Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte
konzipiertes Gebäude; sehr modern, stilvoll und gar nicht bedrohlich. Honey bluffte uns mit einem gefälschten Ausweis der Homeland Security ins Institut, den sie zufällig bei sich hatte, und Walker und ich gaben uns große Mühe, hart und amerikanisch auszusehen. Keiner machte uns Ärger, die Einheimischen waren nur froh, dass jemand mit mehr Erfahrung aufgetaucht war und ihnen die Sache aus der Hand nahm. Ein örtlicher Deputy mit Übergewicht und einem Hut auf dem Kopf, der ihm viel zu klein war, brachte uns durch die Büros vorne in die Leichenhalle im hinteren Teil des Gebäudes. Die Menschen beobachteten uns mit großen Augen und beunruhigten, ängstlichen Mienen. Es war ein Ding, sich seine Brötchen damit zu verdienen, dass man außerirdischen Besuch vermarktete, ein anderes, wenn diese Außerirdischen auf einmal im Hinterhof in der Absicht auftauchten, mit Skalpellen und Kettensägen Doktor zu spielen. Der Sheriff wurde immer nervöser, je näher er der Leichenhalle kam. Er schwitzte ganz ordentlich, trotz der arktischen Klimatisierung und zuckte bei jedem plötzlichen Geräusch zusammen.
»Alle Kommunikationssysteme sind ausgefallen«, sagte er plötzlich. »Kriege kein Wort mehr raus oder rein. Wisst ihr da irgendwas drüber?«
»Tut mir leid«, sagte Honey in ihrer forschesten und professionellsten Stimme. »Informationen nur an die, die es wissen müssen. Sie wissen ja, wie das ist.«
»Oh, sicher, sicher.« Der Deputy entspannte sich tatsächlich ein wenig in der Gegenwart von jemandem, der so offenbar autoritär und kompetent war. »Gut, dass jemand da ist, der weiß, was er tut. Wir sind meist nur Teilzeitler. Der Sheriff hat seine Allergien und Doc Stern hat mit einem Autounfall auf der anderen Seite der Stadt zu tun. Das ist irgendwie diesmal mehr, als … als in der Jobbeschreibung stand.« Er sah Honey scharf an. »Wusstet ihr, was passieren würde? Seid ihr darum hier?«
»Es ist unser Job, solche Dinge zu wissen«, sagte Honey. »Gibt es in der Stadt irgendwelche Anzeichen von Panik? Haben es die Leute eilig, aus Roswell rauszukommen?«
»Nun, nein«, sagte der Deputy und runzelte heftig die Stirn. »Jeder hier hat erwartet, dass sich die Touris mit den Stadtleuten im Schlepptau in die Autos setzen und raus zum Tatort fahren, sobald die Nachricht gesendet worden war. Aber … alle bewahren die Ruhe. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Ich würde hier abhauen, wenn ich auch nur irgendeinem halbwegs kompetenten Kerl alles überlassen könnte, aber … Es scheint mir gar nicht richtig zu sein, loszuziehen und den armen Jim Thomerson hier in der Leichenhalle liegen zu lassen. Das wär gar nicht … respektvoll. Hier, da ist es.«
Er zeigte uns eine große, verstärkte Stahltür mit einem Zahlenschloss. Mehr Sicherheit als ich erwartet hatte. Wir warteten alle ungeduldig, während der Deputy sehr konzentriert die sechsstellige Zahl eingab.
»Ich komme normalerweise nicht oft hier hinten hin«, sagte er. »Nur der Sheriff und der Doc gehen überhaupt hierher. Der Doc will kommen, sobald er kann. Wollen Sie, dass ich hierbleibe …?«
»Nein«, sagte Honey. »Gehen Sie wieder auf Ihren Posten, Deputy. Wir übernehmen ab hier. Und Deputy: Keiner kommt in diesen Raum, bis wir fertig sind. Niemand sagt irgendwem irgendwas. Verstanden?«
»Natürlich, Ma’am«, sagte der Deputy und eilte, ohne sich umzusehen, davon.
»Ein intelligenter junger Mann mit hohem Potenzial, denke ich«, sagte Walker.
Wir gingen in die Halle hinein und schlossen die Tür hinter uns. Sie war größer als erwartet, mit hellen Lichtern und makellos glatten Wänden.
»Das ist doch nicht normal für eine Kleinstadt«, sagte Honey. »Vielleicht zehnmal größer, als sie sein sollte. Das würde man eher von einer Großstadt erwarten. Ich frage mich, ob man vielleicht schon früher mit ungewöhnlichen Situationen fertig werden musste.«
»Diese Halle wurde absichtlich so gebaut«, sagte Walker. »Von jemandem, der Ärger erwartete.«
»Vielleicht ist hier früher schon etwas passiert«, meinte Honey.
»Und niemand hat es Ihnen gesagt!«, meinte Walker. »Schande über sie.«
»Lasst das jetzt«, sagte ich. »Seht euch das mal an! Sie haben eine von den verdammten Kühen hergebracht!«
Zwei der Seziertische waren am anderen Ende des Raums zusammengeschoben worden und eine Kuh lag darauf auf der Seite. Die vier Beine stakten steif über den Rand des Tischs. Wir alle versammelten uns um den Kadaver. Die Kuh war auf der
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