Shakespeare, Katz & Co
waren sie nun bereit für ein weiteres Schläfchen. Als die Königin wieder ihren Platz auf dem Thron einnahm, preßte der verführerische Rotschopf Alexander fest an ihren Busen und ging davon. Mycroft brauchte währenddessen ganze fünf Minuten, um die Falten des königlichen Gewandes zu seiner Zufriedenheit anzuordnen, bevor er wieder einnickte. Er schnurrte vor Zufriedenheit und klang dabei wie ein kleines Motorboot. Penelope streichelte sanft sein Fell und dachte – vielleicht war es auch ein Wunsch –, daß sie eine gute Katze abgeben würde.
Die elisabethanische Bühne blieb geschlossen, um Richard Burbage zu gedenken und weil seine zweite Besetzung an einer Lebensmittelvergiftung litt. Wahrscheinlich lag es an verdorbenem Parmesankäse, den er am Abend zuvor so großzügig über seine Pizza gestreut hatte.
Marlowe war ausnahmsweise einmal liebenswürdig und bot sich an, die Lücke zu füllen. Die Königin nahm das Angebot eilig an und versprach wieder einmal, die Vorstellung zu besuchen. Sie nahm sich fest vor, diesmal ihr Wort zu halten.
»Danke«, sagte Marlowe einfach. »Meine armen Spieler wären sehr dankbar, wenn Euer Majestät uns besuchten.«
Als es an der Zeit war, auf dem Dorfanger Recht zu sprechen, gewährte Ihre Höchst Gütige Majestät drei Furien, einem Taschendieb und einem Blasphemisten Gnade – sehr zur Enttäuschung der verschiedenen Elisabethaner, der Tölpel, des kleinen Bengels, der die Tomaten verkaufte, und all derjenigen, die lange Zeit unter den Furien gelitten hatten. Sie alle hatten sich schon darauf gefreut, die Frauenzimmer nach guter alter Sitte zu bewerfen.
Penelope befahl den Furien, vor Gott, Ihrer Majestät und den Versammelten ihre Ehemänner zu küssen und sich zu versöhnen. Zuerst kamen sie dem Befehl recht zögerlich nach, aber dann gehorchten die erröteten Frauen begeistert, und das Ganze wurde von hilfreichen Kommentaren der Kußspezialisten im Publikum begleitet. Anschließend ermahnte die Königin sie, zu gehen und sich zu bessern.
Für den Taschendieb fand die Königin Anregung in dem Epitaph von H. L. Mencken – Andys Held –, und ihm wurde befohlen, für die Dauer der Festspiele einem Sünder zu vergeben und einem unscheinbaren Mädchen zuzuzwinkern.
Bei dem Blasphemisten hätte Penelope gern auf ihren katholischen Religionsunterricht zurückgegriffen und ihn ein paar Ave Marias aufsagen lassen, aber das würde im antipapistischen elisabethanischen England nicht gehen. So nahm sie eine hübsche Blüte vom Tablett des Blumenmädchens, reichte sie ihm und sagte: »Denke über die Wunder Gottes nach.«
Die Königin war sehr zufrieden mit sich selbst und zog sich mitsamt ihrer königlichen Leibgarde und ihren steten Begleitern – dem königlichen Gefährten und dem königlichen Kater – zurück, um sich eine Erfrischung zu genehmigen. Sie wurden vom Jubel begleitet, den der Lord High Mayor anstachelte. »Auf die Gnade Ihrer Majestät, die all denen Vergebung gewährt, die dessen würdig sind.«
Nach Würstchen mit Ale kehrte die königliche Gruppe zum Pavillon zurück, wo sie Master William Shakespeare antrafen, der Sir Francis Bacon und jedem anderen, der zuhörte, ernsthaft seine Unschuld beteuerte.
Der eingeschüchterte Dramatiker machte eine tiefe Verbeugung, als Penelope sich näherte. »Ich war es nicht«, sagte er, als er sich erhob.
»Das glaube ich auch nicht«, sagte Penelope sanft. »Es sieht nicht gut aus, aber… wer ist Ihr Anwalt?«
»George Eden.«
Penelope nickte. George war der Gerry Spence von Empty Creek. Da er stets seltsam angezogen war, hatte sich seine Freundin, die Polizistin Sheila Tylor, angewöhnt, seine Kleidung zu numerieren, damit seine Hemden, Krawatten und Jacketts zusammenpaßten. Meist hielt er sich jedoch nicht damit auf, die Nummern zu beachten. Er hatte Penelope einmal gestanden, daß er sich so anzog, um Sheila von seinen wahren Lastern Scotch, Zigarren und Golf abzulenken.
»Er ist gut.«
»Sonst würde ich ja immer noch von diesen idiotischen Detectives befragt. Essen die auch noch was anderes als Marmelade n-Doughnuts? «
»Ich glaube nicht.« Sie drehte sich zu Sir Francis um. »Ich habe herausgefunden, daß Sie auch schon einmal den Sir Robert für Carolyn gespielt haben.«
Sir Francis nahm hastig einen Schluck Ale. »Ich habe mich schon gefragt, wann Sie das herausfinden würden.«
»Haben Sie sie umgebracht?«
»Natürlich nicht. Ich habe Carolyn gemocht.«
»Da habe ich aber etwas anderes
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