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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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dass ich auf dem Boden eines tiefen Kraters gelegen hatte. Ich hatte den Dschungelboden wie ein Meteor getroffen und genug Erde weggeblasen, um ein Loch von gut sechs Metern im Durchmesser zu schlagen. Dampf stieg immer noch von den weichen Kraterwänden auf. Ich schlug Kerben in eine Seite des Kraters und benutzte sie, um aus dem Loch zu klettern.
    Der Dschungel umgab mich dicht, bis direkt an den Kraterrand. Die Bäume waren eng zusammengepackt und erstreckten sich in alle Richtungen. Der Raum zwischen ihnen hing von oben voller Lianen, und von unten wuchs dichtes Unterholz. Nach oben offen war nur ein einziges Stück Raum, das ich geschlagen hatte, indem ich hindurchgefallen war. Abgebrochene Äste und gesplitterte Stümpfe waren an den zerrupften Seiten der Bäume zu sehen, und immer noch flatterten langsam einzelne Teile von zerbrochener Vegetation herab. Das dicke Blätterdach blockierte einen Großteil des Lichts und verlieh dem Urwald ein dämmriges, zwielichtiges Ambiente. Durch das Loch, das ich gerissen hatte, fiel helles Licht herein, sodass es schien, als stünde ich im Kegel eines goldenen Scheinwerfers. Staubkörnchen tanzten und wirbelten in der angestrahlten Luft.
    Ich trat aus dem Scheinwerferlicht hinaus, um mich nicht mehr wie auf einem Präsentierteller stehend zu fühlen. Ich fuhr die automatischen Sensoren der Rüstung hoch, und der Gestank des Urwalds traf mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Überall Fäulnis, Verfall und dicke, unbekannte Gerüche. Abseits des Scheinwerferlichts konnte ich weit ins Zwielicht hineinsehen, aber alles war so dicht beieinander, dass es schwer war, Einzelheiten auszumachen. Es gab große Tiere da draußen, die mich still aus sicherer Entfernung beobachteten, aber keines von ihnen schien daran interessiert, mich zu behelligen. In meiner Rüstung strömte ich keinen Geruch aus, der mich als Beute gekennzeichnet hätte.
    Als der Urwald wieder zu gewöhnlichem Leben erwachte, war der Dschungel voller Geräusche: Grollen und Heulen, Kreischen und Schreie, die aus jeder Richtung gleichzeitig zu kommen schienen. Hier ging es um Fressen und Gefressenwerden und eine verdammt große Menge dazwischen. Weiter oben war das ständige Kreischen verstörter Vögel zu hören. Ich erhaschte kurze Blicke auf fabelhafte Farben und einen gelegentlichen Luftzug, aber die Vögel hielten Distanz. Die lautesten Geräusche in der Nähe waren das Gesumm, das Klicken und Rascheln von Millionen Insekten, die über den Dschungelboden schwärmten. Myriaden von kleinen, flitzenden Dingen sausten durch die Luft, und ein Meer von Bewegung schwärmte um meine Füße. Da waren Ameisen und Käfer und Dinge, die ich nicht einmal benennen konnte; alles kochte um mich herum. Ich sah Tausendfüßler, so lang wie mein Arm, die sich bei der Vorwärtsbewegung wanden, und Spinnen so groß wie meine Faust, die vorbeitrippelten. Einige kletterten mir auf die Füße, doch sie rutschten schnell wieder herunter, da sie auf der Rüstung keinen Halt fanden. Die größeren Viecher hielten vorsichtshalber Abstand; ich glaube, die Rüstung regte sie auf.
    Ich schaltete die Sensoren wieder herunter, das alles war einfach zu viel. Und ich hatte schon gesehen, was ich suchte. Merlins Spiegel, so elend wörtlich wie er gehorchte, hatte mich genau an der richtigen Stelle abgesetzt. Ich konnte Doktor Deliriums geheime Basis sehen, keine halbe Meile entfernt. Sie glänzte hell in der Sonne jenseits der Bäume.
    Es gab weder Spur noch Pfad, geschweige denn einen Fußweg, also ging ich einfach geradewegs in die Richtung und erzwang meinen Weg mit brutaler Gewalt durch dichte Massen von Vegetation. Ich stampfte durch das Unterholz, brach mit bloßen Händen hervorstehende Äste ab und stieß mit den Ellbogen die kleineren Bäume beiseite. Nichts im Dschungel konnte gegen mich bestehen. Wenn ich gerüstet bin, fühlt es sich manchmal an, als ginge ich durch eine Papierwelt. Durch etwas, das weniger real ist als ich. Ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Es ist gefährlich, das zu glauben. Die Rüstung kann einem das Gefühl geben, man sei ein Gott, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass sie immer nur so gut wie der Idiot darin sein kann.
    Hängende Lianen schlugen gegen meine Schulter und versuchten, sich um meine Arme zu wickeln, aber ich riss sie einfach ab und ging weiter. Das buschige Unterholz schien mich kein bisschen aufzuhalten. Dornen, bis zu zehn Zentimeter lang und dick wie Nägel,

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