Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
es einfach, dir bei der Arbeit zuzusehen«, sagte sie. »Oder vielleicht ist es der Gedanke daran, dass du in Schweiß ausbrichst.«
»Oh gut, ich dachte mir schon, das hat einen Grund. Willst du, dass ich einen Schneemann baue, wenn ich hier fertig bin?«
»Hast du auch Karotten für die Nase dabei?«
»Oh, verdammt«, sagte ich und wischte den letzten Schnee von der Falltür. »Ich wusste doch, ich hab was vergessen.«
»Warum haben sie den Eingang so tief vergraben?«, fragte Molly und trat näher, um die Luke in Augenschein zu nehmen. »Sieht aus, als habe ihn Jahre niemand mehr benutzt.«
»Dem Aussehen nach zu urteilen, war das Ding nie als Eingang gedacht«, sagte ich. »Das sieht mir ganz nach einem Notausgang aus. Um schnell aus der Area 52 rauszukommen, wenn die Kacke am Dampfen ist.«
Ich kauerte mich in das Loch, das ich gemacht hatte, und unterzog die Stahlklappe einer genauen Prüfung. Molly drückte sich eng an mich und lugte über meine Schulter. Die Luke war aus solidem Stahl, zentimeterdick, mit einem echt komplizierten Schloss. Erinnerte mich sehr an eine Luftschleuse.
»Ich könnte da vielleicht durchbrechen«, sagte ich endlich. »Das ist nur Stahl. Aber wenn man dieses raffinierte Schloss betrachtet, dann wette ich gutes Geld, dass jeder Bruch in der Hülle der Tür in einer Sperre des gesamten Zugangssystems resultiert. Mal ganz abgesehen von all den anderen Alarm- und Sicherheitssystemen. Was bedeutet, dass wir entweder rausfinden, wie man all diese Schlösser aufkriegt, oder wir lassen es gleich bleiben.«
»Wenn man nicht weiter weiß, dann sollte man betrügen«, sagte Molly heiter. »Leih mir mal deinen Chamäleon-Kodex für eine Minute.«
Ich griff am Handgelenk durch meine Rüstung und löste einen meiner Manschettenknöpfe durch eine Berührung. Dann zog ich ihn heraus und gab ihn Molly. Ich sah interessiert zu, wie sie den Knopf vorsichtig gegen verschiedene Sensoren drückte und ihn die hoffentlich von Schnee und Eis konservierten DNA-Spuren von dem aufnehmen ließ, der das Schloss zuletzt berührt hatte. Sie hielt den Manschettenknopf hoch, sprach eine Weile leise darauf ein, und plötzlich flog eine kleine Staubwolke um Mollys Hand herum. Sie wirbelte auf und schillerte schließlich als eine vage menschliche Form vor uns im Schnee. Sie wurde immer klarer und deutlicher, als Molly sie mit ihren gemurmelten Worten formte. Sie gestaltete etwas, das wir in unserer Branche einen Rauchgeist nennen: Eine geist- und seelenlose Reproduktion eines menschlichen Körpers, geschaffen aus ausrangierter DNA, Hautschüppchen und anderen menschlichen Hinterlassenschaften und gemischt mit allem, was auch immer zu dieser Zeit in der Luft umherflog. Nicht echt, nicht einmal die Erinnerung einer Person, nur ein flüchtiges Spektrum aus dem, was Menschen manchmal so hinterlassen. Sie halten in der Regel nicht lang, aber man kann alle möglichen interessanten Dinge mit ihnen anstellen.
Mollys erste Versuche, den Rauchgeist zu formen, waren nicht sehr erfolgreich, sie waren deformiert, missgestaltet, es fehlten Teile, oder sie standen überhaupt nicht im Verhältnis zueinander. Aber schließlich hatte sie etwas zusammengestoppelt, das annehmbar war. Es kauerte sich in das Loch zwischen uns und beugte sich über die Stahlluke: grauer Nebel, der so fein war, dass er kaum vorhanden zu sein schien. Es war nicht wirklich gegenwärtig, in dem Sinne, dass hier wirklich jemand bei uns war; ein Umstand, den ich eigentlich ziemlich beunruhigend fand. Ich gestikulierte wild zu Molly hinüber, damit sie voranmachte, und der Rauchgeist bewegte sich ruckend, als sie ihn mit ihrem Verstand berührte. Er präsentierte sein graues Auge einem Retina-Scanner, berührte mit einem grauen Finger einen Fingerabdruck-Scanner und schaffte es sogar, ein paar Worte für die Stimmerkennungs-Software abzusondern. Dann brach er zusammen und wurde wieder zu dem Staub, aus dem er entstanden war.
»Krass«, sagte ich.
»Was weißt du schon«, erwiderte Molly. »Ich kannte da diesen Kerl, der Rauchgeister gemacht hat, um mit ihnen Sex zu haben.«
»Viel zu viel Information«, unterbrach ich.
Die Stahlluke löste sich langsam unter uns, gab kleine Kratzgeräusche von sich und klappte dann nach unten weg, um eine leere Stahlkammer darunter freizugeben. Ein Licht ging an und erhellte die Kammer. Es waren keine Einzelheiten zu sehen, nur ein kleiner roter Knopf an einer Wand. Molly zog sich zurück und schüttelte den
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