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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Fähigkeiten als Geschäftsmann.
    Dan ist bzw. war ein Grundstückserschließer und »so reich wie 'ne Nutte« (sein Lieblingswitz, dieser Scherzbold), damals, als er Jasmine heiratete und ich in Junior High School war.
    »Ein Grundstückserschließer wird dir alles mögliche erzählen, um dich ins Bett zu kriegen«, witzelte meine Mutter einmal gegenüber einer Freundin auf einer Party, die sie und Dan gaben, damals, in den Glanzzeiten von Nova-Scotia-Lachs, Alarmanlagen und eingeschriebenen Briefen aus der Schweiz - eine Ära, in der Jasmine zum ersten und hoffentlich letzten Mal mit Crepe-de-Chine-Kleidern wie aus Fernsehserien, Make-up und Scampi-Hors d'oeuvres experimentierte, während sie unter affig gekleideten Leuten auf Cocktailparties mit den modisch-androiden Ehefrauen von Dans Vertragspartnern herumhing, die alle pleite gingen, als Die Angst kam. »Betrüge, schmeichele, borge, lüge, versprich, stiehl -und was passiert dann?«
    »Was?«
    »Dann haben sie dich am Arsch.« Humor auf Cocktailbasis.
    Dan war vor einem Jahrzehnt eine gefährliche und vergiftende Neuerung in Jasmines Welt, ich schätze, sie langweilte sich, nachdem sie ganze Epochen hindurch nur in behaarte Gesichter geblickt hatte. Und eine Zeitlang waren sie auf ihre Art glücklich; sie hatten dieses Vertrauen von Tieren, das Geld ermöglicht. Ich habe sogar einige Erinnerungen an Dan, die sind ganz okay; alle drehen sich um Autos, der einzige Ort, an dem Dan sich jemals zu entspannen schien, vorzugsweise ein schnelles Auto.
    Ich erinnere mich an Fahrten über die Route 666 im V-12 Jaguar, und wie Dan: »Los Mensch«! rief, wenn wir mit durchgetretenem Pedal an den Anlagen vorbeirasten, bei hoher Geschwindigkeit mit schlenkerndem Hinterteil rückwärts fuhren, um zu sehen, ob das Rückwärtsfahren auf dem Tacho erfaßt würde. (Nein.) Himmel, war das ein Auto! Reinste Perfektion. Ein Hätschelbaby. Ich weiß noch, wie ich Dan fragte, wozu ein bestimmter Schlitz auf dem Armaturenbrett diente. »Dort steckt man Hundertdollarnoten rein.«
    Ich erinnere mich, wie Dan ein Paar selbstklebende violette Brust-Quasten, gewonnen in einer Yakima-Strip-Bar und von Jasmine ins Herz geschlossen, an den vorderen Scheinwerfern von Jasmines Auto anbrachte, auf der sie so lange klebten, bis sie sich ganz natürlich zersetzt hatten.
    Ich erinnere mich an Fahrten unter Hochspannungsleitungen auf dem Highway, und daß Dan rief, bedeckt eure Kostbarkeiten, und uns befahl, die hohlen Hände auf unseren Schritt zu legen.
    Ich erinnere mich, daß Dan auf Parkplätzen ein Monster war, ein richtiger Teufel, der Behindertenplätze wegnahm, sich quer über zwei markierte Plätze stellte, immun gegen strafrechtliche Verfolgung, weil er von einem Freund aus dem Rathaus unter der Hand einen Behindertenausweis ergattert hatte.
    Ich erinnere mich daran, wie Dan, zu der Zeit auf dem Bodybuilding-Trip, mit Daisy und mir aus dem Fitness-Center nach Hause fuhr, plötzlich mit einem Ruck in den Circle-K-Supermarkt einbog, hineinflitzte, einen Karton mit Kaffeesahne aufriß und dann die Sahne schmatzend in sich hineinschüttete. Daisy und ich folgten ihm verstört und sahen zu, wie zähflüssiges Weiß von seinem Kinn tropfte, über sein Brusthaar lief, auf seine Tanköffnung tropfte und schließlich kleine Lachen auf dem Boden bildete.
    »Steroide«, teilte er uns mit. »Wenn ich nicht sofort etwas zu mir nehme, fängt mein Magen an, sich selbst aufzuessen. Reich mir mal das Bund Bananen rüber.«
    Es waren tolle Jahre, eine tolle Zeit.
     
    Ich stehe dr a ußen in der Eingangshalle vor Dans Tür und spüre, wie kalte Luft aus dem Schlüsselloch strömt.
    Dans Apartmentgebäude ächzt förmlich vor Hoffnungslosigkeit. Es ist ein Nest für Leute, die eine Sache im Leben gemein haben, nämlich, irgendwo, irgendwann einen Zug verpaßt zu haben. Ich will nicht die Knöpfe im Fahrstuhl berühren, will nicht die traurigen Mahlzeiten riechen, deren Dünste durch den Korridor ziehen. Ich kann förmlich ehemalige Brat-Köche mit Tuberkulose sehen. In der Briefkastennische unten erheben sich geradezu Stalagmiten nicht weitergeleiteter Post. Neben einem Fenster mit Blick auf einen Baumstumpf, der niemals gerodet werden wird, liegt eine Fläche voller vertrockneter, niemals gepflanzter Ringelblumen. In dem verholzten Gestrüpp an der Straße, das ehemals eine Hecke darstellen sollte, hat sich Müll angesammelt.
    Ich klopfe an die Tür. Es erfolgt keine Antwort, aber die Stille überrascht

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