Shakespeares ruhelose Welt
Menschen fest. Entsprechend, in Die lustigen Weiber von Windsor , vergleicht Falstaff eine der beiden Frauen, die er zu erobern gedenkt, mit der großen goldenen Stadt, wie sie Raleigh beschrieben hatte:
«FALSTAFF: Hier ist auch ein Brief für diese; sie [hütet gleichfalls eine Börse]; sie ist eine Küste von Guiana, ganz Gold und Fülle. Diese beiden [Frauen] sollen meine Schätze werden, und ich will sie brandschatzen; sie sollen mein Ost- und Westindien sein, und ich will nach beiden Handel treiben.»
Die meisten Stücke Shakespeares, die sich in dieser Weise auf Erkundung und Entdeckung beziehen, sind in dichter Folge in den 1590er Jahren entstanden, zur Hochzeit elisabethanischer Seefahrerei.
Titelseite von Richard Hakluyt , The Principal Navigations, Voyages, Traffics and Discoveries of the English Nation – das Buch enthält den ersten gedruckten Bericht eines Teilnehmers an Drakes Reise.
Weltkarte aus Hakluyt , The Principal Navigations, 1599. Wenn in Was ihr wollt von «der neuen Weltkarte mit beiden Indien» die Rede ist, bezieht sich Shakespeare wahrscheinlich auf diese Karte.
Die Karten in Hakluyts Werk dienten, so wenig wie diese Münze und alle anderen Karten und Globen im elisabethanischen England, natürlich nicht als Mittel der Navigation. Sie sollten dem Betrachter nicht den richtigen Kurs weisen, sondern die Reisen veranschaulichen, die andere unternommen hatten. Dazu nochmals Peter Barber:
«Die erste Stelle, an der ein Mensch der elisabethanischen Zeit wohl eine Karte gefunden hat, war die Bibel. Protestantische Bibeln vor allem enthielten Karten, um die Wahrheit der Schrift zu belegen. Darin konnte man nachschauen, wo bedeutsame Dinge geschehen waren, und beweisen, dass sie tatsächlich dort stattgefunden hatten. Karten, so erklärten englische Seefahrer den Behörden im sechzehnten Jahrhundert wiederholt, nutzten ihnen herzlich wenig, wenn sie tatsächlich auf See waren. Die Karten, die wir hier im Shakespeareschen Kontext betrachten, sind tatsächlich nur für Sesselreisen gemacht, sind interessant wegen ihrer symbolischen und informativen Aspekte. 1570 erschien das erste Buch mit komplett modernen Karten, genannt The Theatre of the Lands of the World . Und als Shakespeare sie aufgriff, lag diese Vorstellung, die Welt als Schauplatz, als eine Bühne, schon lange in der Luft.»
Das Theatrum Orbis Terrarum (etwa: Vorstellung der Länder des Erdkreises ) des flämischen Kartographen Abraham Ortelius war der erste Atlas, den wir als solchen betrachten würden. Im Jahr zuvor, 1569, hatte sein Landsmann Gerardus Mercator (latinisiert aus Gerard de Kremer) eine Karte geschaffen, die auf dem neuesten Stand war und den Seeleuten dienen sollte: Nova et aucta orbis terræ descriptio ad usum navigantium emendate accomodata ; sie basiert auf dem Verfahren, das wir Mercator-Projektion nennen. Mercators mathematische Berechungen ermöglichten ihm, die Kugelgestalt der Erde zweidimensional darzustellen; dies ist die Grundform der Karten, wie sie uns heute am vertrautesten ist. Gerardus Mercator ist der Urvater einer großen Kartographendynastie; eine der neun erhaltenen Weltumsegelungsmünzen trägt tatsächlich die abgekürzt lateinische Inschrift: «Micha. Merca: fecit extat Londi: prope templum Gallo: An 1589». (Michael Mercator schuf dies. Erhältlich in London bei der französischen Kirche, im Jahr1589.) Es könnte Michael Mercator, Gerardus’ Enkel, gewesen sein, der den Prototyp für Drakes Weltumsegelungsmünze geschaffen hat und dann weitere Exemplare in Auftrag gab, um sie unter Freunden und Anhängern zu verteilen. Als sie reproduziert wurde, ließ man Mercators Namen weg, vermutlich um dem Drakes mehr Prominenz zu geben. Die Verbindung zur Familie Mercator reicht noch weiter, denn der Umriss auf der Münze folgt der als Doppelhemisphäre gezeichneten Weltkarte, die Rumold Mercator, einer der Söhne des Gerardus, für den ersten Band von Gerardus Mercators großem Atlas von 1589 geschaffen hat.
Francis Drake, Portrait eines unbekannten Künstlers, um 1580. Drakes Weltumsegelung und seine Erfolge gegen Spanien machten ihn international berühmt. Das soll seine Geste, die Hand auf dem Globus, bekräftigen.
Das Theater – Bühne, Schauplatz, Vorstellungsort –, das am engsten mit Shakespeare verbunden wird, wurde am Londoner Südufer der Themse rekonstruiert und ist heute eine große Touristenattraktion. Als sich Shakespeare und diejenigen, die wir seine Marketingleute nennen
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