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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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herum, Patronenmagazine glitzerten im hellen Sonnenlicht. Überall waren Kugeln eingeschlagen und hatten die hölzernen Wände der Hütten überall durchlöchert. Die schiere Gewalt der Wunden ließ eine überwältigende Wut vermuten, ein verzweifelt bösartiges Bedürfnis zu töten.
    Für einen Moment war ich wieder im Herrenhaus, als der Mob meine Molly tötete und wieder und wieder auf sie einstach.
    Diese Leute hatten einander erschossen, erstochen und zerhackt und damit große Wunden in ungeschütztem Fleisch verursacht. Hände waren abgeschnitten, Leichen enthauptet worden. Einige waren gestorben, als sie sich gegenseitig die Kehlen fest umklammert hielten; ein Griff so grimmig, dass er sich selbst im Tod noch nicht gelöst hatte. Andere waren mit ihren Armen tief in den Bauchhöhlen anderer gestorben. Ein Mann hatte die Hoden seines Gegenübers herausgerissen, während sein Feind seine Daumen in die Augenhöhlen des Angreifers gebohrt hatte. Nirgendwo gab es Anzeichen von Abwehrwunden. Diese Leute waren so darauf aus gewesen, einander zu töten, dass sie nicht einmal versucht hatten, sich zu schützen. Viele von ihnen sahen aus, als seien sie eher von wilden Tieren als von Menschen angegriffen worden. Aber der erste wirkliche Hinweis auf das, was hier wirklich geschehen war, war in den Gesichtern der Toten zu sehen. Er war überall der gleiche: verschrumpelt und uralt, ausgebrannt von schrecklichen Kräften, die in ihnen gewütet hatten. Das hatte ich schon einmal gesehen.
    Jedem in Doktor Deliriums geheimer Basis war die Beschleunigungsdroge gegeben worden. Sie konnte einen übermenschlich machen - für eine Weile, unglaublich schnell und stark, unmenschlich widerstandsfähig gegenüber Schmerz und Strafe. Aber die Droge verbrannte auch Lebensjahre, um die übermenschlichen Fähigkeiten anzufeuern. Die Energien eines Lebens, um einen Menschen ein paar Tage übermenschlich zu machen, oder sogar nur ein paar Stunden. Sie hatten als die Stoßtruppen des Manifesten Schicksals begonnen, geschaffen, um gegen gerüstete Droods eingesetzt zu werden. Sie kämpften gut und starben schnell, wie übernatürliche Eintagsfliegen.
    Aber das waren Fanatiker gewesen, sie hatten gewusst, auf was sie sich einließen. Sie hatten den Preis freiwillig gezahlt, diese Idioten. Das hier war anders.
    Ich richtete mich nach der Untersuchung einer Leiche, die man vom Hals bis zum Schritt aufgerissen hatte, wieder auf und schüttelte das Blut von meinen goldenen Händen. Die Fliegen ließen sich zufrieden wieder auf der Leiche nieder, als ich mich abwandte. An der Wand vor mir war ein riesiger, blutiger Fleck, von oben bis unten auf das ausgebleichte Holz geklatscht, Spritzer, hier und da mit blutigen Gewebestücken und -überresten angereichert. Es brauchte eine Weile, bis ich erkannte, was das war - bis ich nach unten sah und die tiefen Fußabdrücke im Dreck wahrnahm, die direkt zu dem großen Fleck hinführten. Ein Beschleunigter war mit übernatürlicher Geschwindigkeit gegen die Wand gelaufen und in dem Moment förmlich explodiert, als er sie getroffen hatte. Größere Stückchen waren langsam an der Wand heruntergelitten und hatten dunkle Spuren hinterlassen. Da war nichts auf dem Boden, was man hätte identifizieren können, selbst nachdem ich die Fliegen verscheucht hatte. Es war einfach alles unter dem Einschlag zerschmettert worden.
    Ich fragte mich, ob er überhaupt versucht hatte zu bremsen.
    Ich ging weiter die Straße hinab, immer noch in Richtung des Hauptlabors. Auf halber Strecke war ein Haus in sich zusammengefallen, als ob im Inneren eine Bombe hochgegangen wäre. Ich nahm mir einen Augenblick, um durch einen leeren Fensterrahmen hineinzusehen. In der Düsternis konnte ich mehrere Leichen und Leichenteile ausmachen. Sie hatten das Haus zerstört und es über sich zusammenbrechen lassen, weil sie sich nicht vom gegenseitigen Morden hatten abhalten lassen.
    Ich hastete weiter die Straße herunter und bog in eine andere ab. Ich fühlte mich, als sei ich das einzig Lebendige an diesem Ort der Toten. Ich hatte aufgehört, die Leichen zählen oder ihre Anzahl auch nur schätzen zu wollen. Es waren einfach zu viele. Je näher ich dem Hauptlabor kam, desto mehr wurden es. Hunderte, vielleicht Tausende von einst vernünftigen Männern und Frauen, von irgendeiner wahnsinnigen Wut zu einem Gemetzel an allen lebendigen Dingen getrieben, die ihnen in den Weg kamen. Ich fragte mich, ob sie dabei gelacht oder geweint hatten. Oder ob

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