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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Polaroid von Andy Warhol. Während des Essens ergeben sich noch mehr Schnappschüsse. Es ist seltsam zu sehen, wie meine Freunde sich danebenbenehmen - es ist, als sehe man den Mond mitten am Tag.
    »Oje, schlechte Imitation«, sage ich und gebe die Brille zurück.
    »Nein so was. Wir waren wohl in Europa, was?«
    »Halt die Luft an, Skye. Ob diese Brille eine Imitation ist oder nicht, hat nichts mit mir und Europa zu tun. Das weißt du.«
    Niemand stellt meine Autorität in bezug auf von den Socken hauende Designer-Artikel in Frage. Auf die Weise habe ich schließlich meine Reise nach Europa bezahlt, ebenso wie das Comfortmobile und das Modernarium: mit Imitationen, Uhren und T-Shirts. Ich war Vertreter einer Firma aus Provo, Utah, auf dem Campus, die einen Fluch für die Existenz von Chanel darstellte. Und für Ralph Lauren und Rolex und Piaget und Hugo Boss. Ich hatte also auch ein kleines, lukratives Geschäft laufen, bis natürlich die Bullen überraschend einfielen und dem Spaß ein Ende machten.
    »Lächeln.« Gaia macht Polaroids von Anna-Louise und mir mit aufgesetztem Hollywood-Grinsen, während am anderen Ende des Mülldepots ein Schwärm Einkaufspassage-Ratten, Skatepunks und Skatebetties, über den Anti-Drogen-Spot am Ende jedes Videospiels in kreischendes Gelächter ausbricht. Heiße Musik fetzt ohrenbetäubend aus der CD-Jukebox. Viel müßiges Geschwätz. Mink, meine Lieblingskellnerin, nimmt meine Fungus-Humungus-Bestellung auf und seufzt, als Anna-Louise ihre einmillionste Diät-Cola bestellt. Harmony - ein Kerker-und-Drachen-Freak und begeisterter Schwärmer fürs gute alte England - be›stellt: »Einen Kelch voller Met, hochwohlgeborenes Fräulein«, woraufhin Mink erneut seufzt und Harmony fragt, ob er eine Diät- oder eine normale Cola will.
    »Ich habe im Sommer in Amsterdam ein paar Privatschulschnösel aus Boston in einer Herberge getroffen«, sage ich. »Sie verbrachten die Woche damit, Hasch zu rauchen, bis ihnen schlecht wurde, Erdbeeren zu essen und sich die Stiche von den Mücken aus den Kanälen aufzukratzen. Sie fanden es ganz toll, jedem in der Herbergskneipe klarzumachen, wie reich sie waren. Einer der Schnösel, 'n Typ namens Chris, konnte gar nicht aufhören, von seiner Rolex zu erzählen, die ihm sein Vater zum Geburtstag geschenkt hatte, und riß dann Witze über Lancaster und die Anlagen. Er fragte mich, warum ich nicht strahlte wie seine Uhrenzeiger, und ich sagte zu ihm: ›He, Chris, laß mich mal einen Blick auf deine Uhr werfen‹, was er tat. Die Uhr war nicht echt. Das sagte ich ihm.«
    »Woran konntest du das erkennen?« schaltete sich der Mob am Tisch ein.
    »Ganz einfach. Bei einer echten Rolex hört man nur ein weiches, abgenutztes Rauschen. Die unechten machen tick, tick, tick. Der Unterschied ist eindeutig, wenn du das einmal weißt. Dabei sagte ich es ihm nicht gern. Ich meine, immerhin hatte sein Vater ihm diese Uhr geschenkt. Aber er war so ein mieser Typ, und abgesehen davon, würdest du es nicht wissen wollen, wenn dein Vater dir eine unechte Uhr schenkt und sie dir als echte andreht?«
    Schweigend wird meine Frage in Empfang genommen. Mir wird klar, daß nicht einer meiner Freunde am Tisch in seinem Leben auf einen anwesenden und dauerhaft vorhandenen biologischen Vater verweisen kann, ich eingeschlossen. Also schätze ich, die Antwort lautet, wir würden jede Kleinigkeit, die uns unser Vater gegeben hätte, annehmen, ohne jemals eine Frage zu stellen. Ich will hier anmerken, daß das letzte Geschenk von Neil, meinem biologischen Vater, in einem Stetson bestand, der mit Pot von seiner Dope-Ranch in Humboldt gefüllt war. Das Paket wurde mit UPS zugestellt, als ich sechzehn war, und Jasmine stand ungeduldig und erwartungsvoll neben mir, als ich das Geschenk auspackte. »Behalte den Hut«, sagte sie und ließ das Übrige im Handumdrehen verschwinden, und das war's. Cest la vie.
    »Also, Tyler«, bricht Skye das Schweigen, da sie gemeinschaftliche Vertrautheit spürt, »nach dem, was wir von deiner Mutter gehört haben, hat Dan S-C-H-E-l-D-U-N-G auf ihre Stirn geschrieben. Ist das wahr?«
    »Spiegelverkehrt?« fügt Harmony hinzu. »Ich meine, da wir gerade davon reden.«
    »Ja. Er hat S-C-H-E-l-D-U-N-G rückwärts geschrieben, nur mit dem N hat er sich vertan, wenn ihr es genau wissen wollt. Und jetzt kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten, und du Skye hör endlich auf, so knallhart zu sein. Sehr reizvoll ist das nämlich nicht.«
    »Wird Jasmine ihn

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