Shaman Bond 03 - Der Spion, der mich jagte
nicht einmal die Nightside hat. Und ich will es haben.« Er sah mich gedankenverloren an. »Ich hätte wissen sollen, dass ein Drood hier sein würde. Es wäre kein ehrlicher Wettkampf, wenn das nicht der Fall wäre.«
»Moment mal, stopp«, sagte ich. »Sie können meinen Torques auch sehen? Verdammt! Worin besteht der Vorteil, eine Geheimwaffe zu haben, wenn jeder darüber Bescheid weiß?«
»Ah«, erwiderte Walker, »aber wir sind ja auch nicht jeder, oder?«
Ich nickte, der Punkt ging an ihn. »Trotzdem«, sagte ich. »Warum sollte Alexander King Sie auswählen, Walker? Ich will Sie nicht beleidigen, aber Sie sind so gesehen ja kein Agent.«
»Vielleicht nicht«, erwiderte er. »Aber wer weiß mehr über die wirklichen Geheimnisse und Mysterien der Welt als ich?«
Wir wandten uns jetzt der nächsten ankommenden Gestalt zu, die langsam über die Landeplattform spaziert kam. Er blieb vor uns stehen, nickte kurz und stand dann einfach da, damit wir ihn betrachten konnten. Um ehrlich zu sein, sah er nach nichts Besonderem aus. Leidlich gutaussehend, sogar halbwegs elegant, war er Anfang zwanzig und trug einen maßgeschneiderten, modischen Anzug. Und das mit Grazie und Lässigkeit. Blonde Haare, blaue Augen, gut in Form; aber nichts, mit dem man angeben konnte. Er hatte etwas Reserviertes, als stecke er seine Nase oft in Bücher. Sein Gesicht war blass und im Wesentlichen charakterlos. Um genau zu sein, man vergaß es genauso schnell wie meines. Ein Agentengesicht. Er schüttelte uns nicht die Hand und wenn Honeys Sex-Appeal bei ihm ankam, dann behielt er das für sich.
»Peter King«, sagte er kurz. »Der Autonome Agent ist mein Großvater. Er bestand darauf, dass ich an diesem abgedrehten Spiel teilnehme. Ich erwarte allerdings nicht, dass er mir Vorteile einräumt. Das hat er noch nie getan.«
»Auf welchen Zweig der Spionage bist du spezialisiert, Peter?«, fragte ich.
»Unternehmenskommunikation«, sagte er steif. »Industriespionage. Das Stehlen von geschützten Geheimnissen oder privilegierter Information. Transfer und sicheres Geleit von wichtigem Personal, so etwas in der Art. Nicht ganz so glamourös wie das, was ihr macht vielleicht, aber es steckt viel Geld darin mitzuhelfen, wie sich Unternehmen gegenseitig ausspielen.«
»Ich kann nicht sagen, dass ich jemals von dir gehört hätte, Peter«, sagte Honey nicht unfreundlich.
Er lächelte kurz. »Das liegt daran, dass ich gut bin in dem, was ich tue.«
Dagegen war nichts zu sagen. Die besten Agenten hinterlassen keine Spur davon, dass sie je da gewesen waren.
»Dennoch, Alexander Kings Enkel«, sagte Honey Lake nachdenklich. »Die CIA hat keine Aufzeichnungen darüber, dass King je eine Familie hatte.«
»Großvater glaubte nicht daran, mögliche Geiseln ihrem Schicksal zu überlassen«, sagte Peter. »Wenn die Welt nichts von seiner Familie wusste, konnte die Welt sie nicht gegen ihn benutzen. Der große alte Mann der Geheimnisse hatte Freude daran, selbst welche zu haben. Fragt mich nicht nach meinem Vater oder meiner Mutter. Einige Dinge sollten geheim bleiben.« Er sah sich auf der verlassenen Landeplattform um. »Das ist das erste Mal, dass ich hier bin. Hier im Haus auf dem Gipfel der Welt, wo er seine Geheimnisse wie der alte Miesepeter hütet, der er ist. Meine Mutter hat mir Dinge über diesen Ort erzählt … Noch Jahre später hatte sie Albträume aus ihrer Zeit hier. Und jetzt bin ich hier, der nicht ganz so verlorene Sohn, und muss zu einem Wettkampf um etwas antreten, was von Rechts wegen mein Erbe wäre.«
»Familiengeschichten sind immer furchtbar peinlich«, sagte der Blaue Elf.
»Da hörst du von mir keine Widerworte«, sagte ich.
Alle sahen sich um, als der Klang von hohen Absätzen zu hören war. Die letzte Kandidatin im großen Spiel kam heran, um uns Gesellschaft zu leisten. Ich sah ihrer Ankunft zu, und diese Aufmerksamkeit war es wert. Ich wollte durch die Zähne pfeifen und applaudieren, einfach nur aus Prinzip. Peter grinste offen, der Blaue Elf lächelte beinahe gegen seinen Willen, und Walker … sah ruhig und gesammelt aus, wie immer. Honey Lake betrachtete die letzte Kombattantin mit einem kühlen, nachdenklichen Blick. Sie erkannte eine Bedrohung ihrer Position, wenn sie eine sah. Die entzückend stilsichere junge Dame kam mit einem gekonnten Hüftschwung vor uns zu stehen, nahm eine elegante und ganz bezaubernde Pose ein und gönnte uns ihr charmantestes Lächeln.
»Grüß Gott und hallo, liebe
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