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Shakespeare, Katz & Co

Shakespeare, Katz & Co

Titel: Shakespeare, Katz & Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Garrison
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willst.«
    Sie eilten mit ungebührlicher Hast von der Kissing Bridge.
    Alexander imitierte einen Deutschen Schäferhund und bellte wütend, als Penelope und Andy der königlichen Leibgarde zum Abschied zuwinkten, die dringend ein paar eigene Wächter zu brauchen schienen. Nun, vielleicht auch nicht.
    Nach ein paar mechanischen Streichlern wurde Alex mit unmißverständlichen Worten zu seiner Pyjamaparty zurückgeschickt, während sich Penelope eilig die königlichen Gewänder vom Leib riß und ins Bett kletterte. Dort wartete sie darauf, daß Andy mit ihr machte, was er wollte.
    Und das war nicht von schlechten Eltern.
    Penelope erwachte nur mühsam aus ihrem seligen Tiefschlaf, als entfernte Schreie in ihr Liebesnest drangen.
    »Zu den Waffen! Zu den Waffen!«
    »Nein, Liebling, ich will jetzt keine Waffeln«, nuschelte Penelope.
    »Hm«, erwiderte Andy.
    Penelope rollte herum und vernahm nun undeutlich das Bellen eines Hundes.
    »Zu den Waffen!«
    Der Schrei kam aus dem Militärlager.
    Das entfernte Heulen einer Sirene störte ihren Schlaf. Zu der einen Sirene gesellte sich eine zweite und eine dritte.
    Die näherkommenden Sirenen brachten Alexander zum Jaulen. Dieses wilde, traurige Heulen war sehr hilfreich dabei, Penelope aus der Bewußtlosigkeit zu wecken, da der Terrier direkt neben ihrem Ohr Posten bezogen hatte, als er loslegte. Sie fuhr senkrecht in die Höhe und knallte mit dem Kopf gegen die niedrige Decke.
    »Aua!«
    Big Mike rannte tatendurstig zur Tür.
    »Wasnlos?« fragte Andy und tastete nach seiner Brille, bevor ihm aufging, daß er wahrscheinlich träumte, da er gar keine Brille trug.
    »Irgendwas ist passiert«, sagte Penelope und versuchte mühsam, ihre Jeans anzuziehen, in ihre Slipper zu schlüpfen, ein Sweatshirt zu finden und ihre Augen zu öffnen – und das alles gleichzeitig.
    »Was? Was ist passiert?«
    Ein Schrei aus dem Dorf beantwortete Andys Frage.
    »Mord!«

 
     
    Ganz im Sinne der Theatertradition öffneten sich am Sonntag morgen die Tore, aber keiner war wirklich mit ganzem Herzen dabei. Die Kanonenschüsse bollerten, um einen weiteren Tag der Festspiele anzukündigen, aber sie klangen dumpf und freudlos. Die Trompeten bliesen – für einige klangen sie sehr schrill, für andere eher durchdringend. Die Fanfarenstöße, denen der sonst übliche Schwung fehlte, klangen, als seien sie ein verzweifelter Aufruf, sich zu amüsieren.
    Elisabethaner sämtlicher Ränge begrüßten die frühen Festspielbesucher, verteilten kleine Blumen an die Frauen und forderten die Männer auf, an diesem Tag der Tage fröhlich zu sein. Die Jongleure und Zauberer zeigten ihre Kunststücke und entzückten die Kinder. Doch trotz der augenscheinlichen Fröhlichkeit schien es nur gut einstudierter, zur Schau getragener Frohsinn zu sein.
    Sogar Big Mike und Alexander wirkten nach der langen Nacht teilnahmslos und rannten mit hängendem Kopf herum. Sie warteten ungeduldig darauf, daß die Königin den Thron bestieg, damit sie einen vertrauten Schoß zur Verfügung hatten, auf dem sie ihren Schlaf nachholen konnten.
    Gerüchte schwirrten durch den königlichen Pavillon.
    Penelope, die sich mit Adrenalin und Koffein wach hielt, versuchte, den Zeitplan einzuhalten, und forderte ihre Untertanen dazu auf, nicht zu sehr über die Tragödie der vergangenen Nacht nachzudenken und vor den Tölpeln ihr Bestes geben.
    Das war ein guter, vernünftiger Ratschlag, und Penelope wünschte, sie könnte ihn selbst befolgen. Aber sie machte sich trotzdem Gedanken.
    Penelope war es unsinnigerweise von weitem so vorgekommen, als würde eine Horde Transsylvanier mit Fackeln durch das Dorf rennen, die ihren ganzen Mut zusammennahmen, um Dr. Frankensteins Schloß zu stürmen. Oder war es das von Graf Dracula? Es war noch viel zu früh – oder schon zu spät –, Twenty Questionsin der Kategorie Film zu spielen, vor allem, da sich erneut ein unziemliches Ereignis auf den Elisabethanischen Frühlingsfestspielen von Empty Creek zugetragen hatte.
    Penelope und Andy rasten über die Brücke in das Dorf, in dem die Hölle los war.
    »Was ist passiert?« rief Penelope, als die verschlafene und zerzauste königliche Leibgarde um die Wagen herumlief.
    »Schaut nicht hin, teure Dame«, sagte Just Beamish.
    »Tot.«
    »Wer ist tot?«
    »Ich weiß es nicht. Einer der Schauspieler.«
    0 Gott, nicht Sharon. Bitte nicht Sharon.
    »Es ist furchtbar, Euer Majestät.« Kathy zitterte und kuschelte sich nah an Timmy, der einen Arm um ihre

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