Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
sollten wir noch ein paar Liegen aufstellen. Und eine weitere chemische Toilette. Ich teile meine nicht.«
»Ich glaube kaum, dass die wegen dir hier sind«, meinte ich.
»Typisch«, murmelte Harry. »Du glaubst immer, alles dreht sich um dich, Edwin.«
»Zu meinem andauernden Missfallen tut es das meist«, sagte ich. »Ich glaube, ich kenne diese arroganten, übertriebenen Schritte. Hier drüben, Cedric.«
Der Seneschall erschien am Ende eines Bücherregals, hielt inne, um uns alle kurz mit einem grimmigen Blick zu bedenken, und kam dann mit förmlichen Schritten auf uns zu, in meine Richtung. Ich nahm eine lässige Pose ein, nur um ihn zu ärgern. Er hielt direkt vor mir an, schnaubte laut und sah mir finster ins Gesicht.
»Edwin Drood«, sagte er mit seiner besten formellen Stimme. »Ich bin hier, um dich im Namen der Familie festzunehmen.«
»Siehst du?«, sagte ich zu Harry. »Es geht um mich. Bist du auch schön eifersüchtig? Wolltest du vielleicht, dass er hier wäre, um dich festzunehmen?«
»Ich habe dir gesagt, ich weiß, wo jeder ist«, sagte der Seneschall, als hätte ich nichts geäußert. »Du kannst nirgendwohin fliehen, dich nirgendwo im Herrenhaus verstecken, wo ich dich nicht finden kann.«
»Vor dir verstecken?«, fragte ich. »Vergiss es. Wir haben doch immer so viel Spaß. Bist du allein hier, Seneschall? Keine Verstärkung? Glaubst du wirklich, dass du mich festnehmen kannst, ohne eine Armee, die mich niederwirft?«
»Ich brauche keine Armee. Ich bin der Seneschall. Du wirst mit mir kommen, Edwin, weil du ansonsten dem Familienwillen zuwiderhandelst. Bist du wirklich dazu bereit, dich wieder zum Vogelfreien erklären zu lassen?«
»Festgenommen«, sagte ich nachdenklich. »Für was genau?«
»Als wichtiger Zeuge«, erwiderte der Seneschall ruhig. »Für die mutmaßliche Beteiligung am Mord an Martha Drood. Als ein mutmaßlicher Komplize der mutmaßlichen Mörderin, der Hexe Molly Metcalf. Mir tut leid, was ihr passiert ist. Du hast mein Wort, dass ich denjenigen, der den Mob so tödlich aufgehetzt hat, finden werde und dafür sorge, dass er bestraft wird. Aber das ändert nichts.«
»Nein«, sagte ich. »Nichts ändert sich je wirklich, was mich und die Familie angeht. Wie oft muss ich mich eigentlich noch beweisen?«
»Keiner ist wichtiger als die Familie«, erklärte der Seneschall. »Und jetzt komm mit, du wirst bis zu deiner Verhandlung an einem sicheren Ort festgesetzt.«
»An einem sicheren Ort wie Sebastian, in der Isolierstation?«, fragte ich. »Man sah seinen Mörder nicht einmal kommen und gehen. Wenn du mich wegsperrst, werde ich nicht lange genug leben, um vor Gericht gestellt zu werden.«
»Niemand wird zulassen, dass dir so etwas passiert«, sagte der Seneschall. Sein Gesicht und seine Stimme waren völlig ungerührt. »Du wirst rund um die Uhr bewacht, zu deiner eigenen Sicherheit.«
»Das muss sich anfühlen, als fielen all deine Geburtstage auf einen Tag«, sagte ich. »Aber was ist mit der Apokalyptischen Tür und Doktor Delirium?«
»Die Familie hat noch andere Agenten, Edwin. Sogar ziemlich kompetente. Die werden mit dem Problem fertig werden. Du bist nicht unersetzlich. Und jetzt komm mit mir. Die Bedürfnisse der Familie müssen immer an erster Stelle stehen.«
»Nein«, sagte ich. »Nicht immer. Weil die Familie nicht immer weiß, was gut für sie ist.«
»Aber du weißt es?«
»Manchmal ja.«
»Und du sagst, ich sei arrogant«, sagte der Seneschall.
Wir starrten uns gegenseitig ins Gesicht, als William sich plötzlich zwischen uns schob.
»Ihr könnt euch hier nicht schlagen«, meinte er scharf. »Was glaubt ihr? Das ist die Alte Bibliothek, das Lager des Droodschen Wissens! Ich werde nicht riskieren, dass diese Bücher zerstört werden und kostbares Wissen verlorengeht! Ihr könnt hier nicht kämpfen, ich verbiete es!«
»Geh zur Seite, Bibliothekar«, sagte der Seneschall, »ich muss meine Pflicht tun. Einige Dinge sind wichtiger als Bücher.«
William warf plötzlich seine Arme um den Seneschall, hielt dessen Arme an der Seite und ihn selbst auf der Stelle fest. Da er nur halb so groß war wie der Seneschall, war das beeindruckend.
»Geh, Edwin!«, sagte William laut. »Tu, was du tun musst! Ich halte ihn fest!«
Der Seneschall stand sehr still, obwohl er den Bibliothekar einfach so hätte fortschleudern können, indem er einfach nur seine Brustmuskeln anspannte. Er sah ziemlich verlegen aus.
»Bitte, Onkel William. Lass mich los. Ich habe
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