.«
    Penelope wandte sich ab, um ihr Lächeln zu verbergen.
    Hinter ihnen brüllten die Schauspieler von Marlowes Truppe ihren Trinkspruch gen Himmel. »Christopher Marlowe. Der größte Dramatiker auf Gottes Erden.«
    Nachdem sie beschlossen hatte, daß es für Andy nun genug der Buße war, führte Penelope die königliche Gruppe geschickt in die Richtung der Kissing Bridge. Sie verlangsamte unmerklich das Tempo, als sie sich der Brücke näherten, und wartete darauf, daß Andy die Gelegenheit ergreifen würde. Sie gingen beinah im Schneckentempo, als sie die Mitte der Brücke erreichten.
    Was für ein Trottel. Ich muß auch alles allein machen.
    Penelope drehte sich abrupt um und sagte: »Und?«
    »Und was?«
    »Willst du mich nicht küssen? Das ist die Kissing Bridge. Niemandem ist es erlaubt, sie zu überqueren, ohne sich zu küssen.«
    »Auch wenn du wütend auf mich bist?«
    »Vor allem, wenn ich wütend auf dich bin.«
    Der Bach, der unter der Brücke hindurchfloß, gurgelte und plätscherte leise, als Andy Penelope zum erstenmal an diesem Tag in die Arme nahm. Der Kuß war zuerst sehr vorsichtig, aber nach einiger Zeit stieg er auf Penelopes Knutschskala von eins auf zehn. Dabei übertrumpfte er jeden einzelnen berühmten Kuß in ihrem Gedächtnis und trieb ihre Körpertemperatur in die Höhe, bis sie bereit war, diesen Kuß in die Kissing Hall ofFame von Empty Creek zu schicken, damit er dort auf ewig ausgestellt würde.
    In genau diesem Moment wurden noch andere denkwürdige Küsse ausgetauscht. Die Mitglieder der königlichen Leibgarde, die vergessen hatten, wer mit was dran war, schmusten begeistert in diskretem Abstand von der Königin und ihrem Begleiter. Lola seufzte in den Armen ihres Gerichtsdieners, als er sanft ihre Augenlider mit den Lippen streifte. Bobby hielt Sharon in einer väterlichen Umarmung, bis sie ihn an den Ohren zu sich herunterzog und ihm einen fetten Schmatzer auf den Mund drückte. Robin Hood wirkte in der sanften, wenn auch etwas erdrückenden Umarmung der jungen Dirne ein wenig verloren. Sogar Dutch war verziehen worden, daß er Stormys triumphale Parade als Königin der Pikten verpaßt hatte, und er war nun der dankbare Empfänger von eher wilden und äußerst unköniglichen Zärtlichkeiten. Aber schließlich waren die Pikten noch nie besonders zivilisiert gewesen. Und was Laney und Wally anging… nun, sie waren mit Dingen beschäftigt, die Laney wieder einmal ähnlich sahen und die mit Tätowierungen zu tun hatten und unter dem Deckmäntelchen der Nachforschung liefen.
    Was Venus und Cupido anging, war alles in Ordnung.
    »Boah«, flüsterte Penelope ehrfurchtsvoll, als Andy sie schließlich freigab.
    »Ist mir nun verziehen?«
    »O ja«, sagte Penelope eher atemlos und klang genau wie Lola LaPola, die die Worte just ein paar Minuten früher geäußert hatte. »Bring mich nach Hause. Mach mit mir, was du

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